Gastspiel auf dem Betzenberg Ballack auf Abschiedstour
18.11.2011, 14:47 UhrMichael Ballack spricht bereits über einen Abschied vom Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen zum Saisonende. Das Gastspiel heute Abend beim 1. FC Kaiserslautern könnte demnach der letzte Auftritt des einstigen FCK-Meisterspielers auf dem Betzenberg sein.
Gut möglich, dass die Abschiedstour für Michael Ballack schon längst begonnen hat. Der vielleicht letzten Rückkehr des 98-maligen Fußball-Nationalspielers auf den Betzenberg heute Abend würde in diesem Fall eine besondere Bedeutung zukommen. Als 21 Jahre alter Jungspund holte Ballack 1998 den Meistertitel mit dem 1. FC Kaiserslautern. Der Betze bebte - und Ballack strahlte. Gut 13 Jahre später stehen die Zeichen auf Abschied. Abschied von seinem Klub Bayer Leverkusen und wohl auch von der Bundesliga. "Derzeit habe ich wenig Überlegungen dahingehend, dass ich meinen Vertrag verlängern will. Im Moment gehe ich davon aus, dass es meine letzte Saison bei Leverkusen sein wird."
Ob dies auch das Karriereende für den ehemaligen Kapitän der Nationalmannschaft bedeutet, ließ der 35-Jährige offen: "Ich fühle mich noch gut, aber was ich mache, weiß ich noch nicht. Wenn ich gesund bleibe, möchte ich noch ein, zwei Jahre auf einem guten Niveau spielen. Wo das sein wird, werde ich sehen." Ausgerechnet in einer Phase, in der Ballack sich bei Bayer als Stammspieler fühlen darf, spricht der einstige England-Legionär über seinen Abgang. Sicher auch ein Indiz dafür, wie tief ihn die stetige Kritik seit seinem Wechsel 2010 von der Stamford Bridge an den Rhein getroffen hat.
"Er muss sich wieder den Neid erarbeiten"
Ballack nennt das eine "schwierige Zeit". Es sind Wunden geblieben, die nicht verheilen wollen. "Am meisten getroffen hat mich, dass man mir die fußballerische Klasse abgesprochen hat und dass ich den heutigen Fußball nicht mehr prägen könne. Das musste ich lernen zu akzeptieren, dass so etwas öffentlich diskutiert wird." Zu Saisonbeginn setzte ihn Trainer Robin Dutt häufiger auf die Ersatzbank. Schon in der vergangenen Saison hatte der damalige Coach Jupp Heynckes den Routinier nach diversen Verletzungen häufig nur als Ergänzungsspieler betrachtet.
Dass frühere Weggefährten inzwischen sogar ein gewisses Mitgefühl für den einstigen Wortführer äußern, dürfte Ballack außerdem zu denken gegeben haben. "Wenn man sich in Michael hineinversetzt, merkt man, wie schwierig das für ihn ist. Er war auch in schwierigen Zeiten des deutschen Fußballs noch ein Aushängeschild, und das sollten wir jetzt nicht vergessen", sagte DFB-Sportdirektor Matthias Sammer und riet Ballack jüngst: "Er muss sich wieder den Neid erarbeiten, ob als Spieler oder in einer neuen Karriere danach."
Das komplette Glücksgefühl durfte Ballack auch in der laufenden Saison recht selten genießen. Und lief es dann einmal richtig gut, dann setzte es nur wenig später einen neuerlichen Rückschlag. Als anschaulicher Beweis dafür taugt das Spiel der Leverkusener Ende Oktober beim SC Freiburg. Ballack erzielte den Siegtreffer zum 1:0 - und musste kurz darauf wegen eines Nasenbeinbruchs ausgewechselt werden. Mit einer Spezialmaske ausgestattet, bewies der im Unfrieden aus der Nationalmannschaft geschiedene Ballack zuletzt Kämpferqualitäten. Aber auch so tut die Abschiedstour weh.
Quelle: ntv.de, Ulrike Weinrich, sid