6 Dinge, die wir am 21. Spieltag gelernt haben Bayern denkt an Europa, Slomka löscht
17.02.2014, 11:51 Uhr
"Seriös" habe der FC Bayern München die Aufgabe gegen Freiburg gelöst, sagte Trainer Josep Guardiola. Muss das Leben als Bayern-Fan langweilig sein ...
(Foto: imago sportfotodienst)
Die Bundesliga Pflicht, die Gedanken bei der Kür: Der FC Bayern erledigt den 21. Spieltag so nebenbei. Der BVB hat einen Rekord mehr, und im Keller wird es eng. Mirko Slomka versucht sich wieder an einem Wunder.
1. Der FC Bayern denkt nur noch an Europa
Bundesliga, Bundesliga – das interessiert den FC Bayern doch nicht mehr. Laaangweilig. Seit 46 Partien sind die Münchner seit diesem 21. Spieltag ungeschlagen. So viele Hoffnungen hatte Fußball-Deutschland in den SC Freiburg gesetzt. Schließlich hatten die im Hinspiel das Kunststück vollbracht, den Bayern beim 1:1 einen Punkt abzutrotzen. Aber nichts, locker und leicht schickte der designierte Meister die Breisgauer mit 4:0 nach Hause. Kapitän Philipp Lahm sprach nach dem Spiel schon von der Champions League - also von dem, was wirklich wichtig ist. Am Mittwoch geht’s im Achtelfinale der Königsklasse zum FC Arsenal nach London: "Viertel vor neun, Flutlicht, Champions League, zwei K.o.-Spiele - traumhaft!"
2. 17 Sekunden sind genug
Es gibt Bundesliga-Rekordmarken, die kennt jeder halbwegs ernsthafte Fan auswendig. Die 40 Treffer in einer einzigen Saison von Gerd Müller, das Sechs-Tore-Spiel von Dieter Müller, die insgesamt 602 Einsätze von Charly Körbel. Milos Jojic hat sich am Wochenende ebenfalls in die Geschichtsbücher eingetragen, auf die hinteren Seiten zwar, aber immerhin bei der erstbesten Gelegenheit: Der Neuzugang von Borussia Dortmund erzielte das schnellste Tor eines Debütanten in der Bundesliga. Knapp 17 Sekunden brauchte der Serbe von Einwechslung bis Jubel, 4:0 stand es danach für den BVB gegen Frankfurt, dabei blieb es auch. "Dieses Tor wird ihm bei der Eingewöhnung helfen", sagte sein Kollege Nuri Sahin. Die verletzungsgeplagten Dortmunder können schnelle Hilfe gebrauchen, die entscheidende Phase der Saison beginnt spätestens mit dem Champions-League-Achtelfinale nächste Woche gegen St. Petersburg. In der Liga liegt der BVB wieder gut im Rennen um Platz zwei. Nur noch einen Punkt mehr hat Bayer Leverkusen auf dem Konto – nach dem 1:2 im rasanten Topspiel gegen Schalke 04, das wiederum den Dortmundern einfach nicht von der Pelle rücken will. Der plötzliche Erfolgstrainer Jens Keller bleibt aber auch nach vier Siegen in Serie betont ruhig: "Es ist jetzt wichtig, dass wir konzentriert weiter arbeiten, um unsere Ziele am Ende der Saison auch zu erreichen." Keller erdet schon allein der Blick auf das Achtelfinale in der Champions League gegen Real Madrid in anderthalb Wochen: "Ich glaube nicht, dass die sich jetzt in die Hosen machen."
3. Domi Kumbela ist mehr als ein Aufstiegsheld
45 lange Minuten saß der Braunschweiger Domi Kumbela am Samstag auf der Bank. Da, wo ihn sein Trainer Torsten Lieberknecht in den letzten Spielen sehr oft schmoren ließ, obwohl er den Ehrentitel "Aufstiegsheld" trägt. Mit 19 Treffern schoss Kumbela die Braunschweiger in Liga eins – doch dann folgten ein Sehnenanriss, Schlagzeilen über eine handfeste Auseinandersetzung mit seiner Freundin, und schließlich die Verbannung aus der Startelf.
Doch im Abstiegsgipfel zeigte Domi Kumbela, wie wichtig er auch in der Bundesliga sein kann. Er kam zur zweiten Halbzeit, schoss und traf dreimal. Nun steht die Eintracht zwar immer noch auf dem letzten Tabellenplatz, hat aber nur noch einen Punkt Rückstand auf den HSV, drei Zähler sind es auf den SC Freiburg. Lieberknecht drückte es in seiner eigenen Art so aus: "Wir sind wieder in der Nähe der Möglichkeiten". Dank Domi Kumbela. Das sah auch Lieberknecht so: "Er hat das Spiel im Alleingang gedreht." Jetzt ist er also wieder da - und schwieg nach seinem Dreierpack. Er wird doch wohl nicht gedacht haben: War ja nur gegen den HSV?
