Fußball

Interview mit Marcel Reif "Das Finale war WM-unwürdig"

Er redet nicht gerne über die Partie Spanien gegen Holland. Lieber über den Auftritt der jungen deutschen Elf in den letzten vier Wochen. Marcel Reif über schlechte Fußballspiele, Löws Zukunft und den EM-Titel 2012.

n-tv: Sieben WM-Spiele haben wir von der deutschen Mannschaft gesehen. Wie fällt denn ihr Fazit aus?

Sportkommentator Marcel Reif ist mit dem Auftritt der deutschen Nationalmannschaft bei der WM 2010 mehr als zufrieden.

Sportkommentator Marcel Reif ist mit dem Auftritt der deutschen Nationalmannschaft bei der WM 2010 mehr als zufrieden.

(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)

Marcel Reif: Ja, selber Schuld – beim nächsten Turnier sind wir sicher kein Außenseiter mehr. Nein, im Ernst: Es ist nicht nur mein Fazit, sondern auch das Ergebnis von Gesprächen, die man hier mit Kollegen führt – ausländischen. Die sind bis jetzt eigentlich noch sprachlos über das, was eine deutsche Fußballmannschaft hier zu zeigen in der Lage war. Und ich – für mich selber muss ich das sagen: Dass ich das noch erleben darf, dass eine deutsche Mannschaft spielerisch das Beste ist, was ein WM-Turnier anbietet - Respekt!

Joachim Löw hat mit seiner Auswahl 2010 einen sehr aussichtsreichen Weg eingeschlagen. Wird er weitermachen?

Ich müsste lange darüber nachdenken, um ein Argument zu finden, das ihn zu einer anderen Entscheidung bringen könnte. Er ist doch zuständig dafür, dass diese Mannschaft das geworden ist, was sie heute ist. Und ich habe mal gelernt: Ein Baumeister verlässt die Baustelle, wenn das Dach drauf ist; wenn alles fertig ist. Diese Mannschaft ist noch längst nicht am Ende in ihrer Entwicklung. Und sie vertraut diesem Trainer, sie glaubt diesem Trainer, sie lässt sich führen.

Muss man nicht aufhören, wenn man ganz oben ist?

Nein, Löw hat die richtigen Ideen. Wenn etwas zusammen gepasst hat, dann dieses Konstrukt. Und dieses dann von einer Seite aufzubrechen, das wäre, glaube ich, sehr schwer zu vermitteln. Und wie der Franz Beckenbauer immer bei uns zu sagen pflegt: 'Wo soller denn hin? Woas willer moachen?'. Besseres als das, bessere Arbeitsbedingungen findet auch er nicht.

Ein Blick auf das WM-Finale: Viele Zuschauer hatten den Eindruck, dass der Weltmeister Spanien im Spiel gegen Deutschland eine gute, vielleicht sogar die beste Leistung gezeigt hat. Sehen Sie das ähnlich?

Müssen wir wirklich über dieses Finale reden?

Wenn's geht?

Also, das war für mich einer Weltmeisterschaft nicht würdig. Eine Mannschaft wie Holland, die nur auf Zerstören aus ist, und zwar nicht nur das Spiel, sondern zum Teil - manchmal hatte ich richtig Angst – auch auf Knochen zerstören aus ist, und eine andere, die sich davon natürlich nicht unbeeindruckt zeigt, das war nichts. Und so schleppt sich das über 120 Minuten hin.

Wenn man die Mannschaften ansieht, Deutschland, Niederlande, Spanien ...

... Die Spanier sind Weltmeister. Daran ist nichts zu deuteln. Und ich weiß vielleicht, worauf Sie hinauswollen: Was wäre denn gewesen, wenn die Deutschen … Aber es nützt nichts. Die Spanier haben es gewonnen und das ist auch gut so – jedenfalls besser als wenn es gestern die Holländer – diese Holländer mit diesem Fußball – geworden wären.

Das heißt: Wir freuen uns auf 2012, weil wir dann gute Chancen haben, richtig? Schließlich gehen wir, wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann als Mitfavorit ins Rennen.

Völlig richtig verstanden.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen