WSG Tirol statt Supercup FC Bayern kämpft gegen Dorfklub um eigene Ansprüche
13.08.2024, 13:02 Uhr
Quo vadis? Der FC Bayern startet bald in die neue Saison.
(Foto: IMAGO/NurPhoto)
Der FC Bayern spielt nicht im UEFA-Supercup am Mittwoch und auch nicht im deutschen Supercup am Wochenende, weil die vergangene Saison zu schlecht war. Stattdessen wartet am Abend der Dorfklub WSG Tirol. Die Münchner ringen um Ansprüche und Transfers vor dem Saisonstart.
Es hätte alles so schön sein können, denken sie dieser Tage in München. Der FC Bayern startet als UEFA-Supercup-Sieger mit Vollgas in die Saison. Fegt am Wochenende irgendeine unterklassige Mannschaft im DFB-Pokal vom Feld. Oder gewinnt noch den deutschen Supercup. Und startet eine Woche später die Mission: 13. Deutsche Meisterschaft in Folge. Alles wie immer, wir sind die Größten.
Es kam bekanntlich anders. Doppelt und dreifach. Der Rekordmeister startet zum ersten Mal seit 2012 nicht als nationaler Titelträger in die Saison. Die 12. Meisterschaft in Folge wurde unter Thomas Tuchel nicht gewonnen, im DFB-Pokal setzte es eine blamable Pleite gegen den FC Saarbrücken. Und so wird's nichts mit dem deutschen Supercup, wenn sich am Samstag Meister Bayer Leverkusen mit Vizemeister VfB Stuttgart (weil die Werkself auch den DFB-Pokal gewann) misst. Weil die Bayern im Halbfinale der Champions League gegen Real Madrid rausflogen, dürfen sie ebenfalls nicht im UEFA-Supercup am morgigen Mittwoch ran, wenn die Königlichen Bayer-Bezwinger Atalanta Bergamo in Warschau fordert.
Stattdessen wartet am Abend (18 Uhr/ FC Bayern TV Plus) in Unterhaching auf die Münchner: die WSG Tirol. Die Wattener Sportgemeinschaft Swarovski Tirol, um es genau zu nehmen. WSG statt Warschau, Sportgemeinschaft statt Supercup: Die Ansprüche sind nicht heruntergeschraubt worden, aber die Realität als eine andere in diesem Jahr. Es sind harte Tage für die erfolgsverwöhnten Bayern-Bosse und -Fans. Und sie sollten gewarnt sein. Es ist die Generalprobe für den Pflichtspielstart im DFB-Pokal am Wochenende und mit den Österreichern kommt ein spezieller Schmuck-Klub, der den Endspurt des Rekordmeisters versauen könnte.
WSG - ein Dorfklub mit besonderer Tradition
Die Wattener Sportgemeinschaft Swarovski Tirol ist ein Dorfklub und stammt aus der Tiroler Marktgemeinde Wattens im Bezirk Innsbruck-Land. 8113 Einwohner hat die Gemeinde, Teile des Jakobweges führen vorbei und ein Schild mit silbernem Schrägfluss zwischen Schwarz und Blau prägt das Wappen. Es symbolisiert den für die Wasserkraft genutzten Wattenbach und die den Ort schon Jahrhunderte prägende Industrie. Die seit dem 16. Jahrhundert bestehende Papierfabrik Wattens und die 1895 gegründete Schmucksteinschleiferei Swarovski gründeten den Verein im April 1930.
Nachdem die Mannschaft von Cheftrainer Philipp Semlic die vergangene Saison in der österreichischen Bundesliga auf dem elften Tabellenplatz abgeschlossen hatte, steht das Team um Stürmer Lukas Hinterseer (56 Bundesliga-Spiele für den FC Ingolstadt, VfL Bochum und Hamburger SV) auf einmal auf Platz zwei. Zwischenzeitlich sogar - nach den beiden 17-Uhr-Partien am vergangenen Samstag - für ein paar Minuten auf Rang eins. "Vergesst es", urteilte Semlic jedoch sofort. "Wir müssen demütig bleiben, dürfen nicht vergessen, wo wir herkommen."
Trotzdem sind vier Punkte nach den ersten beiden Partien ein neuer Rekord für den Klub, für den in Jamie Lawrence auch der zwei Meter große Verteidiger spielt, der von 2017 bis 2022 für den FC Bayern auflief. Ob die Münchner zittern? Unbekannt. Auch sie erzielten in den Vorbereitungsduellen mit dem FC Rottach-Egern (14:1) und Tottenham Hotspur (2:1 und 3:2) achtbare Resultate. Gegen den 1. FC Düren aus der Regionalliga West gab's allerdings nur ein 1:1.
Bayern will Wirtz oder Simons
Beim FC Bayern schaut natürlich alles und jeder auf den neuen Coach Vincent Kompany, der den Job übernahm, weil kein anderer wollte. Der erste Eindruck vom neuen Cheftrainer ist in München aber durchaus positiv. Er lässt seine Mannschaft den Gegner früh im Spielaufbau stören, aggressiv gegen den Ball arbeiten und mutig nach vorne spielen. "Da wird gearbeitet und das ist etwas, was uns gefehlt hat", sagte Bayern-Patron Uli Hoeneß jüngst über den Stil von Kompany und trat somit gegen Ex-Trainer Thomas Tuchel nach.
Wieder keine Ruhe beim Rekordmeister also. Auch mögliche Zu- und Abgänge und das dazugehörige Gerede sorgen wie in jedem Jahr für alles andere als Frieden an der Isar. Désiré Doué möchte lieber für Paris Saint-Germain kicken. Kingsley Coman soll womöglich noch gehen, Serge Gnabry aber bleiben. Laut Sky haben die Bayern ohnehin schon den Blick auf den Transfersommer 2025 gerichtet, wenn entweder Florian Wirtz von Bayer Leverkusen (Vertrag bis 2027) oder Xavi Simons (Vertrag bei PSG bis 2027, ausgeliehen an RB Leipzig) für das große Geld eingekauft werden soll.
Nun kommt zunächst aber der Schmuck-Klub von Wolke sieben. Drei Tage, bevor die Mannschaft von Kompany am Freitag (20.45 Uhr) in der ersten Pokalrunde beim SSV Ulm 1846 in die Saison startet. Immerhin, der neue Cheftrainer bleibt nach den Erfolgen gegen Tottenham (halbwegs) am Boden: "Von der Mentalität sind wir sehr gut, körperlich, technisch und taktisch bekommen wir es hin, aber wir brauchen jedes Spiel." Wie das gegen die Wattener Sportgemeinschaft Swarovski Tirol. Die Ansprüche in München haben sich vielleicht doch ein wenig verändert.
Quelle: ntv.de