Fußball

"Schockierend", "versagt", "blutleer" Babbel knöpft sich Hoffenheim vor

Markus Babbel versuchte gar nicht erst, schönzureden, was nicht schönzureden war.

Markus Babbel versuchte gar nicht erst, schönzureden, was nicht schönzureden war.

(Foto: dpa)

Nach der historischen Pokal-Schmach gegen Viertligist Berliner AK nimmt sich Hoffenheims Trainer Markus Babbel seine Spieler zur Brust. Die hatten sich und ihn mit einer lustlosen Leistung bis auf die Knochen blamiert. "Das war unter aller Sau", stimmt Keeper Tim Wiese zu. Berlins Doppeltorschütze Metin Cakmak juchzt derweil: "Was für ein geiler Tag!"

In Feierlaune waren nur die Berliner.

In Feierlaune waren nur die Berliner.

(Foto: dpa)

Die Hoffenheimer Pokal-Deppen flüchteten vor den feiernden Amateuren und fragenden Journalisten in die Kabine, doch dort wartete ein Donnerwetter auf sie. Markus Babbel empfing seine Versager mit einer gepfefferten Standpauke, anschließend rechnete der 1899-Trainer mit den desolaten Millionen-Stars in aller Öffentlichkeit schonungslos ab. "Schockierend", "kollektiv versagt", "blutleer" - für das sensationelle 0:4 (0:3)-Debakel des Bundesligisten in der ersten DFB-Pokalrunde beim Viertligisten Berliner AK 07 fand Babbel deutliche Worte. Neuzugang Tim Wiese ärgerte sich auch einen Tag danach noch über seinen völlig verpatzten Einstand: "Wir haben gegen einen Viertligisten vier Stück bekommen, das ist unter aller Sau", meinte der Keeper.

In Wirklichkeit war es noch viel schlimmer. Die Kraichgauer waren gegen die drei Klassen tiefer spielenden Berliner völlig chancenlos, wurden phasenweise sogar vorgeführt und waren mit dem Ergebnis noch gut bedient. Peinlicher geht es nicht. "Der Sieg des Berliner war auch in dieser Höhe absolut verdient. Und das Traurige daran ist, dass sie sich dafür nicht einmal besonders anstrengen mussten", sagte ein verzweifelter Babbel. So eine Leistung werde er sich nicht bieten lassen, wetterte der 39-Jährige: "Wir können jetzt nicht einfach so zur Tagesordnung übergehen."

Babbel zieht sich den Schuh an

Einen Tag nach der Schmach nahm Babbel die Schuld für das Versagen jedoch auf sich: "Den Schuh muss ich mir anziehen, dass ich die Mannschaft nicht so einstellen konnte, dass sie das Spiel mit der notwendigen Ernsthaftigkeit angegangen ist." Die Hoffenheimer wirkten zwar nicht fit, aber der Knackpunkt war der Kopf. "Mich hat besonders die Reaktion nach dem 0:1 geärgert: keine Einstellung, die Schultern hingen runter, wir haben uns gegenseitig angemault", monierte Babbel.

Während des Spiels hatte der Coach allerdings selbst kaum eine Regung gezeigt, geschweige denn versucht, seine schläfrigen Stars aufzuwecken. "Ich war auch etwas sprachlos, das muss ich ehrlich gestehen", verteidigte sich Babbel. Seine Rückkehr nach Berlin, wo er als Trainer von Hertha BSC nach der Lügen-Affäre mit Manager Michael Preetz im Dezember 2011 entlassen wurde, hatte er sich anders vorgestellt. "Berlin wird mir immer unsympathischer", sagte der Europameister von 1996.

Auch für Wiese war der Nachmittag besonders bitter. Bei seinem ersten Pflichtspiel im Hoffenheimer Tor dürfte er sich an das Vorjahr erinnnert haben, als er mit Werder Bremen in der ersten Pokalrunde ähnlich überraschend beim 1. FC Heidenheim gescheitert war. Den Gegentreffer zum 0:4 legte Wiese mit einem völlig missratenen Abstoß quasi selbst auf. "Es war desolat. Dafür müssen wir uns schämen", sagte der 1899-Kapitän. Während die Hoffenheimer schnell den Rückzug antraten, feierte der Außenseiter den Einzug in die 2. Pokalrunde wie einen Aufstieg.

"Was für ein geiler Tag!"

Der Berliner Doppeltorschütze Metin Cakmak träumt jetzt von Bayern oder Dortmund.

Der Berliner Doppeltorschütze Metin Cakmak träumt jetzt von Bayern oder Dortmund.

(Foto: dpa)

"Was für ein geiler Tag! Ich wusste, dass wir auf Augenhöhe spielen können", sagte ein selbstbewusster Doppeltorschütze Metin Cakmak (3. und 49.). Sein nächster Wunschgegner? "Bayern oder Dortmund - wir sind bereit." Die zwei weiteren Treffer vor nur 1468 Zuschauern im altehrwürdigen Poststadion schossen Justin Gerlach (31.) und Kevin Kruschke (40.).

Nach ihrem großen Triumph wollten die Helden bis zum Morgengrauen Party feiern. "Das wird sicher ausarten", meinte Abwehrspieler Hennig Lichte. Doch Trainer Jens Härtel gab grünes Licht für die Fete mit Schampus in einem Berliner Club: "Sie dürfen feiern, aber ohne mich. Wenn der Trainer dabei ist, wird es meistens nicht so lustig. Ich will nicht die Spaßbremse spielen."

Quelle: ntv.de, sid

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen