Fußball

Frankfurt, Ballack, die Fans, Mlapa Die Verlierer der Saison

Der FC St. Pauli ist abgestiegen, aber deshalb noch kein Verlierer dieser 48. Bundesliga-Saison. Teile seiner Fans hingegen schon. Auch für Michael Ballack schien die Bundesliga-Sonne selten. Der einstige Capitano ist bei Bayer Leverkusen so arg geschrumpft, dass das DFB-Team inzwischen zwei Nummern zu groß für ihn ist. Und was sollen erst Louis van Gaal, der HSV und Wolfsburg sagen?

VfL Wolfsburg

Drei Trainer, ein entlassener Manager, reihenweise Fehleinkäufe und der sportliche Absturz – in Wolfsburg regierte das Chaos. In letzter Sekunde erst rettete sich der VfL vor dem Abstieg. Hauptverantwortlicher für die Misere ist Dieter Hoeneß: Erst verpflichtete er mit Steve McClaren einen Coach, der seine Philosophie in der VW-Stadt nicht umsetzen konnte. In der Winterpause jonglierte der Manager dann erneut mit Millionen und holte etliche teure Spieler, von denen nicht einer überzeugte. Schließlich musste Hoeneß selbst seinen Hut nehmen. Magath kam zurück - und bewahrte Nationalverteidiger Arne Friedrich, der erst im vergangenen Jahr mit der Berliner Hertha abgestiegen war, vor einem unrühmlichen Doppelpack.

Michael Ballack

Von der DFB-Binde durfte Michael Ballack nach seiner Rückkehr zu Bayer Leverkusen nur vage träumen.

Von der DFB-Binde durfte Michael Ballack nach seiner Rückkehr zu Bayer Leverkusen nur vage träumen.

(Foto: dpa)

Schon als Michael Ballack vor der Saison aus Chelsea nach Leverkusen zurückkehrte, war der Glanz des einstigen Capitanos verblasst. Nach vielen Verletzungen, der verpassten WM und der Wachablösung im DFB-Team durch Schweinsteiger und Khedira wollte der 34-Jährige beim Werksclub noch einmal richtig angreifen. Und dann das: Kaum zurück in der Bundesliga, verletzte sich Ballack am 3. Spieltag schwer und fiel lange aus. In der Rückrunde ließ ihn Coach Jupp Heynckes dann zunächst auf der Bank schmoren. Und als Ballack endlich zum Stammpersonal gehörte, konnte er nur selten überzeugen, blieb ohne Treffer und gab nur eine Torvorlage. Auch das Kapitel Nationalmannschaft scheint für ihn beendet: Seit März 2010 wurde Ballack nicht mehr für das DFB-Team nominiert, weil Bundestrainer Joachim Löw nur noch auf eines zu warten scheint: den freiwilligen Rücktritt seines Kapitäns.

Volker Finke

Drei Spiele, neun Punkte – tolle Bilanz, Herr Finke! Obwohl der 63-Jährige bei seinem Amtsantritt als Sportdirektor beteuerte, keine Ambitionen auf das Traineramt zu besitzen, half er nach dem Rücktritt von Frank Schaefer ganz selbstlos selbst noch einmal an der Seitenlinie aus. Dort vollendete er dann das Werk seines Vorgängers, dessen Abschied Finke höchstpersönlich zu verantworten hat: Finke plauderte öffentlich über Schaefers Privatleben und veranlasste den beliebten Trainer letztlich dazu, sein Amt vorzeitig niederzulegen.

Fans

Spur der Verwüstung: Nicht nur in Frankfurt fielen in dieser Spielzeit die Fans aus dem Rahmen.

Spur der Verwüstung: Nicht nur in Frankfurt fielen in dieser Spielzeit die Fans aus dem Rahmen.

