Fußball

Halbfinale gegen Lyon Die Bayern sind hungrig

Die, nun ja, Affäre um Franck Ribéry ist keine schöne Sache. Aber die Fußballer des FC Bayern München planen ungeachtet der Vorwürfe gegen ihren Star den nächsten Coup. "Das ist natürlich ein Thema", sagt Sportdirektor Christian Nerlinger vor dem Halbfinal-Hinspiel in der Champions League gegen Olympique Lyon. Aber er hat eine Idee: "Wir müssen uns auf das Sportliche konzentrieren, auch Franck."

In Jubellaune: Arjen Robben, Ivica Olic und Philipp Lahm.

In Jubellaune: Arjen Robben, Ivica Olic und Philipp Lahm.

(Foto: APN)

Zwei Spiele bis Madrid, drei zum Triumph: Auf der Zielgeraden ihrer völlig verrückten Champions-League-Saison wollen sich die Fußballer des FC Bayern München um Kunstschütze Arjen Robben durch nichts mehr aufhalten lassen - nicht vom Sexaffären- Wirbel um Franck Ribéry, nicht vom Ausfall von Louis van Gaal beim Abschlusstraining und schon gar nicht von Olympique Lyon. "Wir sind hungrig, wir wollen ins Finale", verkündete Abwehrchef Daniel van Buyten.

Dem Hauptdarsteller Ribéry ersparte der Rekordmeister den angekündigten Auftritt vor der internationalen Presse und damit womöglich peinliche Fragen. Beim Abschlusstraining ohne Chefcoach Louis van Gaal war der Star dagegen nach einer Muskelverhärtung dabei. "Er hat das ganze Training auf einem guten Niveau mitgemacht", berichtete van Gaals Assistent Andries Jonker. Die Bayern gehen extrem selbstbewusst in das große Spiel heute ab 20.45 Uhr. "Lyon spielt dasselbe System wie Hannover - und das war eine gute Übung", sagte van Gaal angesichts der gelungenen Generalprobe in der Bundesliga: "Wenn man 7:0 gewinnt, bekommt man noch mehr Selbstvertrauen."

Philipp Lahm ist "voller Adrenalin"

Die Vorfreude auf ein Fußballfest in der ausverkauften Allianz Arena ist riesengroß, alle fiebern dem Anpfiff des italienischen Referees Roberto Rosetti entgegen. "Ich kann es kaum erwarten, dass es endlich losgeht. In einem Champions-League-Halbfinale ist man voller Adrenalin", erklärte Philipp Lahm. "Es ist ein Genuss, ein Halbfinale zu spielen. Das hatten wir lange nicht mehr", ergänzte Bastian Schweinsteiger. Zuletzt war das im Triumph-Jahr 2001.

Nach dem Außenseiter-Coup gegen Manchester United befinden sich die Bayern urplötzlich in der Rolle des "leichten Favoriten", wie Bundestrainer Joachim Löw meinte. "Wir haben wichtige Wochen vor uns", betonte Vereinschef Karl-Heinz Rummenigge. Das historische Triple winkt, was sich nach dem schwierigen Beginn unter van Gaal kaum einer ausgemalt hätte. "Es hat ja vor der Saison gar keiner für möglich gehalten, dass Bayern München überhaupt das Finale erreichen kann", so Rummenigge. Jetzt ist das Traumziel Madrid am 22. Mai nah.

Münchner beklagen hausgemachte Probleme

Während Lyon über die beschwerliche Anreise in Minibussen wegen der Vulkanaschewolke aus Island stöhnte, beklagten die Münchner hausgemachte Probleme. Wegen eines privaten Trauerfalls reiste van Gaal kurzfristig nach Holland und fehlte beim letzten Training. Per SMA übermittelte Jonker seinem Chef, "dass wir gut trainiert haben".

Zum unpassendsten Zeitpunkt traf den Rekordmeister zudem die Verwicklung von Filou Ribéry in den Sexskandal um die französische Nationalelf. "Kein Thema" sei die Rotlicht-Affäre intern, hieß es beim Rekordmeister, trotzdem wurde Ribéry ein Auftritt vor der Weltpresse sicherheitshalber erspart. Noch mehr Ablenkung vom großen Ziel Finale wollte man sich nicht leisten - auch Ribéry soll sich nur auf das Spiel fokussieren. Franz Beckenbauer erwartet keine negativen Auswirkungen: "Franck ist ein Spieler, wenn der den Ball sieht, wenn der im Stadion ist, dann kennt der nur noch eines - den Ball", meinte der Ehrenpräsident.

Halleluja Robben, Halleluja Ribéry?

Van Gaal hätschelte seinen Star, der zuletzt im Rummel um Super-Robben unterzugehen schien, sogar mit Worten. "Er steigert sich jedes Spiel und ist immer entscheidend. Für den Gegner ist es das große Problem, dass wir nicht nur Robben haben, sondern auch Ribéry." Welcher der beiden Topstars am Ende gefeiert und umjubelt wird, ist dem Trainer egal: "Heute heißt es Halleluja Robben - morgen kann es Halleluja Ribéry sein." Van Gaal macht sich andere Sorgen. Danijel Pranjic soll im Mittelfeld "den Verlust" des gesperrten Kapitäns Mark van Bommel so gut wie möglich ausgleichen. In der Abwehr ersetzt Diego Contento den ebenfalls gelb-gesperrten Holger Badstuber. "Wir müssen Vertrauen in diese Spieler haben", erklärte van Gaal.

Die Offensiv-Power soll die Trumpfkarte gegen Lyon sein, das in der Abwehr vor dem großartigen Torhüter Hugo Lloris die Ausfälle von Jean-Alain Boumsong und Mathieu Bodmer verkraften muss. "Lyon ist eine sehr gut organisierte Mannschaft, aggressiv, physisch stark und gut im Konter", würdigte van Gaal den Gegner. Hauptsache gewinnen, lautet Rummenigges Hinspiel-Marschroute: "Mit unserem Offensivgeist können wir auch auswärts das eine oder andere Tor erzielen."

FC Bayern München - Olympique Lyon

München: Butt - Lahm, van Buyten, Demichelis, Contento - Ribéry, Schweinsteiger, Pranjic, Robben - Müller - Olic
Lyon: Lloris - Reveillere, Cris, Toulalan, Cissokho - Källström, Gonalons - Bastos, Pjanic, Delgado - Lopez
Schiedsrichter: Rosetti (Italien)

Quelle: ntv.de, Klaus Bergmann, dpa

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