Lügner Hoeneß? Unglaublicher Affront! Bayern entsetzt über eigene Fans
05.04.2011, 16:27 UhrDie Führungsgremien des FC Bayern verurteilen die Fan-Attacken gegen Präsident Uli Hoeneß "aufs Schärfste". Die Vereinsspitze verteidigt zugleich die Stundung von 2,1 Millionen Euro für den von der Pleite bedrohten Lokalrivalen und Arena-Mieter 1860 München.
Nach längerem Schweigen hat der Vorstand des Fußball-Bundesligisten FC Bayern München die "Beleidigungen und Diffamierungen" gegen Präsident Uli Hoeneß "aufs Schärfste" verurteilt. Das Verhalten eines Teils der eigenen Fans beim Bundesliga-Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach (1:0) sei "unverschämt, untragbar und nicht akzeptabel".
"Wir sind über die blamablen Vorkommnisse in der Allianz Arena nach wie vor extrem irritiert", erklärten Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Finanzvorstand Karl Hopfner: "So ein Auftreten und Fehlverhalten gegenüber Uli Hoeneß entspricht nicht dem Stil des FC Bayern und wird von uns niemals akzeptiert. Die Verdienste von Uli Hoeneß sind nicht hoch genug zu bewerten und wurden hier mit Füßen getreten. Wir verurteilen dies. So etwas darf in Zukunft nie wieder vorkommen."
"Ein unglaublicher Affront"
Auch Präsidium und Verwaltungsbeirat des FC Bayern München e.V. setzten sich für Hoeneß ein. Die Vizepräsidenten Bernd Rauch und Fritz Scherer verurteilten in einer gemeinsamen Erklärung mit dem Verwaltungsbeiratsvorsitzenden Edmund Stoiber ebenfalls die "peinlichen Vorkommnisse" in der Allianz Arena. Hoeneß als "Lügner" zu bezeichnen, sei "ein unglaublicher Affront", rügten sie.
Hoeneß war am vergangenen Samstag von einer radikalen Fangruppe in der Südkurve insbesondere wegen der finanziellen Hilfen des deutschen Rekordmeisters für den Lokalrivalen TSV 1860 München massiv angegriffen worden. Auf Transparenten wurde der frühere langjährige Manager als "Lügner" bezeichnet. Der Vereinspräsident äußerte sich nach dem Spiel nicht zu den Vorkommnissen. Hoeneß wirkte aber schwer getroffen.
Wer Hoeneß kenne, wisse, dass dessen Handlungen "ausschließlich zum Wohle des FC Bayern" seien, betonte der Vorstand. Der Präsident würde auch immer alles dafür tun, "um Schaden vom FC Bayern München abzuwenden". Die Vereinsführung verwies zudem darauf, dass mit den eigenen Anhängern ein ständiger Austausch und Dialog stattfindet. Hoeneß selbst führt seit seiner Wahl zum Nachfolger von Franz Beckenbauer regelmäßig sogenannte Präsidentengespräche mit Anhängern. Das letzte hatte es erst Mitte März gegeben.
Hilfe für die Löwen aus Eigennutz?
Zur Unterstützung der von der Insolvenz bedrohten Sechziger hat der FC Bayern seinem Arena-Mieter Verbindlichkeiten in Höhe von 2,1 Millionen Euro bis zum 15. Juli gestundet. Das Geld wäre eigentlich zum 31. Januar dieses Jahres fällig gewesen. Den Zahlungsaufschub begründet der Vorstand der FC Bayern AG damit, dass er gemäß dem deutschen Aktiengesetz verpflichtet sei, "zum Wohle des FC Bayern München zu handeln". Da durch eine Insolvenz von 1860 Einnahmen des Schuldners ausbleiben könnten, müsse die Bayern-Führung an einer Verhinderung einer Löwen-Pleite mitwirken.
Der Vorstand teilte zudem mit, dass auf der letzten Aufsichtsratssitzung am 28. Februar ein einstimmiger Beschluss von Vorstand und Aufsichtsrat getroffen worden sei, dass über die Stundung der 2,1 Millionen Euro hinaus weder ein Darlehen noch eine Bürgschaft oder Investition zugunsten des TSV 1860 getätigt werde. Der Mietvertrag der Bayern mit 1860 läuft noch bis 2025. Bei einer Insolvenz der Löwen würden dem deutschen Rekordmeister angeblich Einnahmen von insgesamt mehr als 40 Millionen Euro verloren gehen.
Quelle: ntv.de, dpa