(Foto: dpa)

Für viele ist Fußball mehr als nur ein Spiel. Die Liebe zum Verein ist für manchen Anhänger so wichtig wie die Luft zum Atmen. Was sich in dieser Saison aber zum Teil in Deutschlands Stadien und drumherum abspielte, überschreitet jegliche Grenzen der Toleranz. In Köln wurde den Spielern mit dem Tod im Falle des Abstiegs gedroht, in Frankfurt stürmten Fans das Feld und randalierten. Auf Schalke traf den Schiedsrichter-Assistenten ein Bierbecher, der aus der Fankurve des FC St. Pauli geflogen kam und beim FC Bayern begehrten Anhänger gegen Uli Hoeneß auf und beleidigten jenen Mann öffentlich, der den Verein erst dorthin gebracht hat, wo er jetzt ist. Auch wenn Emotionen und Leidenschaft ein wichtiger Teil des Fußballs sind, gibt es wie überall Grenzen. Von den Fans wurden sie zu oft überschritten.

Eintracht Frankfurt

Noch in der Winterpause träumten die Hessen vom internationalen Geschäft, absteigen könne man nicht mehr, tönte Vorstandschef Heribert Bruchhagen nach einer passablen Hinrunde. In der Rückserie dann der Absturz mit nur sieben Toren und acht Punkten. Der Trainerwechsel von Skibbe zu Daum, ausgerechnet nach dem ersten Dreier im Jahr 2011, blieb ohne jeden Effekt. Auch Daum konnte Torjäger Theofanis Gekas nicht aus dem Kopfgefängnis befreien, er gewann gar kein Spiel, holte aus sieben Spielen nur vier magere Pünktchen. Die sportliche Talfahrt endet mit dem vorletzten Tabellenplatz, die frühzeitigen Diskussionen um eine personelle Neuaufstellung im Falle des Abstiegs brachten zusätzlich Unruhe in den Verein. Ob Christoph Daum und Heribert Bruchhagen bei der Mission Wiederaufstieg mit anpacken dürfen, ist fraglich.

FC Bayern München

Eine Saison zum Vergessen für den deutschen Rekordmeister. Dritter Platz, nur den Titel des Torschützenkönigs durch Mario Gomez gewonnen. Dazu die Entlassung des eigenwilligen Trainers Louis van Gaal, der nach dem Rausch der Vorsaison im Glauben an die eigene Unfehlbarkeit kläglich scheiterte und mit seinem Torwartwechsel ohne Not zudem zu verantworten hat, dass der FC Bayern im eigenen Stadion von den eigenen Fans übel beleidigt wurde. Nun steht mal wieder ein Umbruch zur kommenden Saison an: Trainerfuchs und Hoeneß-Freund Jupp Heynckes kommt zurück an die Isar, Manuel Neuer kommt aus Schalke und die Abwehr soll runderneuert werden. Krachen könnte es trotzdem schon früh in der neuen Saison. Dann nämlich, wenn sich in der Champions-League-Qualifikation ein hochkarätiger Gegner wie Manchester City als zu hohe Hürde erweist. Denn wie hat nicht Franck Ribery gesagt: "Das ist scheiße, wenn du Europa League spielen musst."

Felix Magath

Der Zauber des Magiers ist verflogen, seine Erfolgsgarantie ist ihm beim Pendeln zwischen München und Gelsenkirchen anscheinend abhanden gekommen.  Nach schwachen Leistungen in der Bundesliga, dafür aber umso stärkeren Auftritten in der Champions League, war Magath auf Schalke plötzlich nicht mehr erwünscht. Vieles, was Magath in Gelsenkirchen anpackte, erntete Kopfschütteln, zum Beispiel die Wintereinkäufe Charisteas und Karimi. Nach einem Dauerzwist mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Tönnies flüchtete er zurück zum VfL Wolfsburg, den er gerade so vor dem Abstieg retten konnte. Trotzdem gilt: Der einstige Startrainer der Liga ist auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Der Klassenerhalt mit Wolfsburg war nicht magisch, sondern mit dieser Millionentruppe ein Muss. Punkt.

Hamburger SV

Bastian Reinhardt wurde nur Sportdirektor, weil keiner den Job wollte. Dann sollte er ihn wiederhergeben, musste aber bleiben, weil sein Nachfolger doch noch absagte.

