Fußball

Rassismus-Skandal um Kapitän Terry Capello brüskiert den Verband

Der Trainer und sein Kapitän: Fabio Capello und John Terry.

Der Trainer und sein Kapitän: Fabio Capello und John Terry.

(Foto: dpa)

Fabio Capello, englischer Fußball-Nationaltrainer, geht gegen seinen Verband auf Konfrontationskurs. Seiner Meinung nach müsse der abgesetzte John Terry trotz der gegen ihn erhobenen Rassismus-Vorwürfe Kapitän bleiben. Auch und gerade bei der Europameisterschaft im Sommer.

Am Wochenende war es ein Rassismus-Skandal, nun herrscht Krieg im englischen Fußball. Nationaltrainer Fabio Capello probt fünf Monate vor seinem Vertragsende den Machtkampf mit dem englischen Verband FA, riskiert weiteren Unmut unter seinen Spielern und Medienberichten zufolge sogar seine Entlassung. Aus seiner italienischen Heimat ließ Capello verlauten, dass er mit der Absetzung von Kapitän John Terry "absolut nicht einverstanden" sei: "Ich denke, Terry sollte die Kapitänsbinde behalten".

"Capello zündet eine große Bombe und zieht in den Krieg gegen die FA", titelte das Boulevardblatt "The Sun" und bezeichnete Capellos Affront als "den größten Akt von Illoyalität eines ohnehin weit überbezahlten Mannes". Der "Telegraph" mutmaßt: "Capello riskiert seinen Job." Das Blatt hat "eine explosive Stimmung rund um das Nationalteam" ausgemacht. Kein Wunder. Denn die Diskussion um Terry zieht weite Kreise. Capello begründet sein Veto für den Spielführer damit, dass man ihn nicht bestrafen dürfe, bevor die Rassismus-Vorwürfe gegen ihn von einem Zivilgericht bestätigt worden sind.

Da die Verhandlung erst am 9. Juli und damit nach der EM in Polen und der Ukraine stattfinden wird, heißt das übersetzt: Capello will mit Terry als Kapitän in die Endrunde gehen. Wo er dann wohl die Innenverteidigung ausgerechnet mit Rio Ferdinand bilden würde, dem Bruder des von Terry angeblich beleidigten Anton Ferdinand. Rio Ferdinand wiederum hatte Terry schon nach der ersten Absetzung als Kapitän beerbt. 2010 war das, nachdem bekannt wurde, dass der verheiratete Familienvater eine Affäre mit der Ex-Freundin seines ehemaligen Teamkollegen Wayne Bridge hatte. Nun erklärte Ferdinand schon, er habe kein Interesse, wieder als Spielführer einzuspringen.

"Ich werde mit Klauen und Zähnen kämpfen"

Auch ohne Spielführerbinde gilt Ferdinand aber als Anführer einer "kleinen einflussreiche Gruppe", die nach Angaben des "Observer" Terry schneidet und dafür plädiert, ohne den 31-Jährigen vom FC Chelsea zur EM zu fahren. Dass der Prozess gegen seinen Abwehrkollegen in den Juli verschoben wurde, hatte der Bruder des angeblichen Opfers schon als "faden Beigeschmack" bezeichnet. Springt Capello nun also so vehement für Terry in die Bresche, riskiert er nicht nur Ärger mit dem Verband, sondern auch mit einer nicht unbedeutenden Gruppe seiner Spieler.

Und das, obwohl der 65 Jahre alte Italiener in den Vergangenheit mehrfach betont hatte, für ihn sei es nicht wichtig, wer Kapitän sei. Terry soll Anton Ferdinand im Ligaspiel am 23. Oktober gegen die Queens Park Rangers beleidigt haben. Die Abschrift der angeblich üblen Beleidigungen kursiert im Internet. Das Videomaterial veranlasste die Staatsanwaltschaft zumindest, ein Verfahren einzuleiten. Die FA setzte Terry "aufgrund der hohen moralischen Verpflichtung des Amtes" solange ab, bis die Vorwürfe gegen ihn entkräftet seien. Terry bestreitet die Vorwürfe vehement und bezeichnet den Vorgang als Hetzkampagne gegen seine Person. "Ich werde mit Klauen und Zähnen kämpfen, um meine Unschuld zu beweisen", hatte er zuletzt stets betont.

Quelle: ntv.de, Holger Schmidt, sid

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