Streit um Geld für Polizei-Einsätze Bremen fängt sich üblen Konter
23.07.2014, 15:59 Uhr
Der massive Polizeieinsatz beim 100. Nordderby Werder gegen den HSV ließ in der Hansestadt die Diskussion aufkommen.
(Foto: dpa)
Das Land Bremen will der Bundesliga Kosten für Polizeieinsätze bei Fußballspielen aufbürden. Doch es sieht nicht gut aus: Die anderen Bundesländer ziehen nicht mit, die DFL droht mit Klage, und der DFB nimmt Bremen ein Länderspiel weg.
Nach ihrem sportpolitischen Alleingang bekommt die Bremer Landesregierung heftige Gegenwehr zu spüren. Die in der Hansestadt angestrebte Kostenbeteiligung der Bundesligavereine an Polizeieinsätzen ist in anderen Bundesländern offenbar kein Thema, eine rechtliche Grundlage scheint kaum vorhanden. Ausbaden müssen den Streit die Bremer Fußballfans, die sogar auf einen Auftritt ihrer Weltmeister verzichten müssen.
"Die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit ist auch im Rahmen von Fußballspielen und selbst bei knappen öffentlichen Kassen Aufgabe des Staates", sagte der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Stephan Mayer. Zudem können "man die Gewalt bei Fußballspielen sicherlich nicht mit dem kurzsichtigen Stopfen möglicher Haushaltslöcher eindämmen".
Aus Hessen erklärte Innenminister Peter Beuth: "Das hessische Innenministerium lehnt den Vorstoß aus Bremen ab. Wir planen auch nicht eine solche Initiative". Auch das Innenministerium Nordrhein-Westfalens ließ ausrichten: Nicht bei uns. "Die Vereine zur Kasse zu bitten, ist keine Lösung und entspricht auch nicht der verfassungsrechtlichen Grundlage", sagte der sportpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion in NRW, Rainer Bischoff.
Sogar Hardliner Jäger dagegen
Der mühevoll aufgebaute Burgfrieden zwischen Fans, Vereinen und Verbänden scheint durch den Bremer Vorstoß nachhaltig gefährdet. Plötzlich sorgen ausgerechnet im beschaulichen Bremen die Fans bei "Risikospielen" für angeblich zu hohe Polizeikosten. Zahlen belegen das nicht, zumal sich selbst die Gewerkschaft der Polizei (GdP) klar gegen eine Kostenübernahme der Veranstalter ausgesprochen hatte.
Dass aus NRW und Hessen keinerlei Unterstützung kommt, ist bezeichnend - mit dem "Ruhrpott"-Derby zum einen und der von der DFL mehrfach bestraften Frankfurter Eintracht haben speziell diese Bundesländer ihre Problemzonen. "Unser Ziel ist es, die Einsatzzeiten der Polizei beim Fußball auf Dauer zu reduzieren. Dabei setzen wir auf den Schulterschluss mit DFB, DFL, den Vereinen und den friedlichen Fans", sagte NRW-Innenminister Ralf Jäger, der sich im Verlauf der Sicherheitsdiskussion auch schon als Hardliner positioniert hatte: "Nur gemeinsam kann es uns gelingen, Chaoten und Gewalttäter aus den Stadien herauszuhalten."
Länderspiel in Gefahr
Die Deutsche Fußball Liga - nach Ansicht des Bremer Senats künftig Empfänger der Rechnungen - hatte bereits unmittelbar nach dem Beschluss am Dienstag juristische Konsequenzen angekündigt. Zudem wollte Ligapräsident Reinhard Rauball bei der Präsidiumssitzung des DFB offiziell den Antrag stellen, der Stadt die Länderspiele zu entziehen. Das allerdings ist nicht nötig.
Der DFB hat laut "Bild-Zeitung" beschlossen, das EM-Qualifikationsspiel des Weltmeisters am 14. November gegen Gibraltar (20.45 Uhr/RTL) neu zu vergeben. Werder Bremen zeigte dafür Verständnis. Der Vorsitzende der Geschäftsführung, Klaus Filbry, sprach von einem "Alleingang" des Senats, der "heftiges Kopfschütteln" verursache. Der Nordklub sei "von zahlreichen Stellen kontaktiert worden, die sich vom Vorgehen der politischen Entscheidungsträger unmittelbar und entschieden distanzieren wollten", sagte Filbry, der ebenfalls juristische Schritte ankündigte: "Dieses Vorhaben ist verfassungswidrig."
Quelle: ntv.de