Fußball

Casablanca will die Sensation bei der Klub-WM Die Schuhdiebe fordern den FC Bayern

Enthemmt in Casablanca: Rajas Kapitän Mohsine Moutaouali  feiert.

Enthemmt in Casablanca: Rajas Kapitän Mohsine Moutaouali feiert.

(Foto: AP)

Der FC Bayern trifft im Finale der Klub-WM nicht etwa auf Atletico Mineiro und Weltfußballer Ronaldinho, sondern auf Raja Casablanca. Der Underdog aus Marokko ist nur dabei, weil der Meister des Gastgeberlandes auch mitspielen darf.

Zeig' her deine Schuhe: Ronaldinho musste dann auf Socken vom Platz.

Zeig' her deine Schuhe: Ronaldinho musste dann auf Socken vom Platz.

(Foto: REUTERS)

Es waren turbulente Szenen, die sich im Stade de M arrakech am Mittwochabend abspielten. Nach dem ebenso überraschenden wie verdienten 3:1-Sieg der Fußballer aus Casablanca gegen Atletico Mineiro im Halbfinale der Klub-WM stürmten die Kicker von Raja in Richtung Ronaldinho. Sie tätschelten ihn, küssten ihn und fielen auf die Knie. Zu guter Letzt schnürten sie ihm die Schuhe auf und nahmen sie mit. Es war ein Bild mit Symbolcharakter. Ronaldinho, der Weltfußballer, Weltmeister, Champions-League-Sieger von einst, ließ es über sich ergehen. Genau, wie er auch die Niederlage hatte über sich ergehen lassen.

Doch wer ist der Klub, der den Bayern das Traumfinale gegen die Brasilianer zerstört hat? Der größte Star ist Keeper Khalid Askri. Auch wenn der 32-Jährige eher unfreiwillig ins Rampenlicht geraten ist. In seiner Zeit bei FAR Rabat leistete er sich innerhalb von nur zwei Wochen zwei kuriose Fehler. Nach einem gehaltenen Strafstoß feierte sich Askri bereits selbst, als der Ball doch noch ins Tor trudelte. Zwei Spiele später hatte er dann offensichtlich selbst genug und riss sich nach einem erneuten Patzer das Trikot vom Leib und verließ fluchtartig das Stadion.

Das ist allerdings alles Geschichte. Seit knapp einem Jahr steht Askri nun bei Casablanca zwischen den Pfosten, dem "Klub des Volkes". Die 29 Spieler im Kader haben einen Marktwert von umgerechnet knapp zehn Millionen Euro. Im Vergleich: Bayerns Manuel Neuer wird mit 30 Millionen gelistet. Als amtierender marokkanischer Meister spielt Casablanca zum ersten Mal bei einer Klub-WM mit. Für die CAF Champions League, dessen Sieger Al-Ahly im WM-Viertelfinale gegen Guangzhou Evergrande (2:0) ausschied, war Raja nicht mal qualifiziert. Als Gastgeber dürfen sie dennoch an der WM teilnehmen.

"Als stünde ganz Marokko hinter uns"

Im Finale trifft das Team von Coach Faouzi Benzarti am heutigen Samstag ab 20.30 Uhr also auf den FC Bayern. Einen eigentlich übermächtigen Gegner. Doch das spielt keine Rolle, sie wollen das Unmögliche möglich machen. "Es ist, als stünde ganz Marokko hinter uns. Mit einer solchen Unterstützung gelingen unglaubliche Dinge", sagt Mittelfeldspieler Chemseddine Chtibi. "Die Jubelszenen nach unseren Siegen erfüllen uns nicht nur mit Freude, sie pushen uns auch noch weiter".

Dass die Stimmung in Marokko rund um die Klub-WM und den Underdog Casablanca durchaus frenetisch ist, hat auch Bayerns Franck Ribéry bereits mitbekommen. "Wir haben das Halbfinale im Hotel am Fernseher verfolgt. Die Atmosphäre war beeindruckend. Im Finale wird sie sicher auch super", erklärte der Franzose und schob gleich die üblichen Fußballer-Floskeln hinterher: "Wir dürfen nicht denken, dass es einfach wird. Wir müssen sehr konzentriert und seriös spielen. Es ist eine gute marokkanische Mannschaft."

Angst vor Casablanca müssen Ribéry und Co. aber nicht haben. An einem normalen Tag ist der FC Bayern den Marokkanern in allen Belangen überlegen. Vielmehr wird interessant sein, zu sehen, was nach Abpfiff passiert. Denn auch die Bayern-Spieler erfreuen sich im Gastgeberland größter Beliebtheit. Vor einem Schuhklau fürchtet sich Ribéry dennoch nicht. "Ich finde das gut. Sie spielen mit Herz und sind auch einfach Fans." Aus Sicht der Marokkaner bleibt zu hoffen, dass sie das zumindest während der 90 Minuten nicht sind.

Quelle: ntv.de, sport.de

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