Und jetzt kommen die Bayern Der HSV hat seine Krise
24.09.2009, 16:48 UhrDie heile Fußball-Welt beim Hamburger SV unter Bruno Labbadia hat vor dem Bundesliga-Gipfel gegen Bayern München einen tiefen Riss erhalten. Hohn und Spott begleiteten das sensationelle Pokal-Aus des Tabellenführers beim Drittligisten VfL Osnabrück.

Das war jetzt nicht so gut: Hamburgs Mladen Petric nach der Niederlage in Osnabrück.
(Foto: REUTERS)
"Das war ein Shit-Abend, keine schöne Nacht", kommentierte Labbadia die 2:4-Pleite im Elfmeterschießen am Tag danach. Nach 120 Minuten hatte es in einer denkwürdigen Partie 3:3 gestanden. Davon, dass seine Profis die Underdogs gewaltig unterschätzt hatten und mit ihren Gedanken am Mittwochabend schon beim Samstag-Gegner waren, wollte der HSV-Trainer indes nichts wissen: "Das Bayern-Spiel war nicht in den Köpfen drin."
Seine Personalmaßnahmen deuteten allerdings auf das Gegenteil hin. Labbadia musste auf den gesperrten Kapitän David Jarolim verzichten und schonte anfangs seine Stammkräfte Eljero Elia, Piotr Trochowski und Jerome Boateng. Zudem spielte der angeschlagene Zé Roberto, vor der Pause bester HSV-Akteur, nur 45 Minuten. Doch die Bankdrücker wie Robert Tesche und Romeo Castelen oder der Schwede Marcus Berg im Sturm konnten ihre Chancen nicht nutzen. Der zweite Anzug passte nicht. "Nach dem Spiel kann man diesen Eindruck haben. Er trifft aber nicht zu", entgegnete Labbadia, dessen furios in die Saison gestartetes Team im dritten Auswärtsspiel in Serie erfolglos blieb.
Nicht wieder auzubügeln
Anders als in Wien (0:3) können die HSV-Profis das Pokal-Aus in Runde 2 nicht mehr ausbügeln. Der erste von drei möglichen Titeln in der Saison ist futsch. Das wurmt Torhüter Frank Rost, der im Elfmeterschießen viermal verladen wurde. "Man kann überall verlieren, aber es kann ja nicht sein, dass ein Drittligist gegen uns zu sieben bis acht hundertprozentigen Torchancen kommt." Zugleich lobte er die "tolle Atmosphäre" in dem mit 16 100 Fans ausverkauften Osnabrücker Stadion. "Es macht den Reiz aus, dass der Kleine den Großen raushaut. In der Liga sieht das anders aus", machte Rost sich und seinen Mitspielern Mut für das Bayern-Match.
Vor dem Gipfeltreffen am Samstag ist ausgerechnet der Einsatz von Ex-Bayern-Spieler Zé Roberto gefährdet. Der 35 Jahre alte Brasilianer laboriert an einer Muskelverhärtung in der Wade. "Ich hoffe, dass ich es bis Samstag schaffe", sagte er. "Es geht im Moment nur um dieses Spiel. Ich will unbedingt gewinnen." Die Bayern zittern derweil um den früheren HSV-Profi Daniel van Buyten (Sprunggelenksprobleme).
"Die Jungs sind auf dem Zahnfleisch gegangen"
Labbadia ärgerte sich noch am Tag danach über die verpasste Chance im DFB-Pokal. "Der Pokal ist der kürzeste Weg nach Europa. Wir hätten diese Belastung gern weiterhin gehabt", sagte der 43 Jahre alte Coach. Sein überglücklicher Kollege Karsten Baumann lobte dagegen die unglaubliche Willenskraft seiner Mannschaft, die auf den Tag genau 31 Jahre nach dem 5:4-Sensationssieg bei Bayern München an die Osnabrücker Pokaltradition anknüpfte. "Wir sind 90 Minuten das bessere Team gewesen und waren nach dem Ausgleich zum 2:2 am Boden zerstört. Die Jungs sind auf dem Zahnfleisch gegangen", erklärte Baumann. Nach einer ausgiebigen Jubelfeier blickt er nun entspannt der Auslosung für das Achtelfinale entgegen: "Wir haben den Ersten der Bundesliga geschlagen, da können wir gegen jeden gewinnen."
Ob die Hamburger gegen jeden Gegner gewinnen können, wird sich am Samstag zeigen. "Wir sind vorbereitet, dass uns einiges erwartet", so Labbadia. "Wir haben im Pokal einen großen Dämpfer bekommen, aber wir wollen die Tabellenführung verteidigen. Wir werden uns nicht kleiner machen."
Quelle: ntv.de, August Hack, dpa