Fußball

Nur Italien feiert in Dortmund Die BVB-Party fällt aus

Ohne Dortmunder beginnt das DFB-Team in Dortmund den ewigen Fußball-Klassiker gegen Italien. Das überrascht die Fans, ist aber zu verschmerzen. Schließlich spielt Deutschland anfangs trotzdem fast so berauschend wie der BVB. Als dann doch Dortmunder mitspielen, singt die Südkurve selig.

Der Dortmunder Mats Hummels, rechts, blieb auch im dritten Heimspiel 2011 sieglos.

Der Dortmunder Mats Hummels, rechts, blieb auch im dritten Heimspiel 2011 sieglos.

(Foto: dapd)

Falls doch noch irgendjemand gedacht hatte, Joachim Löw würde sich nach dem richten, was andere von ihm erwarten: Er hatte sich getäuscht. Da hatten sich am Mittwochabend die meisten der 60.200 Zuschauer im nicht ganz ausverkauften Dortmunder Westfalenstadion darauf gefreut, die jungen Himmelsstürmer des BVB im Trikot der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zu sehen. Schließlich hatte der Bundestrainer gleich fünf von ihnen zum Freundschaftsspiel gegen Italien eingeladen. Doch in der Startelf stand dann: keiner. Dafür liefen fünf Akteure des FC Bayern auf. Es gibt angenehmere Überraschungen.

Löws Personalwahl änderte aber weder etwas an der guten Stimmung, noch daran, dass die DFB-Elf in der ersten Halbzeit lange Zeit ein feines Spiel zeigte. Die 1:0-Führung zur Pause war alles, wunderbar eingeleitet zum Beispiel, und eiskalt herausgeschossen. Nur unverdient war sie nicht. Und in der 2. Halbzeit wechselte Löw mit Mario Götze (46.), Mats Hummels (64.) und Kevin Großkreutz (75.) auch noch drei Fünftel des Dortmunder Kontingents ein. Die große BVB-Party im eigenen Stadion blieb - wie schon in den beiden sieglosen Ligaheimspielen 2011 - trotzdem aus. Eine kleine diesmal auch. Denn just als endlich drei Dortmunder auf dem Feld standen, erzielte Italiens Guiseppe Rossi in der 81. Minute den Ausgleich und sorgte für italienische Jubeleinlagen, die an das WM-Halbfinale 2006 erinnerten.

Das Tor für die Gäste war nicht wunderbar herausgespielt, sondern eher ein Zufallsprodukt. Es war nicht eiskalt herausgeschossen, weil Rossi zwei Anläufe brauchte. Doch unverdient war dieses 1:1 auch nicht, agierte die deutsche Mannschaft doch nach der Pause zu nachlässig. Das lag natürlich nicht daran, dass die Dortmunder so schlecht waren. Dennoch drängte sich der generelle Eindruck auf, dass die insgesamt vier deutschen Wechsel nach der Halbzeitpause - Jerome Boateng durfte auch noch mittun - dem Spielfluss nicht gerade förderlich waren.

"Wir sind alle Dortmunder Jungs!"

Allerdings sorgten sie aus BVB-Sicht dafür, dass vor allem die Fans auf der für dieses Länderspiel mit Sitzen bestückten Südtribüne nach der Pause auf ihre Kosten kamen. Sie durften endlich selig skandieren: "Wir sind alle Dortmunder Jungs!" Erst wechselte Löw den 18-jährigen Götze für Thomas Müller vom FC Bayern München ein, nach 64 Minuten durfte Hummels für den Münchner Holger Badstuber in die Innenverteidigung rücken, und in der 75. Minute kam Großkreutz für den Torschützen Miroslav Klose auf den Rasen. Marcel Schmelzer und Sven Bender warteten vergeblich auf ihren Einsatz, was angesichts des deutschen Personaltableaus höchstens im Falle Schmelzer ein wenig verwunderte.

Mario Götze konnte mit den Großen noch nicht mithalten.

Mario Götze konnte mit den Großen noch nicht mithalten.

(Foto: dapd)

In der deutsche Startelf standen schließlich neun Spieler, die im Sommer bei der Weltmeisterschaft für Furore gesorgt hatten, plus die WM-Ergänzungsspieler Badstuber und Dennis Aogo. Auch sonst war vor allem in der ersten Halbzeit vieles so wie seinerzeit in Südafrika. Bastian Schweinsteiger überzeugte auf der Sechser-Position im defensiven Mittelfeld, Mesut Özil und Thomas Müller wirbelten offensiv. Und der älteste Spieler im Kader schoss ein Tor. Miroslav Klose, beim FC Bayern im Schatten des starken, aber momentan verletzten Mario Gomez und mit der stolzen Bilanz eines einzigen Ligators zum Nationalteam gereist, traf nach 16 Minuten zum 1:0. Die deutsche Nationalmannschaft spielte vor der Pause - zumindest nach vorne und 30 Minuten lang - auch ohne Dortmunder wie Borussia Dortmund.

Oder wie es Hans-Joachim Watzke, Vorstandsvorsitzender des BVB, vor der Partie prophezeite: "Wenn die Mannschaft heute so spielt wie wir am Freitag gespielt haben, sehen wir ein gutes Spiel – und auch einen Sieg." Wir am Freitag, das war das 0:0 der Dortmunder gegen den FC Schalke 04. Das war nur deshalb torlos ausgegangen, weil Manuel Neuer die Gelsenkirchener rettete, immer und immer wieder. Nun aber hütete er das deutsche Tor und hielt in souveräner Manier lange die deutschen Sieghoffnungen fest. Der Schalker durfte binnen sechs Tagen zum zweiten Mal in Dortmund feiern, obwohl ihm ein Heimsieg diesmal lieber gewesen wäre.

Die BVB-Party fällt aus

Die BVB-Party aber fiel aus. Auch, weil es den Dortmunder Jokern nicht gelang, auf dem Platz nennenswerte Akzente zu setzen. Götze bekam in den 45 Minuten, die er für Müller spielen durfte, noch deutlich seine Grenzen aufgezeigt. Er konnte nicht das einlösen, was die Lobeshymnen auch und gerade des Bundestrainers hatten erhoffen lassen.

Der zeigte sich allerdings hinterher nicht sonderlich enttäuscht und nannte ihn – natürlich - auch nach dem Spiel weiterhin als Alternative für das offensive Mittelfeld. Götze selber sprach davon, "dass ich hier mit jeder Minute Erfahrung sammeln kann". Angetan war er vor allem vom deutschen Spiel ohne ihn: "Wir haben in der ersten Halbzeit sehr gut gespielt."

DFB-Kicker Großkreutz im Italien-Trikot, nach dem Spiel.

DFB-Kicker Großkreutz im Italien-Trikot, nach dem Spiel.

(Foto: REUTERS)

Hummels zeigte, dass er in der Innenverteidigung eine ernsthafte Alternative ist und bekam den größten Applaus dafür, dass er in der 90. Minute den Ball im eigenen Strafraum weggrätschte. Und Großkreutz gelang zum Ende seiner Viertelstunde im linken Mittelfeld immerhin ein schöner Schuss, den er knapp am italienischen Tor vorbeistreichen ließ. Es muss angesichts der fortschreitenden italienischen Feierlichkeiten ein Akt der Dortmunder Gastfreundschaft gewesen sein.

Quelle: ntv.de

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