Skibbe, Ailton und das Bayern-Gen Das große Zittern vor dem Abstieg
27.01.2012, 12:18 Uhr
Neulich, nach dem 1:5 gegen Borussia Dortmund: Hamburgs Trainer Thorsten Fink und Stürmer Paolo Guerrero.
(Foto: dpa)
Alle sprechen über den Titelkampf, dabei geht's in der Fußball-Bundesliga in Sachen Abstieg spannender zu. Zwölf Mannschaften müssen zittern, darunter auch Hertha BSC und der Hamburger SV. Die einen sind froh, dass Ailton nicht kommt, die anderen setzen auf das Bayern-Gen. Nun treffen sie sich.
Die gute Nachricht kommt aus Berlin. Trainer Michael Skibbe spricht mit seinem Vorgänger Markus Babbel. Also fast. "Es gab schon SMS-Kontakt. Ich werde ihn aber auch noch anrufen", erzählte Skibbe stolz der "Bild"-Zeitung. Demselben Blatt versicherte Babbel, seinem Nachfolger gerne helfen zu wollen, schließlich sei der ein netter Typ. Denn der nette Typ hat ein Problem. Trotz einer passablen Hinrunde steckt die Hertha, die er in der Winterpause übernommen hat, mitten im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga. Dass er dieses Schicksal mit elf seiner Kollegen teilt, dürfte ihn wenig trösten.
Ein Blick auf die Tabelle zeigt: Der FC Bayern München, Borussia Dortmund, der FC Schalke 04 und Borussia Mönchengladbach bilden die Spitzengruppe, es folgt ein Zweier-Mittelfeld mit Werder Bremen und Bayer Leverkusen. Mit Hannover 96 auf Platz sieben beginnt die Zone der Mannschaften, die sich in Sachen Abstieg nicht zu sicher fühlen sollten. Wem diese Rechnung zu weit gefasst erscheint, der sei daran erinnert, wer im vergangenen Jahr als Tabellensiebter in die Rückrunde startete. Eintracht Frankfurt, mit satten 14 Punkten Abstand auf einen direkten Abstiegsplatz. Trainer seinerzeit: Michael Skibbe.
Ein Spieler namens Ailton
Mittlerweile spielen die Hessen in Liga zwei und müssen sich damit auseinandersetzten, dass ein Spieler namens Ailton, just aus dem Dschungelcamp geflogen, sich öffentlich als Verstärkung andient. Wenigstens dieser Kelch ist an Michael Skibbe vorbeigegangen. Er arbeitet ja jetzt in Berlin und muss sich damit auseinandersetzen, dass die Hertha seit sieben Spielen nicht mehr gewonnen hat und auf Rang 13 gerade einmal drei Punkte vom Relegationsplatz 16 entfernt ist.
Vermutlich, weil das einfacher ist, als Markus Babbel anzurufen, hat der Verein derweil den Freiburger Felix Bastians ein halbes Jahr früher als geplant verpflichtet. Der Abwehrspieler hat bereits mit der Mannschaft trainiert und sagt: "Ich bin bereit." Nächstmöglicher Einsatztermin ist der kommende Samstag, dann spielen die Berliner ab halb vier im Olympiastadion gegen den Hamburger SV. Michael Skibbe kündigte vorsichtshalber schon einmal an: "Wir werden dem HSV zeigen, wo der Hammer hängt." Doch wenn es ganz dumm läuft, stehen sie, falls sie verlieren, nach diesem 18. Spieltag auf besagtem Platz 16. Oder aber, sie finden den Hammer und setzen ihn auch erfolgreich ein, dann hat der HSV dieses Problem. Und mit ihm Trainer Thorsten Fink.
Hilft das Bayern-Gen im Abstiegskampf?
Das ist der Mann, der die Hamburger Mitte Oktober auf dem vorletzten Tabellenplatz übernahm. Und dessen herausragende Qualifikation neben guter Arbeit beim FC Basel in der Schweiz vor allem darin zu bestehen schien, dass er nach eigener Aussage das Bayern-Gen, also das Gewinner-Gen besitze, ein Relikt aus den sechs Jahren, in denen er 150 Bundesligaspiele für den Rekordmeister aus München bestritt. In Hamburg haben sie ihn dafür gefeiert und redeten von Aufbruch. Alleskommentierer Franz Beckenbauer prophezeite den Hamburgern einen Aufschwung und Thorsten Fink wurde schon als künftiger Trainer des FC Bayern gehandelt.
In der Tat blieb der HSV in den ersten acht Spielen unter Thorsten Fink unbesiegt. Doch spätestens nach dem 1:5 gegen Borussia Dortmund zum Auftakt der Rückrunde, der höchsten Heimniederlage seit 1974, haben sie auch an der Elbe gemerkt, dass von besagten acht Spielen sechs unentschieden ausgingen. Und pro Remis gibt es nun einmal nur einen Punkt. So steht der HSV vor der Partie in Berlin sogar noch einen Zähler schlechter da als die Hertha. Das, was in der Sportsprache gerne Befreiungsschlag genannt wird, ist Thorsten Fink, der gerne davon spricht, den großen Hamburger SV mittelfristig in den Europapokal führen zu wollen, also eher nicht gelungen.
Nun spricht er offen von Abstiegskampf und erwartet in Berlin eine Nervenschlacht. "Auch Hertha steht mit dem Rücken zur Wand. Der Druck ist für beide Teams gleich groß." Und falls er noch etwas über den Gegner vom Samstag wissen will, kann er ja einfach mal Markus Babbel anrufen. Der hat schließlich auch einst für den FC Bayern gekickt.
Quelle: ntv.de