4. Slomka muss wieder den Feuerwehrmann geben
Auch Mirko Slomka ist wieder da. Er darf nun versuchen, den Hamburger SV nach sieben Niederlagen in Folge vor dem Abstieg zu retten. Ein zweifelhaftes Vergnügen, könnte man meinen. Die Bezeichnung Himmelfahrtskommando dürfte Konsens sein. Abgesehen davon war der Fußballlehrer erst kurz nach Weihnachten beim Bundesligakonkurrenten Hannover 96 entlassen worden. Auch, weil seine Mannschaft in der Hinserie all ihre Auswärtsspiele verlor. Aber was an der Leine schiefgeht, kann ja an der Elbe funktionieren. Und wer den HSV in den vergangenen Wochen hat, nun ja, spielen sehen, der wird nach einem möglichen Abstieg sagen: An Slomka hat's nicht gelegen. Und dennoch würde er als erster Trainer in die seit 1963 währende Bundesligageschichte der Hamburger eingehen, der das Team in die Zweitklassigkeit geführt hat. Anderseits: Gelingt ihm die Rettung, bekommt Vereinsikone Uwe Seeler ernsthafte Konkurrenz. Dass er es kann, hat Slomka in Hannover bewiesen. Als er 96 am 19. Spieltag der Saison 2009/2010 übernahm, hatten die Niedersachsen gerade sieben Spiele in Folge verloren und standen auf dem Relegationsplatz. Danach folgten weitere sechs Niederlagen am Stück – und die dramatische Rettung am letzten Spieltag in Bochum.
5. Der Keller muss ausgebaut werden
Neun von achtzehn. Es ist der 21. Bundesliga-Spieltag, und noch immer spielt mehr als die halbe Liga gegen den Abstieg. Nun gut, die TSG Hoffenheim hat mit 25 Punkten schon 7 Zähler Vorsprung auf Freiburg und den Relegationsplatz, aber wer ein Torverhältnis von 44:44 aufweist, sollte sich auch auf Rang zehn nicht allzu sicher fühlen. Richtig Sorgen machen muss sich so langsam der VfB Stuttgart. Sechs Niederlagen in Folge haben sich angesammelt, Topstürmer Vedad Ibisevic fehlt noch vier Spiele wegen seiner Rotsperre, Kader und Trainer sind unerfahren. Trotzdem gab Sportdirektor Fredi Bobic seinem Coach Thomas Schneider eine Jobgarantie: "Wer nicht die Ruhe bewahrt, der zerfleischt sich selbst." Wer zu lange Ruhe bewahrt, riskiert allerdings eine Panik. Die könnte ausbrechen, wenn die "jungen Milden" ("Süddeutsche Zeitung") auch im nächsten Spiel gegen die Hertha keine Punkte einfahren. Immerhin verspricht die neue Breite in der Tiefe der Tabelle Spannung für die Fans: Ab sofort gibt es an jedem Spieltag mindestens einen Abstiegsgipfel. Am Samstag empfängt Freiburg die Braunschweiger, am Sonntag kommt Bremen nach Frankfurt.
6. Augsburg ist doch schlagbar
Als der FC Augsburg 2011 in der Bundesliga debütierte, tat er das wie erwartet. In den ersten 17 Erstligaspielen der Vereinsgeschichte rumpelte der Außenseiter zu bescheidenen 15 Punkten und nahm Mitleidsbekundungen zum baldigen Wiederabstieg mit in die Winterpause entgegen. Dass die Schwaben dennoch die Klasse hielten, war Coach Jos Luhukay zu verdanken. Weil der Coach die Schwaben nach vollbrachtem Wunder verließ und durch Markus Weinzierl ersetzt wurde, wiederholte sich das Spiel in der Folgesaison. Grottige Hinrunde, starke Rückrunde, Klassenerhalt. In Jahr drei der Augsburger Bundesliga-Historie ist alles anders. Weinzierl blieb, Augsburg spielte schon in der Hinrunde ansehnlichen und erfolgreichen Fußball - und setzte das dreisterweise auch in der Rückrunde mit sieben Punkten aus drei Spielen fort. Am Wochenende, beim Kampfkrampf gegen Nürnberg, stellte die Liga deshalb völlig baff fest: Auch das neue Augsburg kann noch Rumpelfußball - und sogar verlieren. Der Sport-Informations-Dienst wertete die erste Liganiederlage seit neun Spielen folgerichtig als "herben Rückschlag" - nicht im Kampf um den Klassenerhalt, sondern um Europa. Mit 31 Punkten hat die Weinzierl-Elf allerdings weiter lediglich zwei Zähler weniger auf dem Konto als am Ende der Spielzeit 2012/2013. Dass es nicht mehr sind, lag am den zählen Nürnberger, die ihrem grotesken Verletzungspech bravourös trotzten. In vier Rückrundenspielen hat der "Club" nun schon dreimal gewonnen und damit dreimal öfter als in der Hinrunde. Die war den Nürnbergern bekanntlich gründlich missraten, dennoch behielten sie die Ruhe und ihren Coach Gertjan Verbeek. Man könnte auch sagen: Der "Club" hat das Augsburg in sich entdeckt.
Quelle: ntv.de