Fußball

"Gnadenfrist" nach Olympia-Pleite Brasiliens Nationalcoach wackelt

Coach Mano Menezes ist in Brasilien das Gegenteil von unumstritten.

Coach Mano Menezes ist in Brasilien das Gegenteil von unumstritten.

(Foto: REUTERS)

Nach dem verpassten Olympiagold bleibt Brasiliens Fußball-Nationalelf nicht viel Zeit zur Trauer. Bereits am Mittwoch trifft die Seleção in Stockholm auf Schweden. In der Heimat diskutieren die Fans schon mögliche Nachfolger für Trainer Mano Menezes. Noch schwerer wiegen die Zweifel an Neymar: Ist der Superstar doch nur ein super Showman?

Ein Handschlag des Verbandspräsidenten, Rückendeckung durch Lula, aber auch heftiger Gegenwind aus der Heimat: Für Brasiliens Fußball-Nationaltrainer Mano Menezes werden nach dem verpassten Olympiagold die 90 Minuten im Länderspiel am Mittwoch in Stockholm gegen Schweden zum Gradmesser für ein Weitermachen bis zur WM-Endrunde 2014. "Jetzt ist nicht der Moment für einen Wechsel", sagte CBF-Boss José Maria Marin und drückte dem 50 Jahre alten Übungsleiter bei der ersten nacholympischen Trainingseinheit am Montag in Stockholm demonstrativ die Hand.

Noch auf dem Platz erhielt Menezes gar einen aufmunternden Anruf von Ex-Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva. Doch eine Niederlage in der Neuauflage des WM-Finales von 1958 könnte aus den Treueschwüren schnell Lippenbekenntnisse machen. Marin fordert spätestens in den Tests Anfang September gegen Südafrika und China positive Resultate. Andernfalls könnte bei den Partien vor heimischem Publikum in São Paulo und Recife Volkes Stimme die nun zweijährige Amtszeit des Dunga-Nachfolgers vorzeitig beenden.

Rauswurf-Steilvorlage nicht genutzt

Im Umfeld Marins mehren sich bereits die Stimmen für einen Rauswurf. Doch der Erbe des skandalbelasteten Ricardo Teixeira hat sich mit seinen Lobeshymnen auf das ja zunächst fünfmal siegreiche Team im Verlaufe des Turniers selber die Hände gebunden. Das 1:2 im Olympiafinale gegen Mexiko blieb als Steilvorlage für einen Rauswurf von Menezes ungenutzt.

Ohne Rücksicht wetterte dagegen Ex-Weltmeister Romário beim Schlusspfiff als Kommentator des TV-Senders Record: "Wer schlecht ist, zerstört sich selber." Ins gleiche Horn stößt auch Careca. "Der Olympiakader ist die Basis für die WM in zwei Jahren? Dann sind wir tot", betonte der WM-Stürmer von 1986 und 1990. Ein Trainer ohne Kreativität und Wagemut, so sein vernichtendes Urteil. Derweil kristallisieren sich bereits bei Fans, Medien und Fußball-Repräsentanten die Namen von Muricy Ramalho, der nach der verkorksten WM 2010 als Erster angefragt worden war, und Luiz Felipe Scolari, Coach der Weltmeisterelf von 2002, als mögliche Thronfolger heraus.

Neymar nur ein "Showman"?

Superstar oder super Showman? In wichtigen Spielen hat Neymar bislang stets versagt.

Superstar oder super Showman? In wichtigen Spielen hat Neymar bislang stets versagt.

(Foto: REUTERS)

Fast noch größer als die Trainerfrage ist jedoch die Sorge um den in einem entscheidenden Moment erneut blassen Neymar. Der hochgejubelte Star des FC Santos versagte in Wembley wie beim Viertelfinal-K.o. während der Copa América im vergangenen Jahr, beim Klub-WM-Finale im Dezember gegen den FC Barcelona oder bei der Titelverteidigung im diesjährigen Libertadores-Cup. Ist der Dribbelkünstler doch nur ein "Showman"?

Den Schweden, deutscher Gegner in der bald beginnenden WM-Qualifikation, ist dies alles egal. Schließlich wollen sie das letzte Spiel im altehrwürdigen Rasunda-Stadion, das anschließend abgerissen wird, ordentlich feiern. Und dazu haben sie Brasiliens 58er-Helden wie Pelé oder Zito als Gäste eingeladen. Idole, die von keinem infrage gestellt werden.

Quelle: ntv.de, sid

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