Özil und Ronaldo testen Hertha BSC Blitzbesuch bei der alten Dame
27.07.2011, 14:43 Uhr
Stippvisite in der Hauptstadt: Mesut Özil und Co. testen Hertha BSC.
(Foto: AP)
Für Hertha BSC ist es das lukrativste Freundschaftsspiel der Klubgeschichte, für Real Madrid nur ein Stopp auf seiner Welttournee. Das Olympiastadion ist restlos ausverkauft, die Real-Stars Cristiano Ronaldo und Mesut Özil sind in Topform. Die Hertha blickt dem Test entspannt entgegen. Selbst eine Klatsche wäre lehrreich.
Der teuerste Fußballer der Welt und sein feingeistiger Vorlagengeber sind die Hauptattraktionen, wenn Real Madrid ab 18 Uhr auf Bundesliga-Rückkehrer Hertha BSC trifft. Stars wie Cristiano Ronaldo und Mesut Özil waren in Berlin in letzter Zeit nicht oft zu Gast. Nach Herthas unfreiwilligem Abstecher durch die Zweitliga-Provinz ist der spanische Rekordmeister der richtige Verein, um die Hauptstadt wieder an Fußball mit Flair zu gewöhnen.
Für Real sind die Berliner nicht zwingend der attraktivste Gegner, lohnend ist der Blitzbesuch trotzdem. Dem Vernehmen nach sollen die Madrilenen für ihren Kurztrip in die Hauptstadt vom Veranstalter TSP eine Million Euro erhalten, Hertha eine niedrige sechsstellige Summe. "Es ist das wirtschaftlich beste Freundschaftsspiel, das wir je gemacht haben", jubilierte Berlins Finanz-Boss Ingo Schiller in der "Bild"-Zeitung.
Ronaldo in Torlaune
Auch sportlich dürften die 72.422 Zuschauer im ausverkauften Olympiastadion auf ihre Kosten kommen. Vertraglich ist geregelt, dass Real mit der Top-Elf antreten und zwei Drittel der Stammspieler der vergangenen Saison in der Anfangsformation aufbieten muss. Deswegen wird Superstar Ronaldo das Aufgebot der "Königlichen" wohl anführen.

Diva mit Torgarantie: Auf der US-Tournee von Real glänzte Cristiano Ronaldo mit einem Hattrick innerhalb von zehn Minuten.
(Foto: AP)
Wohl wissend, dass der 26-Jährige zweifellos das größte Problem für die Hertha-Defensive ist, gab Berlins Coach Markus Babbel die Marschroute aus: "Wir dürfen nicht in Ehrfurcht erstarren. Wir müssen den Druck annehmen und wieder lernen, vor so vielen Zuschauern zu spielen." Angebracht ist Ehrfurcht schon. Ronaldo muss nicht nur als indirektes Kreditpfand für die EZB herhalten und hat in der vergangenen Saison 40 Tore erzielt. Er ist auch schon wieder in bestechender Form. Auf der US-Tournee der "Königlichen" erzielte er beim 3:0 gegen Chivas drei Treffer - in zehn Minuten.
Özil denkt und lenkt
Erfreulich daran war aus deutscher Sicht, dass Ronaldo prächtig mit Mesut Özil harmonierte. Der Kreativgeist spricht zwar immer noch kein Spanisch, ist bei Real Madrid aber trotzdem angekommen. Den Beweis trug er in den USA auf dem Rücken: die "10". Offiziell ist es noch nicht, dass Özil die traditionelle Nummer des Spielmachers in seiner zweiten Real-Saison dauerhaft tragen darf. Dafür spricht aber, dass der 23-Jährige das Spiel der Madrilenen schon jetzt dirigiert.
Dem früheren Weltfußballer Kaka, im Sommer 2009 für 64 Millionen Euro verpflichtet und seitdem vorwiegend verletzt oder Edelreservist, droht erneut ein Bankplatz. Empfehlen konnte sich der Brasilianer dem seit Kurzem allmächtigen Real-Trainer Jose Mourinho, der bisher 55 Millionen Euro in neue Spieler investiert hat, bislang nicht. Anders als Özil, der selbstbewusst sagt: "Wir sind stärker und erfahrener als letztes Jahr. Wir haben das Potenzial, jeden Gegner zu schlagen und viele Titel in dieser Saison zu gewinnen."
Im Blick hat Özil dabei natürlich Gegner vom Format des FC Barcelona, nicht Aufsteiger aus Berlin. Die Hertha nimmt den Test dennoch ernst und will im eigenen Stadion mehr sein als Kanonenfutter für Reals Startruppe. Eine 0:5-Blamage, wie sie Borussia Dortmund bei seinem Jubiläumsspiel zum 100. Geburtstag gegen Real erlebte, würde Coach Babbel gern vermeiden. Ein Beinbruch wäre sie aber auch nicht, sagte er der "Berliner Morgenpost": "Wenn wir eine Klatsche bekommen, wissen wir wenigstens, woran wir noch arbeiten müssen." Gegen Real wird er seine stärkste Elf aufbieten. Interessant wird dabei sein, wen Babbel dort sieht: Neuzugänge wie Andreas Ottl und Tunay Torun oder weiter die Aufstiegshelden.
Sahin und Altintop fehlen
Ob bei Real neben Özil auch Nationalelf-Kollege Sami Khedira gegen Hertha auflaufen wird, ist offen. Wegen einer Verletzung am Zeh musste der Mittelfeldstar zuletzt aussetzen. Ganz sicher fehlen werden die beiden Real-Neuverpflichtungen aus der Bundesliga. Der von Meister Borussia Dortmund verpflichtete Nuri Sahin (Bänderdehnung) sowie der Ex-Münchner Hamit Altintop (Rücken-OP) sind verletzt.
Viel Zeit in Deutschland würden sie ohnehin nicht verbringen, der Real-Zeitplan ist eng gestrickt. Gegen 12 Uhr stieg das Mourinho-Team am Flughafen Tegel aus dem Flugzeug und fuhr direkt in ein Hotel am Potsdamer Platz. Von dort geht es nach einer Ruhepause mit dem Mannschaftsbus ins Stadion. Direkt nach dem Abpfiff heißt es dann: Zurück zum Flughafen und in die Heimat. Es ist eben nur ein kurzer Stopp auf der Welttournee.
Quelle: ntv.de, cwo/sid