Torwartdiskussion schwelt weiter Bayern noch nicht titelreif
03.08.2009, 15:34 UhrMit Ruhm hat sich der FC Bayern beim Pflichtsieg über Pokal-Zwerg Neckarelz wahrlich nicht bekleckert. Die glanzlose Vorstellung war jedoch schnell abgehakt. Gesprächsstoff bot vielmehr die eigentlich entschiedene Torwart-Frage.
Bayerns alte und neue Nr. 1 Michael Rensing legte dem Neckarelzer Heiko Throm den Ball zum 1:2 freundlicherweise auf.
(Foto: AP)
Einer der beiden Protagonisten zeigte sich sichtlich gereizt angesichts der wieder aufflammenden Debatte. "Es nervt mich, dass jetzt die Diskussion vielleicht wieder losgeht", sagte Michael Rensing. Zuvor hatte er beim mühseligen 3:1 (0:0) in der ersten DFB-Pokalrunde gegen Fußball-Verbandsligist SpVgg Neckarelz den Gegentreffer verschuldet.
Und das, nachdem Trainer Louis van Gaal das zuletzt meist diskutierte Thema eigentlich vor dem Anpfiff demonstrativ zu den Akten gelegt und den 25-Jährigen nach langem Positionskampf mit Jörg Butt zum Stammtorhüter erklärt hatte. Trotz Rensings Lapsus' ließ sich der Niederländer dann auch (vorerst) zu keiner neuen Debatte hinreißen. "Er bleibt die Nummer 1", brummte er.
Blutleere Vorstellung
Doch nicht nur wegen des Rensing-Patzers hinterließ der Meisterschafts-Favorit eine Woche vor dem Liga-Start in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena noch bei weitem keinen titelreifen Eindruck. "Wir haben heute nicht gut gespielt, das war kein schöner Tag für uns. Das Ergebnis war letztendlich egal, aber es ging um die Art und Weise", mahnte Doppel-Torschütze Mario Gomez nach dem Spiel.
FCB-Coach Louis van Gaal kritisierte nicht das eigene Team, sondern lobte lieber den Gegner.
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Etwas milder beurteilte van Gaal die ziemlich blutleere Vorstellung der mit Spannung erwarteten Formation, die nun auch am Samstag gegen 1899 Hoffenheim gesetzt scheint. "Wir haben gegen einen sehr gut organisierten Gegner gespielt", sagte der sonst gestrenge Niederländer. Nach den ersten Pflichtspiel-Treffern von Gomez (51., 57./Handelfmeter) hatte dennoch erst Rensing den 30.017 Zuschauern noch spannende Momente beschert, als er eine abgefälschte Hereingabe nicht festhielt und Heiko Throm (80.) den Ball zum Ehrentreffer für Neckarelz über die Linie schob. Und das, obwohl der Underdog nach Gelb-Rot für Christian Fickert (73.) in Unterzahl war. Erst nach Hamit Altintops Tor (82.) hatte sich der Rekord-Pokalsieger aller Sorgen gegen den rangtiefsten Wettbewerber entledigt.
Zu viele Testspiele
Van Gaal entschuldigte sein Team mit dem zuletzt straffen Pensum. "Wir hatten zehn Spiele in viereinhalb Wochen: Das war zu viel." Wie die Partien in der Vorbereitung dürften dem 57-Jährigen aber auch die neben Rensings Fehler diskussionswürdigen Aspekte zu zahlreich gewesen sein. Jungprofi Thomas Müller konnte als "Zehner" die Sehnsucht nach Franck Ribéry ebenso wenig lindern wie die Außen Schweinsteiger und Altintop, den van Gaal Elf-Millionen-Neuzugang Timoschtschuk vorzog. Und die Innenverteidigung mit van Buyten und dem überraschend für Holger Badstuber nominierten Martin Demichelis wirkte selbst gegen die Neckarelzer Nobodies nicht unverwundbar.
Von den Neuzugängen wusste nur Doppeltorschütze Mario Gomez zu überzeugen.
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Insgesamt fehlte dem Bayern-Spiel der von Passspiel-Fan van Gaal geforderte Fluss, den man bei den Siegen gegen den AC Mailand und Manchester United wenige Tage zuvor noch zu erkennen glaubte, zumindest in Ansätzen. "Da haben wir den Ball laufen lassen und das Spiel mit ein oder zwei Kontakten schnell verlagert. Heute nicht", konstatierte auch Mark van Bommel, den van Gaal als Kapitän bestätigte.
Glückliche Verlierer
Peter Hogen war nach dem Pokalaus "unendlich stolz".
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Richtig happy waren nur die Unterlegenen. "Ich bin unendlich stolz auf meine Mannschaft. Wir haben dem großen FC Bayern Paroli geboten", sagte SpVgg-Trainer Peter Hogen. "Irgendwie fühlt man sich nicht als Verlierer, sondern eher als Sieger." Das dürfte manchem Münchner genau andersherum gegangen sein.
Quelle: ntv.de, Michael Becker, dpa