Fußball

"Eine der schönsten Niederlagen" Bayern haben es geschafft

Die ersten 41 Minuten im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League zwischen Manchester United und dem FC Bayern erinnern aus Sicht der Münchner fatal an das Debakel vor einem Jahr in Barcelona. ManU dominiert und trifft dreimal. Dann schenkt Olic den Bayern noch vor der Pause Hoffnung. Die Erlösung bleibt Arjen Robben vorbehalten.

Arjen Robben war wieder einmal der entscheidende Mann für die Bayern, die trotz der Niederlage feiern.

Arjen Robben war wieder einmal der entscheidende Mann für die Bayern, die trotz der Niederlage feiern.

(Foto: REUTERS)

Wille, Moral und Arjen Robben: In einer denkwürdigen Europapokal-Nacht hat ein nie aufsteckender FC Bayern München bei Manchester United für ein kleines Fußball-Wunder gesorgt. Dank eines Geniestreichs von Robben in der 74. Minute zum entscheidenden Tor beim 2:3 (1:3) in Manchester erreichte der deutsche Rekordmeister erstmals seit neun Jahren wieder das Halbfinale der Champions League. Dort treffen die Münchner auf Olympique Lyon.

"Das ist eine der schönsten Niederlagen in der Geschichte des FC Bayern", sagte Bayern-Ehrenpräsident Franz Beckenbauer nach dem Spiel sichtlich erleichtert. Nach desaströsen ersten 41 Minuten und einem hochverdienten 0:3-Rückstand hatte es im Stadion Old Trafford zunächst nach einem neuerlichen Viertelfinal-Debakel ausgesehen. Doch der Treffer von Ivica Olic (43.) zum 1:3 war das Signal zur Aufholjagd, die im "Theater der Träume" mit der traumhaften Direktabnahme von Robben (74.) nach einem Eckball von Franck Ribéry belohnt wurde.

Ivica Olic traf kurz vor dem Pausenpfiff zum 1:3. Sein Tor kippte die Partie.

Ivica Olic traf kurz vor dem Pausenpfiff zum 1:3. Sein Tor kippte die Partie.

(Foto: REUTERS)

"Ein schöner Ball von Franck. Ich konnte abwarten und schießen", sagte Robben, der eigentlich schon vorher hätte ausgewechselt werden sollen. "Wir haben gespielt wie eine große Mannschaft", schwärmte Trainer Louis van Gaal: "Das Tor von Robben war unglaublich."

ManU reicht 3:0-Führung nicht

Darron Gibson (3. Minute) und der starke Nani (7./41.) hatten den 45 Minuten lang dominierenden Favoriten mit 3:0 in Führung gebracht. Wie schon beim Achtelfinal-Weiterkommen in Florenz war es aber wieder Robben, der für die entscheidende Pointe in einem packenden Königsklassen-Fight sorgte. Manchester musste die Partie nach der harten Gelb-Roten Karte gegen Rafael (50.) wegen wiederholten Foulspiels zu zehnt beenden.

Der Portugiese Nani hatte in der 7. Minute per Hacke zum 2:0 für Manchester vollendet, in der 41. Minute legte er noch ein Tor nach. Es reichte nicht.

Der Portugiese Nani hatte in der 7. Minute per Hacke zum 2:0 für Manchester vollendet, in der 41. Minute legte er noch ein Tor nach. Es reichte nicht.

(Foto: REUTERS)

Das Spiel in Manchester bot eine perfekte Fußball-Dramaturgie mit Untergang und Auferstehung. Für den ersten Paukenschlag sorgten die Gastgeber schon vor dem ersten Pfiff von Schiedsrichter Nicola Rizzoli (Italien). Wayne Rooney tauchte völlig überraschend auf dem Spielberichtsbogen in der Anfangself auf. Tags zuvor hatte ManU-Trainer Alex Ferguson einem Einsatz des Stürmerstars acht Tage nach seiner im Hinspiel erlittenen Knöchelverletzung noch "keine Chance" eingeräumt.

