Präsident gegen Generalsekretär Beim DFB kracht es ganz oben heftig
22.10.2020, 21:38 Uhr
Der Präsident und sein oberster Angestellter rücken voneinander ab.
Der größte Sportfachverband der Welt sorgt zuverlässig für Schlagzeilen - allzu oft sind es in den vergangenen Jahren keine guten. Nun gibt es offenbar wieder Ärger. Und zwar ganz oben.
DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius wird nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) nicht an der Präsidiumssitzung des Deutschen Fußball-Bundes an diesem Freitag teilnehmen. Die SZ zitiert aus einer E-Mail von Curtius an seine Präsidiumskollegen, wonach er damit dem "Wunsch eines Präsidiumsmitglieds" folge. Curtius war für eine Stellungnahme bislang nicht zu erreichen. Der DFB teilte auf Anfrage mit, "die personellen Spekulationen in den Medien" nicht zu kommentieren. Hintergrund sind der SZ zufolge tiefgreifende Differenzen zwischen Curtius und DFB-Präsident Fritz Keller. Dieser wünsche demnach die Auflösung des Vertrages von Curtius.
Der 44-jährige Curtius übt beim DFB seit 2016 das Amt des Generalsekretärs aus, zuvor war er als Leiter des Büros des damaligen DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach tätig. Laut SZ hat Curtius seinen Präsidiumskollegen geschrieben, dass er am Mittwoch gemeinsam mit Keller versucht habe, bestehende Missverständnisse zu bereinigen. Leider habe man in dem Gespräch noch keine belastbare Lösung gefunden. Er habe Keller eine gemeinsame Mediation vorgeschlagen.
Durchsuchungen beim DFB als "sportpolitisches Brauchtum"
Der Verband erlebt derzeit unruhige Zeiten. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main hatte zuletzt Geschäftsräume des DFB sowie Privatwohnungen von mehreren aktuellen und ehemaligen Verbandsfunktionären durchsuchen lassen. Dabei ging es um den Verdacht der Steuerhinterziehung in besonders schweren Fällen. Der DFB hat inzwischen etwa 4,7 Millionen Euro nachgezahlt, dies spielt bei den Ermittlungen aber keine Rolle. Die SZ hatte geätzt, Durchsuchungen beim DFB gehörten inzwischen "ja fast zum sportpolitischen Brauchtum".
Curtius bestritt stets, von den fragwürdigen Vorgängen im Hause Kenntnis gehabt zu haben. Das Portal "Spox" zitierte zuletzt einen "Insider" allerdings mit folgenden Worten: "Alles Wichtige läuft im DFB über das Büro des Generalsekretärs."
Keller hatte sich zuletzt "weiterhin von der Unschuld der Verantwortlichen des DFB überzeugt" gezeigt. Curtius soll sich in seiner Mail an das Präsidium optimistisch zeigen, dass die Ermittlungen eingestellt werden. Sollte er wegen einer Verfehlung während seiner Tätigkeit beim DFB verurteilt werden, werde er sämtliche Ämter sofort zur Verfügung stellen, schrieb er demnach.
Quelle: ntv.de, ter/dpa