Zwischen Wasser und Apfelschorle Bayern lassen es richtig krachen
03.04.2012, 12:25 Uhr
"Ich hab' bei der Rezeption angerufen und hab' nach drei Wasser still, drei Wasser medium und zwei Bananen gefragt. Auf meine Kosten": Thomas Müller.
(Foto: dpa)
Dass die Fußballsaison sich in der finalen Phase befindet, zeigt sich nicht nur daran, dass Partykönig Thomas Müller und Kollegen mit Wasser anstoßen. Sondern auch daran, dass der FC Bayern sich hochkonzentriert zeigt. Der Weg soll über Marseille ins Halbfinale der Königsklasse führen.
Bei den Bayern haben sie angestoßen, nachdem sie sich gemeinsam im Hotel angesehen hatten, wie die Borussia aus Dortmund beim 4:4 gegen den VfB Stuttgart zwar für das aufregendste Bundesligaspiel der Fußballsaison sorgte, aber dabei im Kampf um die deutsche Meisterschaft zwei Punkte liegen ließ. Münchens Mittelfeldspieler Thomas Müller berichtete, er habe es richtig krachen lassen und seinen Kollegen erst einmal einen ausgegeben. "Ich hab' bei der Rezeption angerufen und hab' nach drei Wasser still, drei Wasser medium und zwei Bananen gefragt. Auf meine Kosten."
München: Neuer - Lahm, Boateng,Badstuber, Alaba - Luiz Gustavo, Kroos - Robben, Müller, Ribéry - Gomez. - Trainer:Heynckes
Marseille: Mandanda - Azpilicueta, Fanni, N'Koulou, Morel - Kaboré, Mbia - Amalfitano,Valbuena, André Ayew - Remy. - Trainer: Deschamps
Schiedsrichter: Svein Moen (Norwegen)
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Erzählt hat er das nach dem knappen, aber verdienten Sieg des FC Bayern beim 1. FC Nürnberg, der deswegen so wichtig war, weil die Münchner es nun auch in der Bundesliga seit langer Zeit wieder in der Hand haben, die Dinge im Titelkampf selbst zu regeln. Drei Punkte stehen sie nun hinter dem Tabellenführer aus Westfalen auf Platz zwei. Und gewinnen sie die restlichen sechs Bundesligaspiele, darunter auch die Partie am 11. April beim BVB, dürfen sie wegen der besseren Tordifferenz die Schale mit nach Hause nehmen - es sei denn, die Dortmunder würden die sieben Treffer, die sie zurzeit schlechter sind, noch irgendwie aufholen. Aber davon will beim FC Bayern niemand etwas wissen. Weil das sei zwar eine einfache Rechnung, sagt Partykönig Thomas Müller. Nur: "Die Umsetzung ist nicht ganz so einfach." Und überhaupt: "Mit drei Punkten Rückstand wird man meines Wissens nach nicht Meister."
Zumal sie noch mehr vorhaben. Am 12. Mai treffen sie im Pokalfinale auf Borussia Dortmund - und heute Abend spielen sie vor 66.000 Zuschauern in der heimischen Arena gegen Olympique Marseille darum, ins Halbfinale der Champions League einzuziehen, wo es dann, sorgt Apoel Nikosia nicht für ein Wunder, am 17. und 25. April gegen Real Madrid geht. Was nach dem 2:0-Sieg im Hinspiel am Mittelmeer die Partie gegen Marseille nicht unwahrscheinlich ist. In 21 von 22 Fällen kamen die Bayern im Europapokal nach einem Sieg in der Fremde weiter, nur nach dem 1:0 im Achtelfinale der Vorsaison ging's gegen Inter Mailand zu Hause beim 2:3 schief. Nicht nur für die Sportzeitung "L'Équipe" müssen die Franzosen, wollen sie weiterkommen, die "Heldentat ihres Lebens schaffen".
"Wir wollen nichts mehr anbrennen lassen"
Doch angesichts ihres anspruchsvollen Programms wirken sie in München tatsächlich ein wenig demütig, zumindest aber sehr konzentriert. Und auch wenn Aussagen wie "Wir schauen nur auf uns" zum Standardrepertoire der Fußballfloskeln gehören: Die Fähigkeit, sich in der entscheidenden Phase der Saison punktgenau auf die nächste Aufgabe zu fokussieren und nicht angesichts möglicher Erfolge - oder eben Misserfolge - nervös zu werden, ist das, was eine sehr gute Mannschaft auszeichnet. Und das wollen die Bayern ja schließlich sein. Wie ernst sie die Sache nehmen, hat auch das Spiel in Nürnberg am vergangenen Samstag gezeigt. Trainer Jupp Heynckes schickte zwar nicht gerade eine Reservemannschaft aufs Feld, stellte aber mit Danijel Pranjic für Franck Ribéry, Diego Contento für David Alaba und Anatoli Timoschtschuk für Luiz Gustavo drei Ersatzspieler in die Startelf. Ein gewagtes Manöver angesichts der Chance, näher an die Dortmunder heranzurücken.
Aber es hat ja geklappt. Und schließlich habe sein Team in den kommenden sieben Wochen zwölf Spiele zu absolvieren, begründete Jupp Heynckes seine Aufstellung. Dabei rechnete er das Endspiel der Königsklasse im eigenen Stadion flugs mit ein. Gegen Marseille jedenfalls werden die Besten anfangen, der Trainer will auch keine Rücksicht darauf nehmen, dass Jerome Boateng, Toni Kroos, Luiz Gustavo und Feierbiest Thomas Müller, kassierten sie heute eine Gelbe Karte, im Halbfinal-Hinspiel gesperrt wären. Ansonsten gilt: "Wir wollen nichts mehr anbrennen lassen und werden genauso auf Sieg spielen, als wenn wir 1:1 gespielt hätten. Da werden wir keinen Unterschied machen." Und vielleicht reicht's dann für Thomas Müller und seine Kollegen heute beim Bankett nach der Partie sogar zu einer Apfelschorle. So zur Feier der Nacht.
Quelle: ntv.de