Bundesliga-Relegation oder totaler Absturz Damoklesschwert schwebt über Hamburg
27.04.2014, 12:34 Uhr
Steigt der HSV im Jubiläumsjahr der Bundesliga erstmals ab?
(Foto: imago/Oliver Ruhnke)
Sollte der Hamburger SV in Augsburg verlieren, bleibt wohl nur die Relegation für den Klassenerhalt. Ein vorsichtiger Blick auf den Zustand des Klubs zeigt DFL-Auflagen, Schulden und interne Querelen. Die Hanseaten könnten komplett versinken.
Elegante Suiten, riesiger Wellness-Bereich, spektakuläre Schauküche: Der Hamburger SV lässt es sich im Existenzkampf der Fußball-Bundesliga noch einmal richtig gut gehen und residiert vor dem nächsten Abstiegsfinale beim FC Augsburg (ab 15.30 Uhr im n-tv.de Liveticker) im Hotel Drei Mohren. In dem Luxustempel ließen sich schon Frauenheld Giacomo Casanova und Dichter Johann Wolfgang von Goethe verwöhnen und inspirieren. "Wir schöpfen alle Möglichkeiten aus", sagte Trainer Mirko Slomka vor der Abreise und hofft, dass sein Team in dem noblen Quartier endlich zu einer Einheit reift und sich gegen die drohende Katastrophe zu wehren beginnt. "Kampf, Präsenz und Leidenschaft" forderte Slomka ein. Wie schon zuvor in den vergangenen Wochen. Doch passiert ist bei den einst stolzen Hanseaten bisher nichts.
Ein kleiner Hoffnungsschimmer: Falls heute drei Punkte eingefahren werden, haben die Hamburger "nur" noch zwei Punkte Rückstand auf den rettenden 15. Tabellenplatz. Dort steht derzeit der VfB Stuttgart. Die Schwaben sammelten am Freitag in Hannover nur einen Punkt ein, obwohl mehr drin gewesen wäre.
Vergangene Woche bettelte die Mannschaft gegen den VfL Wolfsburg (1:3) förmlich um den Gang in die Zweitklassigkeit. Slomka versichert derweil tapfer, dass jetzt "jeder begriffen hat, worum es geht." Als drohte dem Bundesliga-Dino erst seit vorgestern der erste Abstieg der Vereinsgeschichte. Doch wie überall in der Fußball-Republik stirbt auch in Hamburg die Hoffnung zuletzt. "Die Chance ist da, in drei beziehungsweise fünf Spielen die Bundesliga zu halten", sagte Slomka. Die Hamburger setzen längst nur noch auf die Relegation.
"Es geht um das Überleben des Vereins"
Zusammen mit Slomka versuchte auch Sportchef Oliver Kreuzer noch einmal, seinen ebenso verwöhnten wie desolaten Spielern ins Gewissen zu reden. "Wir befinden uns auf der Zielgeraden der Saison. Noch sind 30 Meter zu absolvieren. Und ich erwarte von jedem einzelnen Spieler, dass er für diesen Verein noch einmal alles aus sich rausholt", sagte Kreuzer fast verzweifelt und bettelte um etwas eigentlich Selbstverständliches: Unbedingten Einsatz. "Es geht um mehr als das Gewinnen. Es geht um das große Ganze, um das Überleben des gesamten Vereins", sagte Kreuzer.
Der HSV befindet sich in der schlimmsten Krise seiner Geschichte. Der drohende Abstieg wäre der GAU, beim historischen Gang in die Niederungen der 2. Liga würde der Verein womöglich auseinanderbrechen. Die Lizenz für die kommende Saison wurde nur unter Auflagen erteilt, die finanzielle Situation ist dramatisch, Vorstand und Aufsichtsrat des Klubs sind völlig zerstritten und hinter den Kulissen tobt weiter ein erbitterte Kampf um die geplante Ausgliederung der Fußball-Abteilung. Der HSV gibt im Moment nicht nur auf dem Rasen ein trauriges Bild ab. Und jetzt verstrickt sich Kreuzer auch noch in einen Kleinkrieg mit Ex-Trainer Thorsten Fink. Der hatte zuletzt behauptet, dass die Hanseaten unter ihm "mit dem Abstieg nichts zu tun" gehabt hätten.
"Er sollte endlich den Mund halten", konterte Kreuzer nun in der Bild-Zeitung: "Auch durch die desaströsen Auftritte unter Fink sind wir nun in dieser schwierigen Situation." Zudem plauderte Kreuzer pikante Details aus. So soll Fink sich "sogar auf der Rückbank des Autos eines Freundes aus dem Stadion schleusen lassen", um nach einem Debakel bei Borussia Dortmund (2:6) "den Medienvertretern nicht Rede und Antwort stehen zu müssen". Eine ähnliche Flucht würde sich Slomka sicher gerne ersparen.
Quelle: ntv.de, rpe/sid