Fußball

Bayer erst ängstlich, dann im Pech Barça siegt, ohne zu glänzen

Vergebene Chance: Für Leverkusen und Abwehrspieler Manuel Friedrich war gegen den FC Barcelona mehr drin.

Vergebene Chance: Für Leverkusen und Abwehrspieler Manuel Friedrich war gegen den FC Barcelona mehr drin.

(Foto: REUTERS)

Bayer Leverkusen braucht ein Fußball-Wunder, um den Champions-League-K.o. gegen den FC Barcelona noch zu verhindern. Im Achtelfinal-Hinspiel agiert die Werkself lange zu ängstlich. Als Leverkusen mitspielt, gibt es auch prompt Chancen. Mehr Tore schießen trotzdem die Gäste um Lionel Messi.

Barcelonas Weltfußballer Lionel Messi setzte den Schlusspunkt in Leverkusen und kann mit Barca für das Viertelfinale planen.

Barcelonas Weltfußballer Lionel Messi setzte den Schlusspunkt in Leverkusen und kann mit Barca für das Viertelfinale planen.

(Foto: REUTERS)

Erst fehlte der Mut, dann das Glück und insgesamt die Klasse: Bayer Leverkusen steht gegen die Weltauswahl des FC Barcelona vor dem Aus in der Champions League. Der Fußball-Bundesligist verlor das Achtelfinal-Hinspiel nach einer enttäuschenden Leistung mit 1:3 (0:1) und muss am 7. März im Camp Nou auf ein Wunder hoffen.

Matchwinner für den Titelverteidiger vor 29.412 Zuschauern in der ausverkauften BayArena war der Chilene Alexis Sanchez mit seinem Doppelschlag in der 41. und 55. Minute, Weltfußballer Lionel Messi setzte mit dem 400. Europapokal-Treffer des FC Barcelona den genialen Schlusspunkt (88.). Beim 1:1 von Michal Kadlec keimte (52.) bei der Mannschaft von Trainer Robin Dutt und den Fans zwar noch einmal Hoffnung auf, doch letztlich wurde die Steigerung der Werkself nach der Pause nicht belohnt.

"In der ersten Halbzeit hat uns der Mut gefehlt, da waren wir etwas zu ängstlich, in der zweiten Halbzeit sah das komplett anders aus. Da haben wir teilgenommen an dem Spiel", bilanzierte Dutt und lobte den übermächtigen Kontrahenten. "Es ist ein enormer Laufaufwand nötig. Bis du überhaupt mal an den Ball kommst, da hat die gesamte Mannschaft schon einen Puls von 200."

Alexis Sanchez erzielte das 1:0 und das 2:1 für die Katalanen.

Alexis Sanchez erzielte das 1:0 und das 2:1 für die Katalanen.

(Foto: dpa)

Auch das Überraschungsteam von APOEL Nikosia muss um den Verbleib in der Champions League bangen. Der Fußballmeister aus Zypern verlor im Achtelfinal-Hinspiel 0:1 (0:0) bei Olympique Lyon. Alexandre Lacazette traf in der 58. Minute mit einem abgefälschten Schuss zum Sieg.

Nadelstich-Taktik ohne Nadelstiche

In Leverkusen sahen die Zuschauer in der ersten Halbzeit mauernde Gastgeber. Gegen die massierte Abwehr des Bundesliga-Sechsten mussten die ohne ihren Spielmacher Xavi angetretenen Katalanen Geduld haben. Lionel Messi ließ erst in der 38. Minute zum ersten Mal vor dem Tor seine Klasse aufblitzen. Nach der Pause traf der Weltfußballer nach einem Super-Solo nur den Außenpfosten (72.). Ein Geniestreich des kleinen Argentiniers leitete die Führung ein: Mit dem Außenrist lupfte Messi die Kugel in den Lauf von Sanchez, der allein auf Bernd Leno zulief und Leverkusens Keeper clever tunnelte. Beim 2:1 setzte sich Sanchez gegen Manuel Friedrich durch und umkurvte Leno noch.

