Raus aus dem Pokal, rein ins Herz Bochumer versöhnen sich
23.09.2009, 12:14 UhrDas Derby haben sie verloren, die Sympathien der Zuschauer aber zurückgewonnen: Als die Fußballer des VfL Bochum nach dem Abpfiff mit den Fans auf Kuschelkurs gingen und vor der Tribüne minutenlang Versöhnung feierten, waren trotz des 0:3 (0:1) im Pokalderby gegen Schalke 04 die Zeichen für eine Trendwende nach der Ära Marcel Koller unübersehbar.
Großen Anteil am Stimmungsumschwung hatte Interimscoach Frank Heinemann, der wohl dennoch bald wieder seinen Stuhl räumen muss. "Es ist nicht geplant, dass er bleibt. Wir suchen einen neuen Cheftrainer. Ich will nicht sagen, dass er überhaupt keine Chance hat, aber alles andere als ein neuer Trainer wäre eine Überraschung", sagte Manager Thomas Ernst, der sich mit der Suche Zeit lassen will: "Wir müssen überzeugt und sicher sein." Unter anderem ist der Ex-Schalker Mike Büskens im Gespräch.
Trotz der Niederlage sammelte Heinemann einige Pluspunkte. Das VfL-Urgestein hatte mit zahlreichen Schachzügen die zuletzt restlos bedienten Fans besänftigt und die Spieler aus der Lethargie geweckt. Kleine Kniffe wie der Umzug auf die Trainerbank nahe der Fankurve oder seine Ansprache nach Schlusspfiff noch auf dem Rasen setzten Zeichen für Anhänger und Spieler. "Wir haben einen Anfang gemacht. Es kann nur zusammen funktionieren", sagte er.
Heinemanns riskantes Manöver
Mit einem riskanten Manöver lag der 44-Jährige goldrichtig. Er stellte den unerfahrenen Amateur Andreas Luthe, der vor der Verletzung von Stammkeeper Philipp Heerwagen nur die Nummer vier beim VfL gewesen war, für Daniel Fernandez ins Tor. Der 22-Jährige Luthe, seit der C-Jugend VfLer, war bei den Gegentreffern durch Heiko Westermann (10.), Halil Altintop (56.) und Christian Fuchs (76., Eigentor) machtlos und bewahrte sein Team mit zahlreichen Paraden vor einer noch höheren Niederlage.
Dass die zum Teil überhart agierenden, von Heinemann übermotivierten Bochumer gegen starke Schalker unter dem Strich chancenlos geblieben waren und spielerisch erneut enttäuscht hatten, tat der Aufbruchstimmung keinen Abbruch. "Das Ergebnis ist ernüchternd, aber der Wille war da. Wir waren bei 110 Prozent. Wenn wir so weitermachen, ist mir nicht bange, auch nicht vor dem Spiel in Nürnberg", sagte Luthe, der wohl auch beim Club am Freitag ab 20.30 Uhr das Tor hüten darf und sich gleich mal für Heinemann stark machte: "Ich kann mir gut vorstellen, dass er weiter Trainer bleibt. Er kann uns super motivieren."
Manager Ernst versuchte dagegen, keine falsche Euphorie aufkommen zu lassen. Er sprach von einem "ersten Schritt", zollte der Mannschaft für einen engagierten Auftritt Respekt und fand auch für die Fans warme Worte ("Ihr Verhalten war ein wichtiges Zeichen"). Der ehemalige VfL-Torwart verlor aber auch nicht den Blick für das Wesentliche: "Es ging in erster Linie darum, ein Spiel zu gewinnen."
Quelle: ntv.de, Jörg Mebus , sid