Fußball

Aufholjagd gegen den Angstgegner DFB-Frauen im Gefühlschaos

Luisa Wensing im Zweikampf mit US-Star Abby Wambach.

Luisa Wensing im Zweikampf mit US-Star Abby Wambach.

(Foto: AP)

Nach einer denkwürdigen Aufholjagd und torreichen Unentschieden gegen die USA schwankt die Gefühlslage der deutschen Fußballerinnen zwischen Stolz und Enttäuschung. Drei Monate vor Beginn der EM-Endrunde in Schweden zeigt der Turnierfavorit zwei Gesichter.

Nach der spektakulären Aufholjagd ohne das erhoffte Happy End befand sich Silvia Neid im reinsten Gefühlschaos. Wieder nicht gewonnen gegen den Frauenfußball-Goliath aus den USA, aber beim 3:3 (0:0) in Offenbach tolle Kämpferqualitäten gezeigt. Die Bundestrainerin war hin- und hergerissen zwischen berechtigtem Stolz und leiser Enttäuschung.

Uneins: Torhüterin Nadine Angerer fühlte sich nach dem Remis als Siegerin, Bundestrainer Silvia Neid nicht so recht.

Uneins: Torhüterin Nadine Angerer fühlte sich nach dem Remis als Siegerin, Bundestrainer Silvia Neid nicht so recht.

(Foto: dpa)

Anders als ihre Spielerinnen ließ sich Neid aber nicht von der denkwürdigen Schlussphase mit zwei späten deutschen Toren blenden. "Es fühlt sich nicht an wie ein Sieg", sagte die 48-Jährige, "denn der würde sich besser anfühlen. Es war okay, aber nicht hervorragend."

Ein Stockwerk tiefer in den Stadionkatakomben konnte Spielführerin Nadine Angerer die Meinung ihrer Trainerin nicht ganz teilen. "Ich fühle mich, als hätten wir gewonnen. Wir haben eine tolle Moral gezeigt und uns wieder einen Schritt weiterentwickelt", meinte die sichtlich beeindruckte Keeperin. Angerer blieben rund drei Monate vor Beginn der EM-Endrunde in Schweden (10. bis 28. Juli) aber auch die Schattenseiten des dritten Unentschiedens im vierten Duell mit dem Olympiasieger binnen eines halben Jahres nicht verborgen. "Es ist noch Luft nach oben. Außerdem müssen wir mal gegen so einen Riesen-Gegner gewinnen", forderte die 34-Jährige vom 1. FFC Frankfurt.

Ganz weit entfernt vom Sieg

Der erste zählbare Sieg gegen die Supermacht USA seit 2003 schien vor 16.090 Zuschauern zwischenzeitlich so weit entfernt wie Offenbach von Los Angeles. Nach Toren von Weltfußballerin Abby Wambach (47.), Megan Rapinoe (55.) und Alex Morgan (71.) sowie einem Gegentreffer durch Kim Kulig (63.) lagen die ersatzgeschwächten Gastgeberinnen angesichts haarsträubender Abwehrfehler und bis zur 85. Minute mit 1:3 in Rückstand.  "Dann haben wir aber gezeigt, dass wir nie aufstecken. Wir sind eine junge, hungrige Mannschaft", sagte Torschützin Kulig, die nach ihrer schweren Knieverletzung immer besser in Schwung kommt.

Celia Okoyino da Mbabi leitete die Aufholjagd vom Elfmeterpunkt ein.

Celia Okoyino da Mbabi leitete die Aufholjagd vom Elfmeterpunkt ein.

(Foto: dpa)

Nicht nur US-Star Wambach staunte über die Aufholjagd des Weltranglistenzweiten und dessen amerikanische Tugenden. "Normalerweise schießen wir ja die späten Tore", sagte Wambach. Doch dieses Mal trafen Celia Okoyino da Mbabi (85., Foulelfmeter) und die eingewechselte Anja Mittag (86.). Glück für den siebenmaligen Europameister allerdings, dass ein Tor von Lauren Cheney (66.) nicht anerkannt wurde.

Gäste-Coach Tom Sermanni sprach respektvoll von einer "Comeback Story" der Neid-Elf. Was den Schotten allerdings nicht überraschte: "Ich habe schon beim Algarve Cup gesehen, dass sie extrem talentierte Spielerinnen haben."

Lob für einen Youngster

Da passte es ins Bild, dass die Bundestrainerin die 20-jährige Leonie Maier als beste Spielerin des Prestigeduells ausmachte. Die Außenverteidigerin aus Bad Neuenahr verkörpert genau den Stil, mit dem die deutsche Auswahl ihre Pole Position in Europa verteidigen will. "Leonie geht mutig nach vorne, spielt gewitzt und ist bissig, dabei aber aufmerksam", lobte Neid. Die Erfolgsformel "Gegner ausspielen und schnell kombinieren" soll in den drei Trainingslagern vor der EM weiter verinnerlicht werden. Aus den zwei Gesichtern soll eines mit einem Siegerlachen werden.

Am 2. Juni trifft sich die Nationalmannschaft zum Auftakt in Kaiserau. Dann sollen auch die zuletzt verletzten Fatmire Bajramaj, Simone Laudehr, Annike Krahn, Viola Odebrecht und Lena Goeßling wieder dabei sein. Bis zum Start der Endrunde stehen noch die Tests gegen Schottland in Essen (15. Juni), gegen Kanada in Paderborn (19. Juni) sowie gegen Weltmeister Japan in München (29. Juni) an. Bei der Europameisterschaft soll es schließlich ein richtiges Happy End geben.

Quelle: ntv.de, sid

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