Bastian Reinhardt wurde nur Sportdirektor, weil keiner den Job wollte. Dann sollte er ihn wiederhergeben, musste aber bleiben, weil sein Nachfolger doch noch absagte.

(Foto: dpa)

Wieder einmal hat es der Traditionsclub aus dem hohen Norden nicht geschafft, seiner großen Geschichte gerecht zu werden. Eine komplett verkorkste Saison beendet der HSV als Achter, nachdem Armin Veh auch an der Elbe als Trainer gescheitert ist und sein Nachfolger Michael Oenning nach einem grandiosen 6:2-Auftaktsieg gegen den 1.FC Köln nicht mehr viel bewirken konnte. Sinnbildlich für den Zustand des HSV steht die Posse um Matthias Sammer, der kommen sollte und wollte, aber doch nicht kam. Gegangen wurde inzwischen der Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann. Der mit notorischem Kompetenz(en)mangel kämpfende Sportdirektor-Notnagel Bastian Reinhardt wird in der nächsten Saison degradiert und vom Dänen Frank Arnesen abgelöst. Der will den Verein kräftig umkrempeln. Ein Umbruch ist dringend nötig. Viele Spieler wie Rost, Zé Roberto und van Nistelrooy müssen gehen. Junge und vor allem günstigere Leute sollen kommen. Soweit zur Theorie, die sich beim HSV nur leider zu selten mit der Praxis in Einklang bringen lässt.

Marko Arnautovic

Der 22-jährige Österreicher galt ans eines der größten Talente seines Landes und war deshalb mit sechs Millionen Euro nicht gerade ein Schnäppchen, als ihn Werder Bremen im Sommer verpflichtete. Am zweiten Spieltag erzielte er gegen Köln seiner ersten beiden Treffer im Trikot mit der Raute. Das einstige Problemkind, das sich stets mit seinen Vorgesetzten verkrachte, schien angekommen zu sein. Der Schein trügte: "Astronautovic", wie er nach seinem Traumstart euphorisch genannt wurde, konnte nicht an seine Leistungen anknüpfen, verlor die Lust und wurde nach einer ungenehmigten Partynacht sogar aus dem Kader verbannt. Am letzten Spieltag erzielte er gegen Kaiserslautern noch sein drittes Saisontor. Bremen verlor trotzdem 2:3 und auch für den Österreicher war es eine verlorene Saison.

Schiedsrichter

Die Unparteiischen sind meistens die Dummen. Und das wird auch so bleiben, solange die Fifa den Weg für technische Hilfsmittel im Fußball nicht endlich freimacht. Zumindest Torkameras könnten knifflige Torentscheidungen erleichtern. Auch die Referees sind nur Menschen und haben auch mal schlechte Tage. Wie ist es sonst zu erklären, dass Babak Rafati und seine Assistenten ein Tor von Marcell Jansen anerkannten, obwohl der Ball von der Latte ganz klar vor die Torlinie prallte?

Peniel Mlapa

Frankfurts Verteidiger Maik Franz nennt sich "Iron Maik" und ist stolz darauf, der unbeliebteste Spieler der Bundesliga zu sein. Der härteste ist er nicht, das weiß Franz seit dieser Saison. Denn in der Bundesliga spielt auch Peniel Mlapa, 1,93 Meter groß, 20 Jahre jung, ein Schrank von Stürmer. Wenn der Hoffenheimer auf Franz trifft, wird er gewissermaßen selbst zum Maik. In der Hinrunde erlitt "Iron Maik" im Duell mit Mlapa einen Bauchmuskelabriss, in der Rückrunde brach sein Mittelfuß. Es nicht so, dass es Mlapa an Talent mangelt. Er ist nur einfach dazu verdammt, das Schicksal seines Vereins zu teilen. Das heißt nach einer Saison im grauen Mittelmaß und dem Wegmobben von Trainer Ralf Rangnick: mit schönem Fußball macht Sinsheim keine Furore mehr.

Quelle: ntv.de

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