"Bleib' stark, Sir Bobby" Charltons Krankheit bestürzt England
02.11.2020, 20:06 Uhr
"Sir Bobby, du bist mein Held!"
(Foto: imago/Sven Simon)
Englands womöglich größte Fußball-Legende Sir Bobby Charlton ist an Demenz erkrankt. Diese schockierende Nachricht löst im Mutterland des Fußballs große Bestürzung aus. Bereits zum dritten Mal trifft das Schicksal den mittlerweile 83-Jährigen hart.
Selbst in Lockdown-Zeiten war der altehrwürdigen Londoner "Times" die Demenz-Erkrankung von Sir Bobby Charlton ein großflächiges Foto auf Seite eins wert, die Konkurrenz vom "Daily Telegraph" reagierte ganz ähnlich: In einer schwierigen Phase der Pandemie löste diese schockierende Nachricht im Mutterland des Fußballs große zusätzliche Betroffenheit aus. "Ein weiterer Held unserer Weltmeistermannschaft von 1966 leidet am Demenz. Vielleicht sogar der Größte von allen. Das macht mich traurig", twitterte Ex-Nationalspieler Gary Lineker.
Erst am Freitag vergangener Woche war mit Charltons Teamkollegen Nobby Stiles ein weiterer an Demenz erkrankter Ex-Profi gestorben. Dass nicht nur die ältere Generation, die den Triumph von Wembley vor 54 Jahren bewusst miterlebte, den 83-Jährigen bis heute als außergewöhnlichen Menschen und Fußballer wahrnimmt, machte die Reaktion des aktuellen Nationalspielers Marcus Rashford deutlich: "Sir Bobby, du bist mein Held! Bleibe stark, wir lieben Dich."
Der 23-Jährige ist der aktuelle Topstar bei Manchester United, der Klub, der für den einstigen Mittelfeldspieler eine zweite Familie war. Zwischen 1953 und 1973 erzielte Charlton 249 Tore in 758 Spielen, Rekordmarken, die bei den Red Devils über Jahrzehnte Bestand hatten. Die Queen adelte ihn 1994, seit 2016 ist die Südtribüne im Old Trafford nach der Vereins-Ikone benannt.
Bobby hatte sein Lächeln verloren
Nachdem Charltons Ehefrau Norma die Erkrankung ihres Mannes am Sonntag öffentlich gemacht hatte, bot der englische Rekordmeister umgehend seine Unterstützung an. "Jeder bei uns ist betrübt, dass diese schreckliche Krankheit Sir Bobby Charlton heimgesucht hat", hieß es in einer offiziellen Stellungnahme. Ihm droht nun das gleiche Schicksal wie seinem Bruder Jack, der im Juli starb, auch er war an Demenz erkrankt. Seinerzeit nahm die Öffentlichkeit großen Anteil am Schicksal von Bobbys "großem Bruder".
Das ungleiche Brüderpaar holte 1966 gemeinsam den WM-Titel, so wie es zwölf Jahre zuvor Fritz und Ottmar im Berner Wankdorfstadion gelungen war. Bobby war der brillante Stratege auf dem Rasen, Jackie der knochenharte Verteidiger. Gemein war ihnen, dass sie durch unbändigen Willen und mithilfe des Fußballs einen anderen Weg einschlagen wollten als ihr Vater, der in Ashington als Bergmann schuftete.
Seit dem Flugzeugabsturz der "Busby Babes" von Manchester United 1958 in München, den Charlton, anders als 23 weitere Insassen überlebte, galt er Mitspielern und Gegnern als wortkarg und introvertiert. Bobby habe durch dieses Unglück sein Lächeln verloren, heißt es dazu in der Autobiographie seines Bruders Jack. Schön wäre es, wenn es nun zumindest in lichten Momenten kurz zurückkehren könnte. Mehr als 60 Jahre nach der Tragödie von Riem.
Quelle: ntv.de, Andreas Asen, sid