FC Bayern wählt Hopfner Die Ära Uli Hoeneß ist Geschichte
02.05.2014, 09:59 Uhr
Seit 44 Jahren beim FC Bayern: Uli Hoeneß. Nun übernimmt Karl Hopfner das Amt des Präsidenten.
(Foto: dpa)
Nach dem Ausscheiden aus der Champions League steht dem FC Bayern München ein weiterer emotionaler Abend bevor. Exakt sieben Wochen nach dem Rücktritt von Uli Hoeneß will sich Karl-Hopfner heute zum Präsidenten des Fußball-Bundesligisten wählen lassen.
Uli Hoeneß wirkte niedergeschlagen, ja traurig, als er am Dienstag kurz vor Mitternacht das Stadion verließ. Es war wohl nicht allein das 0:4-Debakel des FC Bayern im Halbfinale gegen Real Madrid, die ihn so sehr betrübte. Hoeneß dürfte bewusst gewesen sein, dass es für ihn bis auf Weiteres das letzte Champions-League-Spiel war, das er in der Arena gesehen hat. Ohne den verurteilten Steuerhinterzieher, der in Kürze seine dreieinhalb Jahre Haft antreten wird, beginnt beim FC Bayern heute ab 19 Uhr wenn nicht eine neue Zeitrechnung, so doch ein neuer Abschnitt in der Vereinsgeschichte.
Wenn der frühere Finanzchef Karl Hopfner, 61 Jahre alt, auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung im Audi Dome wie erwartet als neuer Präsident zu Hoeneß' Nachfolger gewählt wird, ist die fast 44-jährige Ära des gefallenen Patrons beim FC Bayern endgültig Geschichte. Ausgerechnet jetzt, raunen manche im Umfeld des Vereins, ausgerechnet nach der Demütigung gegen Real. Josep Guardiola hatte danach einen Umbruch angedeutet. Hoeneß, der erste Bewunderer, aber auch der erste Kritiker des Trainers, wäre bei diesem Neuaufbau ein wertvoller Begleiter des Spaniers gewesen.
"Niemand hat sich das je gewünscht"
Nun aber übernimmt Hopfner. Dass die Mitglieder den bisherigen Vizepräsidenten und alleinigen Kandidaten beim einzigen Tagesordnungspunkt des Abends zum neuen Chef des Vereins küren, gilt als Formsache. Die Akzeptanz im Klub für Hopfner ist groß. "Er identifiziert sich zu hundert Prozent mit dem Verein und kennt das Geschäft", sagte Profi Thomas Müller. Der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber als Vorsitzender des Verwaltungsbeirates sagte mit Blick auf das designierte Triumvirat mit Hopfner und den Stellvertretern Rudolf Schels sowie Dieter Maier: "Wir sind überzeugt, dass mit den vorgeschlagenen Herren die Geschlossenheit des FC Bayern München e.V. und die Kontinuität in der Führung des Klubs gewährleistet sind."
"Niemand hat sich je gewünscht, dass wir einen Nachfolger für Uli Hoeneß suchen müssen. Doch wenn - dann können wir uns keinen besseren Kandidaten als Karl wünschen", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Und gab gleichwohl zu bedenken: "Es wird nicht einfach, einen Mann wie Uli Hoeneß zu ersetzen." Der 62-Jährige diente seinem Verein zunächst als Spieler von 1970 bis 1978, dann von 1979 bis 2009 als Manager und schließlich seit 2009 und 2010 als Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender. Hoeneß war am 14. März, einen Tag nach seiner Verurteilung zu einer dreieinhalbjährigen Freiheitsstrafe wegen Steuerhinterziehung, von seinen zurückgetreten. Adidas-Chef Herbert Hainer hatte "bis auf weiteres" die Aufsichtsratsführung übernommen, dürfte aber in dieser Funktion von einem Präsidenten Hopfner abgelöst werden.
Hopfner ist seit 1983 im Verein und prägte den Aufstieg des FC Bayern neben Hoeneß als graue Eminenz im Hintergrund mit. Der Betriebswirt scherzte einmal, er habe den Job als Finanzchef damals nur bekommen, "weil alle Besseren abgesagt haben". Doch Hopfners Rolle kann kaum hoch genug eingeschätzt werden. Er segnete die großen Transfers über viele Jahre als nüchternes Gegengewicht zum Bauchmenschen Hoeneß ab. Dieser nannte ihn einst "einen Glücksfall" für den FC Bayern. Im Darlehensstreit mit Borussia Dortmund zeigte Hopfner zuletzt, dass er sich auch in der "Abteilung Attacke" versuchen will. Auch deshalb betonte Sportvorstand Matthias Sammer: "Das ist keine Stunde null. Unter strategischen Gesichtspunkten kann das sportliche Tagesgeschäft weiterlaufen wie bisher."
Quelle: ntv.de, sgi/sid/dpa