Hannover auf dem Weg ins Achtelfinale Cooler Kunstschütze Schlaudraff
17.02.2012, 13:59 UhrSie tanzen am Abgrund, aber schießen sich doch noch zum Sieg. Nach dem in der Schlussphase erzwungenen Erfolg gegen den FC Brügge könnte der Weg von Hannover 96 bis ins Achtelfinale der Fußball-Europaliga führen. Auch dank Jan Schlaudraff.
Als das Spiel gedreht und Christoph Daum doch noch besiegt war, kannte der Optimismus bei Hannover 96 kaum noch Grenzen. "Die Belgier haben jetzt eine ziemlich schwierige Aufgabe", frohlockte Sportdirektor Jörg Schmadtke nach dem 2:1 (0:0) gegen den FC Brügge mit Blick auf das Rückspiel am 23. Februar. Und auch Regisseur Jan Schlaudraff sagte zuversichtlich: "Wir haben eine ordentliche Ausgangsposition."
Woran der Ex-Nationalspieler mit einer für ihn typischen Aktion alles andere als unbeteiligt war. Cool und abgebrüht schlenzte Schlaudraff in der 80. Minute einen Foulelfmeter über Brügges Torhüter Vladan Kujovic zum Endstand ins Tor und kassierte ein Extralob von Coach Mirko Slomka: "Der Elfer war natürlich frech geschossen. Jan hat mir gesagt, es sei für ihn die sicherste Methode."
Der Kunstschütze mit dem schütteren Haar spekulierte einfach darauf, "dass sich der Torwart für eine Ecke entscheidet". Zähneknirschend musste auch Daum einräumen: "Wenn er drin ist, ist er natürlich genial. Wenn nicht, möchte ich Mirko Slomka mal hören."
"War schon ein ziemlich wildes Spiel"
Aber so kam es halt nicht, und nun stehen Daums Schützlinge im Jan-Breydel-Stadion unter Siegzwang. Abschreiben wollte der 58-Jährige sein Team natürlich noch nicht. "Hannover hat die erste Halbzeit gewonnen, aber die zweite Halbzeit wird in Brügge gespielt." Viele haarsträubende Fehler auf beiden Seiten führten nicht nur zu den Toren von Maxime Lestienne in der 51. und Artur Sobiech in der 73. Minute, sie trugen auch zum Unterhaltungswert für die 42.000 Zuschauer in der fast ausverkauften WM-Arena am Maschsee bei. "Dem Publikum hat es sicher gefallen, aber als Trainer muss ich sagen: Ogottogott", analysierte Daum, Slomka sah es ähnlich: "Das war schon ein ziemlich wildes Spiel. Aber wir haben nicht locker gelassen und mit Moral den Sieg erkämpft."
Und eine belastbare Ausgangsbasis für die Partie in Brügge, mit der die Europacup-Reise der Niedersachsen nicht zu Ende gehen soll und auch nicht muss. "Unser Team hat Charakter. Es ist gereift, gut aufgestellt und hat sich weiter entwickelt", sagte 96-Präsident Martin Kind, der mit Genugtuung festgestellt hat, "dass wir national und international deutlich mehr wahrgenommen werden". Und so landen mittlerweile auch Spieler wie der Senegalese Mame Diouf von Englands Rekordmeister Manchester United beim Bundesliga-Siebten. In seinem ersten Heimspiel für die Roten deutete der 24-Jährige mehrfach seine außergewöhnlichen Qualitäten an, nur im Abschluss war der Torjäger diesmal noch vom Pech verfolgt. Slomka zeigt Geduld: "Man sieht genau, dass er noch sehr wichtig für uns werden kann."
Quelle: ntv.de, Andreas Frank, sid