Europas Fußballer des Jahres Deutschland fehlen die Stars
20.10.2009, 14:54 UhrDie Wahl zu Europas Fußballer des Jahres steht an, und kein Deutscher ist dabei. Sogar nur zwei Spieler aus der Bundesliga sind vertreten. Das ist keine Überraschung. Regelmäßig blamieren sich die deutschen Kicker auf internationaler Bühne – oder laufen gar nicht auf.
Edin Dzeko hat Eindruck gemacht in Manchester. Nach dem Champions-League-Spiel in Old Trafford schwärmte United-Trainer Alex Ferguson vom Bosnier. Der hatte per Kopfball die zwischenzeitliche Führung für den VfL Wolfsburg erzielt. Mehrere internationale Top-Klubs sollen schon angeklopft und mehr als 30 Millionen Euro für den 23-Jährigen geboten haben. Es scheint beschlossen: Dzeko gehört zu den kommenden Größen in Europas Fußball.
Wo Dzeko hin will, ist der Franzose Franck Ribéry vom FC Bayern München bereits; Auf den Listen sämtlicher Klubs, für die Geld eine lästige Angelegenheit ist, wenn es um neue Spieler geht. Trotzdem, eines haben die beiden Offensiv-Spieler gemeinsam: Nur sie könnten den "Goldenen Ball" dieses Jahr in die Bundesliga holen. Jährlich veranstaltet das französische Fußball-Magazin "France Football" die Wahl zu Europas Fußballer des Jahres. Die Liste der 30 Kandidaten für 2009 ist veröffentlicht. Aus deutscher Sicht: Nicht einmal Michael Ballack vom englischen Top-Klub FC Chelsea ist vertreten.
Klose torlos, Gomez formlos

Lothar Matthäus spielte bei Inter Mailand, als er 1990 den WM-Titel und den "Goldenen Ball" gewann.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Parteinahme der Franzosen wird das nicht sein. Sportredaktionen aus allen im europäischen Fußballverband Uefa organisierten Ländern bestimmen die Nominierungen. Vielmehr haben sich der deutsche Fußball und seine Spieler selbst vorzuwerfen, dass sie nicht in der Liste auftauchen. In den europäischen Vereinswettbewerben präsentieren sich die deutschen Kicker bislang überwiegend außer Form. Von Spielern europäischer Spitzen- oder gar Weltklasse keine Spur.
Miroslav Klose hat in der Bundesliga noch nicht getroffen, in der Champions League ebenso wenig. Auch Mario Gomez, für den vor einem Jahr noch 50-Millionen-Euro-Offerten aus dem Ausland durch die Fußball-Welt geisterten, stolpert momentan mehr über den Ball als dass er das Spielgerät in die Maschen setzt – und bringt sich damit aus den Schlagzeilen und Köpfen der europäischen Presse. Phillip Lahm zeigt sich konstant, aber nicht in der Top-Form von 2006. Zudem sieht er im Verbund mit seinen zuweilen nachlässigen und inspirationslosen Nebenleuten häufig nicht glücklich aus.
Wenig Weltklasse
Auffällig ist: Klose, Gomez, Lahm – sie alle spielen beim FC Bayern München. Der deutsche Rekordmeister ist der einzige deutsche Klub, der in der Champions League regelmäßig eine Rolle spielt und im Ausland einen Namen hat. Bremen deutete über die vergangenen Jahre zwar an, dass es zum zweiten Bundesliga-Verein werden könnte, der konstant auf internationalem Niveau agieren kann. Doch neben dem Klinsmann-Desaster in München leistete sich auch Werder in der vergangenen Saison einen Aussetzer und landete nur im Mittelfeld der Tabelle; Torsten Frings formschwach, Per Mertesacker mit überraschend vielen Fehlern. Werder konnte froh sein, dass es sich über den DFB-Pokal überhaupt für einen europäischen Wettbewerb qualifizieren konnte. Bei der WM im eigenen Land war Frings noch der heimliche Top-Star im deutschen Spiel – bevor ihn die Italiener mit einer unrühmlichen Medienkampagne aus dem Turnier nahmen.
Viel mehr Weltklasse ist in der Bundesliga nicht in Sicht, auch wenn sie für die Zukunft einiges bereithalten könnte. René Adler deutet im Nationaltrikot an, dass er auf einem guten Weg ist, auch Lukas Podolski hat noch Potential für mehr. Leider spielt Prinz Poldi aber beim Abstiegskandidaten Köln – für einen Stürmer nicht der günstigste Verein, um international aufzufallen.
Ein kommender Superstar, den könnten die Deutschen lediglich in Mesut Özil haben. Im Nationalteam wird der Bremer zum Nachfolger von Michael Ballack heranreifen. Dass der 20-Jährige Newcomer dabei wesentlich kreativer zu Werke geht als der alternde Taktgeber Ballack, dürfte dem deutschen Fußball bei der Weltmeisterschaft im kommenden Jahr den entscheidenden Schub geben. Özil ist neben Marko Marin einer der Spieler, die die Titelflut der DFB-Nachwuchsteams bei internationalen Turnieren ermöglicht haben. Doch auch viele andere Talente sind bereits in ihren Vereinen etabliert oder auf dem Weg dorthin.
Italien auf den Fersen
Das Beispiel Bayern zeigt jedoch: Nur konstante Top-Leistungen des eigenen Vereins verschafft Spielern eine Nominierung für die Auszeichnung zum Europäischen Fußballer des Jahres. Die bisherigen deutschen Trophäengewinner eines einheimischen Klubs – Gerd Müller, Franz Beckenbauer, Karl-Heinz Rummenigge – spielten allesamt bei den Münchnern, die den Pokal zuletzt 2001 gewinnen konnten. Prompt war auch Bayerns "Titan" Oliver Kahn unter den ersten Drei. Matthias Sammer, 1996 mit der deutschen Nationalmannschaft Europameister, ist als Dortmunder die einsame Ausnahme. Es würde dem deutschen Fußball gut tun, der italienischen Serie A den dritten festen Startplatz in der Champions League abzunehmen – nach dem derzeitigen Stand der Uefa-Fünfjahres-Wertung durchaus möglich. Dann klappt es auch mit dem "Goldenen Ball".
Quelle: ntv.de