Fußball

Er ließ seine Freundin töten Der Mörder und sein gruseliges Comeback

Bruno Fernandes ließ 2010 seine Ex-Freundin entführen, foltern und töten.

Bruno Fernandes ließ 2010 seine Ex-Freundin entführen, foltern und töten.

(Foto: imago images/Fotoarena)

Vor zehn Jahren lässt Bruno Fernandes seine Ex-Freundin, die Mutter seines Sohnes, entführen, foltern und töten. Nun kehrt der verurteilte Mörder zurück in den Profifußball. Reue zeigt der Torwart nicht.

Als erstes sprang der lokale Sponsor ab, die Trainerin der Frauen-Mannschaft nahm ebenfalls sofort Reißaus, ein kleiner Protestaufmarsch vor dem Stadion, viel Geschrei im Internet. Dies ist die Begleitmusik, wenn am Samstag Bruno Fernandes wieder das Tor des brasilianischen Provinzklubs Rio Branco FC zum Start der nationalen vierten Fußballliga hütet. Ein 35-Jähriger, der seit Juli 2019 nach zu einem Drittel abgesessener Strafe von 20 Jahren und neun Monaten aufgrund des in Brasilien angewandten Progressionsvollzugs außerhalb des Gefängnisses wohnen und arbeiten darf. Nun kehrt er in den Fußball zurück. Rechtlich spricht nichts dagegen, moralisch vieles.

Denn exakt vor zehn Jahren - wenige Monate zuvor hatte er mit CR Flamengo den Meistertitel festgehalten und war auf dem Sprung in die brasilianische Nationalmannschaft - gab er eine Gräueltat in Auftrag. Auf sein Geheiß entführten, folterten und töteten zwielichtige Kumpanen damals seine Freundin. Der bis heute nicht aufgefundene Leichnam wurde nach Überzeugung des Gerichts zerstückelt und an einen Hund verfüttert.

"Ich kann ruhigen Gewissens schlafen"

"Es gibt einen Haufen von Ermittlungsfehlern", beschwerte sich der durchtrainiert wirkende Schlussmann vor wenigen Tagen im Exklusiv-Interview mit dem Fernsehsender SBT und versicherte: "Allen, die ich um Vergebung gebeten habe, haben mir verziehen. Ich kann ruhigen Gewissens schlafen."

Ein Wort der Reue brachte Fernandes bis heute nicht über die Lippen. Erst recht keines des Trostes für Sonia de Fatima, für die der Verlust ihrer Tochter Eliza "eine offene Wunde ist, mit der ich sterben werde". Im Gespräch mit dem Internetportal UOL klagte sie deshalb nun: "In sieben Jahren hat er jetzt sein Leben wieder aufgebaut. Und das meiner Tochter? Wer gibt es zurück?"

Bruno in der Rolle eines Idols, als Vorbild für den und im Sport, in einem Land, das auf das Töten von Frauen durch ihre Partner immer noch allzu oft gleichgültig und tolerant reagiert, ist nicht nur für sie ein perfides Signal. "Das wäre doch so, als könne er dem Leben einer Frau, der Mutter seines Kindes, ein Ende setzen und würde dafür noch belohnt", beklagt die Großmutter des heute zehnjährigen Bruninho.

Als er 2017 per einstweiliger Verfügung kurzzeitig freikam, bestritt er fünf Spiele für Boa Esporte. Zum Jahresende dann 45 Minuten für das klamme Pocos de Calda. Im Januar wollte ihn CE Operario nach Varzea Grande holen. Als die Sponsoren weg- und die Fans Sturm liefen, verschwand der Vertrag wieder in der Schublade. Aber Bruno hat nichts anderes als Fußball gelernt. Also zog er an den westlichsten Rand Brasiliens weiter, spielt nun für den Rekordmeister des Bundeslandes Acre. Klub-Präsident Neto Alencar verkündete: "Bruno hat für seine Taten bezahlt, er braucht eine neue Chance, er muss seine Familie ernähren und wieder seinen Platz in der Gesell­schaft finden."

"Tun so, als hätten sie Neymar verpflichtet"

Der Absprung des Sponsors, ein lokaler Supermarkt, sei verkraftbar, auch der der Frauentrainerin, schließlich gäbe es derzeit keine richtige Mannschaft. Und die Fanproteste? Laut Klub-Sprecher Jairo Barbosa würden Mütter tagtäglich ihre Kinder zum Training schleppen, um ein Foto mit Bruno zu machen. Im "Spiegel" hatte der brasilianische Fußball-Experte Breiller Pires allerdings daran erinnert, dass der Klub kein Konzept hätte, wie sie den verurteilten Mörder nach der verkürzten, aber dennoch langen Haft wieder in die Gesellschaft integrieren wollen. "Statt­dessen tun sie so, als hätten sie Neymar oder einen Pop­star ver­pflichtet."

So wird der verurteilte Mörder als nächste Etappe im Resozialisierungsprozess am Samstag wieder das Tor eines Profiklubs hüten, gegen das ebenfalls fußballerisch unbedeutende Independiente Tucurui. Für die Partie hat er ein extra entworfenes schwarzes Trikot bekommen, mit einem Phönix auf der Brust, dem aus der Asche entsprungenen roten Feuervogel. Und ohne elektronische Fußfesseln. Die sind eigentlich im Bundesland Acre vorgeschrieben. Zu Spielen darf Bruno sie jetzt aber für wenige Stunden ablegen. Mit dem Image des Frauenmörders geht das nicht so einfach.

Quelle: ntv.de, Heiner Gerhardts, sid

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