Fußball-Liga soll Polizei bezahlen Bremen verärgert die Bundesliga
22.07.2014, 16:10 Uhr
Mit Wasserwerfern gegen Randale: Polizeieinsatz beim 100. Nordderby.
(Foto: picture alliance / dpa)
Das Land Bremen wagt einen heiklen Vorstoß: Es will von der Fußball-Liga künftig Geld für Polizeieinsätze bei riskanten Werder-Spielen verlangen. Die DFL droht mit "jahrenlangem Rechtsstreit". Es sieht alles nach einem Präzedenzfall aus.
Es war das 100. Nordderby zwischen dem SV Werder Bremen und dem Hamburger SV, das Weserstadion sollte zum Festort werden, aber es wurde erst einmal: ein Hochsicherheitstrakt. 1000 Polizisten riegelten das Gelände ab und begleiteten die HSV-Fans strikt separiert vom Bahnhof an den Osterdeich. Solche Einsätze wie der am 1. März dieses Jahres kosten Geld, viel Geld. Das Land Bremen gab für die Sicherung der Werder-Spiele in der vergangenen Saison nach eigenen Angaben 1,4 Millionen Euro aus. Einen Teil davon will sich das klamme Land nun von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) zurückholen. Doch der Beschluss stößt auf heftige Kritik.
Wie verärgert die DFL ist, lässt sich an der drastischen Formulierung der offiziellen Mitteilung ablesen. "Der Bremer Alleingang ist mit unseren verfassungsrechtlichen Grundsätzen nicht vereinbar", wird Liga-Präsident Reinhard Rauball zitiert. Die DFL werde sich "mit allen juristischen Mitteln zur Wehr setzen", hieß es. Die Liga scheint also zu einem "jahrelangen Rechtsstreit" bereit, der auch nach Karlsruhe vors Bundesverfassungsgericht führen könnte. Es ist offensichtlich: Um jeden Preis will die DFL einen Dammbruch verhindern. Es stehen Millionensummen auf dem Spiel.
300.000 Euro pro Einsatz
Der Plan des Senates sieht vor, die DFL an den Kosten für Hochrisikospiele zu beteiligen. Dafür beschloss die rot-grüne Landesregierung eine Änderung der Gebührenregelung, die noch vom Landtag abgesegnet werden muss. Die Regelung soll alle gewinnorientierten Veranstaltungen mit mehr als 3000 Besuchern betreffen, bei denen die Behörden mit Ausschreitungen rechnen. Ursprünglich sollte der Verein Werder Bremen zur Kasse gebeten werden. Dann jedoch hätte der Verein einen Wettbewerbsnachteil gegenüber allen anderen Bundesligisten gehabt, hieß es.
Innensenator Ulrich Mäurer sagte, in Bremen gehe es vor allem um die Nordderbys gegen Hannover 96 und den Hamburger SV. Wo normalerweise etwa 200 Polizisten im Einsatz sind, werden dann wieder um die 1000 Einsatzkräfte eingesetzt. "Die Kosten werden im Einzelfall ermittelt", sagte Mäurer. Er bezeichnete 300.000 Euro aber als realistisch. Die erste Rechnung käme dementsprechend im Dezember nach dem Heimspiel der Werderaner gegen Hannover 96. Allerdings geht Mäurer selbst davon aus, dass die Pläne vor Gericht entschieden werden. "Ich kann mir vorstellen, dass die DFL mit ihren teuersten Anwälten auftritt und uns mit Gutachten tot wirft."
Polizeigewerkschaft übt Kritik
Denn wenn sich auch noch die restlichen Bundesländer nachziehen, kommen auf die DFL Rechnungen zu, die sich auf einen zweistelligen Millionen summieren dürften. Die Amtskollegen von Innensenator Mäurer zeigten sich bislang eher ablehnend - was sich mit einem Erfolg vor Gericht aber schnell ändern könnte. Bundesinnenminister Thomas de Maizère hatte sich gegen das Bremer Modell ausgesprochen. Der organisierte Sport hatte in einem gemeinsamen Brief von DFL, Deutschem Fußball-Bund (DFB) und Deutschem Olympischem Sportbund (DOSB) gegen den Vorstoß des Senats gewandt. "Die Entscheidung des Bremer Senats zur Bezahlung von Polizeieinsätzen bei Fußball-Spielen rüttelt an den Grundfesten unserer gesellschaftlichen Ordnung", sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. "Gerade der Fußball spült Jahr für Jahr Millionenbeträge in die öffentlichen Kassen und soll nun zusätzlich belastet werden für Leistungen, die ursächlich Angelegenheit der öffentlichen Hand sind. Faktisch ist dies eine Doppel- und Dreifach-Besteuerung."
Unterstützung bekommen der organisierte Sport von der Gewerkschaft der Polizei (GdP). "Die Entscheidung des Bremer Senats, die Deutsche Fußball Liga künftig an den Kosten von Polizeieinsätzen zu beteiligen, schießt am Ziel, die Eindämmung der Gewalt und die Verhinderung von Straftaten, völlig vorbei", sagte der GdP-Bundesvorsitzende Oliver Malchow. Das Vorhaben des Senats belaste das Verhältnis zwischen Polizei und Verbänden. Bürde man Verbänden und Vereinen die Kosten für die Sicherheit auf, fehle das Geld woanders: in der Präventionsarbeit.
Quelle: ntv.de, mit dpa/sid