Fußball

Slapstick, "Scheißtor", Spektakel Die Teilzeit-Bayern retten den Auftaktsieg

Matchwinner Arjen Robben bejubelt das 2:0.

Matchwinner Arjen Robben bejubelt das 2:0.

(Foto: dpa)

Nur phasenweise gut gespielt, viel Glück gehabt - und doch gewonnen. Beim FC Bayern überwiegt nach dem Sieg gegen den VfL Wolfsburg die Erleichterung. Doch offenbaren sich in den ersten 90 Minuten der Saison noch mehr Probleme als gedacht.

Spätestens in der 63. Minute hatte das ganze Stadion verstanden, dass heute etwas anders war. Manuel Neuer, der bei der Weltmeisterschaft eine Aura der Unbezwingbarkeit ausgeströmt hatte, der beste Torhüter und der beste Libero der Welt, dieser Manuel Neuer kam nur halbherzig aus seinem Kasten, ließ sich von Wolfsburgs Kevin de Bruyne übertölpeln - und musste sich bei Neuzugang Juan Bernat bedanken, dass es nicht einschlug in seinem Tor.

FC Bayern - VfL Wolfsburg 2:1 (1:0)

Tore: 1:0 Müller (37.), 2:0 Robben (47.), 2:1 Olic (52.)

Bayern: Neuer - Bernat, Badstuber, Dante, Lahm - Alaba, Gaudino (90. Höjbjerg) - Müller, Götze (62. Shaqiri), Robben - Lewandowski (79. Rode)

Wolfsburg: Grün - Rodriguez, Knoche, Naldo, Jung - Gustavo (72. Malanda), Guilavogui - de Bruyne, Hunt (46. Arnold), Vierinha (60. Caligiuri) - Olic

Schiedsrichter: Zwayer (Berlin)

Zuschauer: 71.000

Schon vorher hatte Neuer seine sonst so genauen Abschläge ins Nirwana oder gleich zu einem Wolfsburger befördert. Zwischendurch zeigte er eine sehr gute und ein paar solide Paraden, wie gewohnt. Damit war er ein Sinnbild des FC Bayern an diesem Abend, an dem die Spieler nur zeitweise aussahen wie die Mia-san-Mia-Rekordmeister. Da es trotzdem zu einem 2:1 (1:0)-Auftaktsieg reichte, regierte im Lager der Bayern aber Zufriedenheit. "Man muss so ein Spiel erst einmal gewinnen. Das Wichtigste sind heute die drei Punkte", sagte Bayerns Stürmer Arjen Robben, mit einem Tor und einer Vorlage der Matchwinner.

Die Doppelsechs steht nicht

Dem Spiel der Bayern fehlte es in diesem ersten Spiel der 52. Bundesliga-Saison an Konstanz. "Wir haben eine Viertelstunde gebraucht und dann bis zur 60. Minute gut gespielt", sagte Kapitän Philipp Lahm nach dem hart erkämpften Sieg. Den Bruch erklärte er mit fehlender Kraft, wie später auch sein Trainer Josep Guardiola. Aber das war nicht die ganze Wahrheit.

In dieser Phase wichen die Bayern von der Philosophie des Ballbesitzes ab. Hohe Bälle fanden kaum Abnehmer, immer wieder kam Wolfsburg schnell wieder an den Ball. Die ungewöhnliche Doppelsechs aus David Alaba und Gianluca Gaudino, sie war schlicht überfordert. Der erst 17-jährige Gaudino ließ sich ein ums andere Mal überlaufen - und David Alaba konnte das Spiel nicht an sich reißen.

Wer sich immer noch fragt, warum Guardiola Lahm gern in der Schaltzentrale agieren lassen würde, bekam in diesen Minuten einige gute Hinweise. Auf der rechten Abwehrseite bügelte der 30-Jährige oft die Fehler seiner Vorderleute aus - wie ein fürsorglicher Vater, der zusieht, wie seine Sprösslinge beim Plätzchenbacken die Küche verwüsten, und dann kommentarlos das Chaos bereinigt. Mehr als ein Ausputzer kann Lahm allerdings in solch schwierigen Phasen auf der rechten Verteidigerposition nicht sein - was es bräuchte, wäre ein Lenker im defensiven Mittelfeld.

Lewandowski fremdelt

Zwei, die diese Position auch bekleiden könnte, saßen auf der Tribüne. Thiago Alcantara wird erst in vier bis fünf Wochen fit sein, das gilt wohl auch für Bastian Schweinsteiger. Zwei Gründe, warum Guardiola nach dem Spiel sein Mantra wiederholte: "Wir hatten Probleme, und wir hatten nur für 70 Minuten Beine. Wir brauchen Zeit."

Die braucht auch Robert Lewandowski offenbar noch. Bei seinem Bundesliga-Debüt für die Bayern fehlte im Zusammenspiel mit den neuen Kollegen die Präzision, zu oft stimmten die Pass- und Laufwege nicht überein. Zu allem Überfluss vertändelte der Pole die durchaus vorhandenen Großchancen unkonzentriert. "Heute war kein Glück dabei", sagte Lewandowski nach dem Spiel. "Ich war oft einen Schritt zu spät, aber das wird besser."

Arjen Robben hatte daran keinen Zweifel. Ein Tor erzielte er selbst, zu einem gab er die Vorlage. Die Zeit für ein Lob für die neue Nummer Neun fand er auch noch: "Robert ist ein super Spieler, den Ball, den er mir [vor dem 2:0, Anm.d.Red.] vorlegt, das machen so nicht viele."

Malanda mit Slapstick-Einlage

Just auf dieses Tor in der 47. Minute war Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking gar nicht gut zu sprechen, verständlicherweise: "Da kriegst du gleich nach der Pause so ein Scheißtor", sagte er, fand die Vorstellung seines Teams danach aber durchaus ansprechend. "Das war ein Weckruf, dann waren wir gut und griffig im Spiel, hatten auch nach Olic' Tor hervorragende Möglichkeiten."

Eine davon vergab Junior Malanda derart spektakulär, dass er mit dieser Szene aus der 78. Minute zum unfreiwilligen Youtube-Star werden könnte. Gerade erst sechs Minuten im Spiel, erreicht er eine Flanke, Manuel Neuer lenkt den Ball noch an die Latte, Mandala steht einen Meter vor dem Tor frei, muss den Nachschuss nur irgendwie reinbugsieren - doch der Ball springt von seinem Schienbein ins Seitenaus.

"Ich weiß auch nicht, wie der Ball nicht reingegangen ist", sagte Arjen Robben danach grinsend. Der Niederländer hatte in der Schlussphase die Entscheidung auf dem Fuß, setzte den Ball aber freistehen vor Max Grün auf die Latte. Da hatte Sebastian Rode eigentlich auch schon das 3:1 erzielt, aber Schiedsrichter Felix Zwayer erkannte zu Unrecht auf Abseits. Auch deswegen blieb es bis zum Schluss so eng an diesem Abend, an dessen Ende die Bayern vor allem eines verspürten: Erleichterung. Hauptsache gewonnen.

Quelle: ntv.de

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