Dutt setzte besonderes Vertrauen in den ballsicheren Renato Augusto: Der Brasilianer, erstmals nach seinem Comeback in der Startelf, sollte im Mittelfeld Regie führen. Doch er hatte einen schweren Stand. Michael Ballack fehlte wegen einer Zerrung in der rechten Wade, gab seinen Kollegen im Stadion aber moralische Unterstützung und machte ihnen Hoffnung auf seine baldige Rückkehr. "Es ist nicht ganz so schlimm. Ich hoffe, dass ich in zwei Wochen wieder dabei sein kann", sagte der 98-malige Nationalspieler.

Bayer Leverkusen - FC Barcelona 1:3 (0:1)

Tore: 0:1 Sanchez (41.), 1:1 Kadlec (52.), 1:2 Sanchez (55.), 1:3 Messi (88.)

Leverkusen: Leno - Corluka  (90.+1 Da Costa), Schwaab, Manuel Friedrich, Kadlec - Reinartz,  Rolfes (77. Kießling) - Lars Bender, Castro, Renato Augusto -  Schürrle (90. Bellarabi)

Barcelona: Valdes - Alves, Mascherano, Puyol, Abidal - Fabregas,  Busquets, Iniesta (61. Thiago) - Sanchez (86. Cuenca), Messi,  Adriano (70. Pedro)

Referee: C. Thomson Zuschauer: 29.412
Torschüsse: 6:10 Ecken: 0:6 Ballbesitz: 29:71

"Wir müssen versuchen, nicht ins offene Messer zu rennen und mit Nadelstichen zum Erfolg zu kommen", hatte Zuschauer Ballack als Taktik empfohlen. Doch die Mannschaft hielt sich nicht daran, Bayer agierte gegen die Weltauswahl aus Katalonien wie eine mittelmäßige Bundesliga-Mannschaft. Die einzige nennenswerte Aktion vor der Pause durch Renato Augusto brachte nichts ein (33.). Die große Chance zum 2:2-Ausgleich vergab der Brasilianer (56.).

Valdes hält die Führung fest

"Das Einzige, was mir nicht gefällt, dass wir zuviel Respekt haben", monierte Sportdirektor Rudi Völler in der Pause, auf kritische Nachfragen wegen der Mauertaktik  reagierte er sehr ungehalten. Immerhin räumte er ein: "Vielleicht sollten wir jetzt etwas mutiger werden." Danach sah es zunächst sogar aus, belohnt wurde das Aufbäumen mit dem Ausgleich durch Michal Kadlec, der nach einer Flanke des Kroaten Vedran Corluka per Kopf traf. Drei Minuten später war der Titelverteidiger wieder vorn, hatte aber in der 64. Minute großes Glück: Einen Schuss von Gonzalo Castro konnte Victor Valdes gerade noch an den Innenpfosten lenken, einen Kopfball von Stefan Kießling fing er weg (78.).

Bayer wurde mutiger, doch dem Gäste-Team von Erfolgstrainer Josep Guardiola war anzumerken, dass es nach der praktisch vergebenen Meisterschaft alles auf die Trumpfkarte "Königsklasse" setzen muss. Und auf Offensive. So bot Guardiola mit Messi, Sanchez und dem kurzzeitig umgeschulten Außenverteidiger Adriano wie üblich drei Sturmspitzen auf. Das Kurzpassspiel der Ballkünstler und die klare Feldüberlegenheit wirkten auf Dauer zermürbend. Und auch die Statistik sprach Bände: Barcelona hatte vor der Pause 78 Prozent Ballbesitz. Nach 90 Minuten waren es immerhin noch 71 Prozent - und zwei Tore mehr als der Gegner.

Quelle: ntv.de, dpa

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