Mainz-Star holt Negativ-Rekord Das gab es noch nie in 60 Jahren Bundesliga
20.08.2023, 20:38 Uhr
Hier ist der Ball, Herr Rönnow.
(Foto: picture alliance/dpa)
Beim Bundesliga-Spiel zwischen Union Berlin und dem FSV Mainz 05 trägt sich ein 29-jähriger Franzose in die Geschichtsbücher des deutschen Fußballs ein. Ludovic Ajorque schafft es, gleich zwei Elfmeter zu verschießen. Das ist bislang noch keinem anderen Spieler gelungen.
Beinahe 60 Jahre nachdem der BVB-Spieler Timo Konietzka am 24. August 1963 im Bremer Weserstadion den ersten Bundesligatreffer überhaupt erzielt hatte, traf der Mainzer Mittelstürmer Ludovic Ajorque nicht in das Tor von Union Berlin - und trug sich dabei aber in die Geschichtsbücher ein. Denn das, was sich vor der Waldseite der Alten Försterei in Berlin-Köpenick abspielte, hatte es so einfach noch nicht gegeben.
Der 29-jährige Franzose vergab gleich zwei Elfmeter. Beides Mal erahnte Union-Keeper Frederik Rönnow nicht nur die Ecke, sondern konnte die, zugegeben, eher schwach geschossenen Strafstöße sogar festhalten. Union Berlin konnte dadurch sowohl in der 62. Minute als auch in der 88. Minute einen Zwei-Tore-Vorsprung halten und am Ende sogar mit 4:1 gewinnen. Ajorque blieb nur der Rekord. Noch nie in 60 Jahren Bundesliga-Geschichte hatte ein Spieler in einem Spiel gleich zwei Elfmeter verschossen.
"Wir verschießen zwei Elfmeter, das ist schon kurios. Wir werden ihn aufbauen und wieder hinbekommen. Er ist ein wichtiger Spieler für uns", erklärte Mainz-Trainer Bo Svensson später bei DAZN. "Wir müssen die zwei Elfmeter machen, dann geht das Spiel in eine andere Richtung", stimmte Sportdirektor Martin Schmidt in das Wehklagen ein. "Er ist sehr niedergeschlagen und hat gerade kurz zur Mannschaft gesprochen. Er hat gesagt, dass er am meisten selbst enttäuscht ist", ergänzte Mainz-Spieler Stefan Bell.
Rönnow hält erste Elfmeter überhaupt
Ganz anders sah das natürlich Union-Trainer Urs Fischer. Der lobte seinen dänischen Keeper in den Himmel: "In einer Phase, in der wir nicht gut waren, hält uns Freddy im Spiel. Das war wichtig." Damit hatte er wohl recht. Rönnow selbst wollte hingegen nicht den ganzen Ruhm. "Ich habe die Gegner ein bisschen analysiert, da geht der Dank auch an den Torwarttrainer", sagte er. Michael Gspurning, so der Name des Torwarttrainers, wird es gerne gehört haben.
Denn bislang war der 31-jährige Rönnow nicht als Elfmeter-Killer bekannt. Er hatte in der Bundesliga noch nie einen gehalten. Jetzt gleich zwei und das ging so, erklärte er: "Ajorque wechselt gerne die Ecken, beim letzten Mal hatte er die andere Ecke genommen. Deswegen hab ich mich für links entschieden." Und beim nächsten Elfmeter dann für die andere Ecke.
Ajorque war erst in dieser Saison zum Elfmeterschützen der Mainzer aufgestiegen. Erst in der vergangenen Woche hatte er erstmals am Punkt gestanden. Beim Pokalspiel in Elversberg verwandelte er in der 73. Minute einen Foulelfmeter und sicherte seinem Klub somit den Einzug in die nächste Runde des DFB-Pokals. In einem Ligaspiel war er letztmals im September 2022 für seinen damaligen Klub RC Straßburg Alsace angetreten und hatte den Ball Mitte der ersten Halbzeit an Brest-Torhüter Marco Bizot vorbei ins Netz gehauen. Bizot hatte sich vielleicht nicht ganz so akribisch vorbereitet.
Timo Konietzka hingegen hatte diese Sorgen nie. Er trat in der Bundesliga nie zu einem Elfmeter an. Die viel zu früh verstorbene Bundesliga-Legende brachte es aber auch so auf 72 Treffer in nur 100 Liga-Spielen. Davon ist Ajorque noch weit entfernt. Er steht bei sechs Toren in 18 Einsätzen. Doch seit dem 20. August 2023 findet man ihn neben Konietzka in den Geschichsbüchern der Liga.
Quelle: ntv.de, sue