Antisemitismus im Fußball DFB verurteilt Shechter-Hetze
28.02.2012, 16:23 UhrKeine Toleranz für Rassisten und Antisemiten: Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) verurteilt die antisemitischen Beleidigungen gegen den israelischen Profi Itay Shechter vom Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern scharf. Eine harte Bestrafung der Täter ist unabdingbar.
Der designierte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hat die antisemitischen Schmähungen gegen den Israeli Itay Shechter beim 1. FC Kaiserslautern als unerträglich gebrandmarkt. "Gemeinsam mit dem Präsidenten ist es mir wichtig, für den gesamten DFB zu unterstreichen, dass solche Vorgänge in keinster Weise zu tolerieren sind und wir dem bereits im Ansatz entschlossen entgegenwirken müssen", sagte Niersbach.
Auch die Anhänger des akut abstiegsbedrohten Fußball-Bundesligisten äußerten ihren Unmut. "Die Fanvertretung distanziert sich von rassistischen, diskriminierenden und antisemitischen Äußerungen in jeglicher Form", hieß es in einem Schreiben der FCK-Fanvertretung.
Kaiserslauterns Stürmer Shechter war am Sonntag beim Auslaufen der Pfälzer von einem Mann aus einer Gruppe von fünf Personen beschimpft worden. "Es handelt sich um einschlägig vorbestrafte, mit Stadionverbot belegte Personen aus der Hooligan-Szene", sagte Clubsprecher Christian Gruber. Der Club sagte den Behörden bei den Ermittlungen sämtliche Unterstützung zu und bezog auf seiner Homepage klar Stellung. "Rassismus hat beim FCK keinen Platz!"
Kein Platz für Rassismus und Antisemitismus
Auch Niersbach forderte eine schonungslose Aufklärung. Er wünsche sich, "dass die Behörden den Fall mit aller Konsequenz verfolgen". "Antisemitismus und Rassismus dürfen im Fußball keinen Platz haben", betonte er.
"Rassismus hat beim FCK überhaupt keinen Platz. Wir werden dafür sorgen, dass diese Typen bestraft werden", hatte der Vorstandschef Stefan Kuntz in einer ersten Reaktion erklärt. Ministerpräsident Kurt Beck war ebenfalls entsetzt. "Das ist widerlich", sagte er. "Dafür schämt man sich." Die Staatsanwaltschaft ermittelt inzwischen.
"Das Bild, das in der Presse durch das Fehlverhalten einiger weniger dargestellt wird, ist nicht im Sinne der Fanvertretung und auch nicht im Sinne eines jeden Fans des 1.FC Kaiserslautern e.V., deren Interessen wir als ihre gewählten Vertreter repräsentieren", hieß es abschließend in dem Fan-Brief.
Schleichende Entwicklung
Nach Ansicht des Lauterer Fanprojektleiters Erwin Ress kommen die antisemitischen Beleidigungen gegen Shechter hingegen nicht aus heiterem Himmel. Ress sagte dem Magazin "11Freunde", dass der FCK, "wie fast alle anderen Vereine auch, einen geringen Zuschaueranteil mit einem rechten politischen Hintergrund" hat. "Diese Gruppe besteht aus Erwachsenen und hat ein geschlossen rechtes Weltbild. Da helfen keine jugendpädagogischen Maßnahmen. Das ist Sache des Verfassungsschutzes und der Polizei. Unsere Aufgabe ist es, Kinder und Jugendliche durch Aufklärungsarbeit von rechten Fängern fernzuhalten", äußerte Ress.
Laut Ress hat "die aktuelle Debatte um Pyrotechnik beim Fußball dazu geführt, dass Sicherheitskräfte und Vereine beinahe ausschließlich damit beschäftigt sind, Ultras abzutasten und per Kamera zu überwachen". Leute mit rechten Szene-Klamotten könnten hingegen oft unbehelligt durchs Stadion spazieren.
Quelle: ntv.de, dpa/sid