Erneuter Fehlstart für Bayern

Doch so schienen die Bayern zunächst von der bloßen Anwesenheit des bulligen Angreifers geschockt - und die Partie begann wie das Hinspiel mit einem Blackout der Bayern-Hintermannschaft. Keine drei Minuten waren gespielt, als Gibson nach Doppelpass mit Rooney aus 20 Metern abzog und den verdutzten Bayern-Schlussmann Jörg Butt schlecht aussehen ließ. Keine gute Figur gaben wenig später Martin Demichelis, Daniel van Buyten und Holger Badstuber beim zweiten Gegentreffer ab. Antonio Valencia durfte in aller Ruhe von rechts flanken, Nani ebenso ungestört wie kunstvoll mit der Hacke vollenden. Wieder war das taktische Konzept von Trainer Louis van Gaal früh über den Haufen geworfen.

Obwohl Flügelstürmer Arjen Robben und Abwehrchef Daniel van Buyten in die Startformation zurückkehrten, gingen die Bayern in Manchesters Fußball-Tempel allzu ehrfürchtig ans Werk. Gedanklich träge und spielerisch limitiert bekamen die Münchner die geballte Angriffwucht des englischen Rekordmeisters zu spüren. Robben und Franck Ribéry wurden hart attackiert, die Angreifer Ivica Olic und Thomas Müller neutralisiert, so dass die Bayern erst in der 39. Minute ihren ersten sehenswerten Angriff vortrugen. Über Robben und Müller landete der Ball bei Olic, der aber an Manchester-Torwart Edwin van der Sar scheiterte. Im Gegenzug tanzten wieder Valencia und Nani durch die Bayern-Abwehr und Nani vollendete virtuos zum 3:0.

Olic bringt Hoffnung, Robben Erlösung

Gerade als das Spiel im "Theater der Träume" an den unter Jürgen Klinsmann erlittenen 0:4-Albtraum im Viertelfinal-Hinspiel vor einem Jahr beim FC Barcelona erinnerte, fiel aus dem Nichts das erhoffte Bayern-Tor durch Olic. Nach Kopfball-Vorlage von Müller schüttelte "Mister Europacup" ManU-Mittelfeldspieler Michael Carrick im Strafraum ab und traf aus spitzem Winkel zum 1:3. "Das Tor gibt Hoffnung für die zweite Halbzeit", sagte Sportdirektor Christian Nerlinger in der Pause.

Bayern-Coach Louis van Gaal sah sein Team erst in den letzten fünf Minuten des ersten Durchgangs mitspielen. In der zweiten Halbzeit dominierten die Bayern dann.

Bayern-Coach Louis van Gaal sah sein Team erst in den letzten fünf Minuten des ersten Durchgangs mitspielen. In der zweiten Halbzeit dominierten die Bayern dann.

(Foto: REUTERS)

Mario Gomez kam für Müller - und tatsächlich starteten die Gäste im Old Trafford wie verwandelt. Der bereits verwarnte Rafael konnte Ribéry nur mit einem Foul stoppen - und wurde mit Gelb-Rot zum Duschen geschickt. Auch Rooneys Arbeitstag war nach 54 Minuten beendet - der Torjäger wurde durch Abwehrspieler John O'Shea ersetzt.

Van Gaals Elf gelang nun immer mehr, Ribéry spielte endlich mit und die Bayern zogen fast eine Art Powerplay rund um den ManU-Strafraum auf. Starke 61 Prozent Ballbesitz verzeichneten die Statistiker am Ende für die Gäste auch München. Ribéry mit einem Volleyschuss (59.) und Gomez per Kopf (68.) vergaben jedoch zunächst ordentliche Chancen zum 2:3. Wenig später war es dann Robben, der wieder den Unterschied zugunsten der Bayern ausmachte.

Quelle: ntv.de, dpa

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