Wozu noch eine Sommerpause? Dortmund zaubert, Bayern hinken
08.08.2011, 12:12 UhrAls wäre es nicht der erste Spieltag der neuen, sondern die 35. Runde der alten Bundesligasaison, kommt Fußballmeister Borussia Dortmund aus der Sommerpause und verzaubert nicht nur seine Fans beim Sieg gegen Hamburg. Und die Bayern hinken hinterher. Alles wie gehabt? Nein, besser!
Wozu eine Sommerpause? Die 49. Saison der Fußball-Bundesliga beginnt – und alles scheint, wie es vorher war. Meister Borussia Dortmund spielt 70 Minuten überragend, was locker reicht, um mit 3:1 gegen den überforderten Hamburger SV zu gewinnen. Die Bayern aus München verlieren gegen den Fast-Absteiger Borussia Mönchengladbach, müssen erkennen, dass es auch mit Arjen Robben und Franck Ribéry nicht wie von selbst läuft, dass gute, neue Abwehrspieler nicht automatisch eine gute Abwehr ergeben und dass selbst Nationaltorhüter Manuel Neuer bisweilen Fehler macht, zählt man den Patzer in der Vorbereitung gegen den Hamburger SV dazu, allerdings schon den zweiten in dieser Spielzeit.
Nun also hinken die Bayern schon nach dem ersten Spieltag wieder hinterher und blicken neidisch nach Dortmund, wo Trainer Jürgen Klopp nach dem grandiosen Auftakt versichert: "Wir drehen jetzt nicht durch." Bemerkenswert ist es aber schon, wie es ihm gelungen ist, den Weggang von Nuri Sahin zu Real Madrid zu kompensieren, der doch in der Meistersaison als Kopf der Mannschaft galt. Nun spielt halt Zugang Ilkay Gündogan neben Sven Bender im defensiven Mittelfeld. Und er macht das ordentlich. Zumindest hat ihn Bundestrainer Joachim Löw schon vor dem Sieg gegen den HSV für das Länderspiel der Deutschen am Mittwoch in Stuttgart gegen Brasilien nominiert.
Und auch sonst läuft es beim BVB erschreckend früh erschreckend gut – zumindest aus Sicht der Gegner. Nationalspieler Marcel Schmelzer fällt aus? Spielt halt Chris Löwe als linker Außenverteidiger. In der vergangenen Saison stieg er noch mit dem Chemnitzer FC in die dritte Liga auf. Und auch der genesene Japaner Shinji Kagawa darf als neu in der Mannschaft gewertet werden, spielt aber, als sei er stets dabeigewesen. Und was der 19-jährige Mario Götze als Mentor des Dortmunder Kurzpassspektakels veranstaltet, ist schlicht und ergreifend atemberaubend. Was den Münchnern wenigstens die Gelegenheit eröffnet, gleich zu Beginn zur großen Aufholjagd zu blasen. Das sind sie ja mittlerweile gewohnt. Und vielleicht hat es doch nicht nur an Ex-Trainer Louis van Gaal gelegen, dass es in der vergangenen Saison nur zu Platz drei gereicht hat. Also alles wie gehabt? Nee, besser!
Überraschung die einzige Konstante?
Denn abgesehen von den wunderbaren Dortmundern scheint sich der Trend aus der Vorsaison fortzusetzen, dass die Überraschung die einzige Konstante in der Liga ist. Der Tabellenzweite, Bayer Leverkusen, verliert mit dem neuen Trainer Robin Dutt nach der Pokalpleite in Dresden nun auch bei den Mainzern, die ihrerseits das Aus in der Europaliga gut weggesteckt zu haben scheinen. Die Mannschaft von Thomas Tuchel spielte aggressiv, mutig und erfolgreich nach vorne - ganz wie in der vergangenen Saison, als die Mainzer mit sieben Siegen starteten und letztlich auf Platz fünf landeten. Was allerdings zu der Frage führt, ob es sich überhaupt noch um Überraschungen handelt, wenn die Überraschungsteams der vergangenen Spielzeit nun wieder gewinnen.
Wie zum Beispiel Hannover 96 und der 1. FC Nürnberg, die Rang vier und sechs belegten. Die Niedersachsen zeigten sich in Spiel gegen die TSG Hoffenheim äußerst aufgeweckt, Jan Schlaudraff verwandelte einen Freistoß zum 2:1, als die Gäste und allen voran ihr Torwart Tom Starke noch darauf warteten, dass Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer den Ball mit einem Pfiff in seine Pfeife freigibt. Was er, wie jetzt alle wissen, gar nicht musste. Und die Nürnberger? Zeigten sich in Berlin ähnlich abgezockt und gewannen ein schwaches Spiel, weil sie im Gegensatz zum Aufsteiger Hertha BSC ein Tor schossen.
Wolfsburg, Stuttgart und Bremen scheinen erholt
Zu den Überraschungen darf getrost gezählt werden, dass drei Mannschaften, die zuletzt arg ins Straucheln geraten waren, die Sommerpause durchaus genutzt haben. Und sei es zum Geldausgeben. Felix Magath jedenfalls feierte mit dem VfL Wolfsburg einen klaren 3:0-Sieg beim 1. FC Köln, der seinerseits ein Vorbild an Konstanz ist. Immer dann, wenn es so scheint, als sei bei den Kölnern alles prima, weil sie zum Beispiel mit Stale Solbakken einen tollen neuen Trainer haben, schaffen sie sich ein neues Problem. Der abgesetzte Kapitän Lukas Podolski gehörte zum Auftakt zu den schlechtesten Spielern seiner Mannschaft. Vielleicht auch deswegen nahm der, der ihn entmachtet hatte, auch gleich die Schuld auf sich: "Das ist mein Fehler. Am Samstag hat es über weite Strecken nicht funktioniert – dafür ist der Trainer verantwortlich, nicht die Spieler", sagte Solbakken dem "Kicker".
Auch die Stuttgarter und die Bremer zeigten sich gut erholt. Der VfB glänzte beim 3:0 gegen den FC Schalke 04, der wieder mit einer Pleite startete. Und die arg gebeutelten Werderaner siegten verdient gegen den 1. FC Kaiserslautern. Die Zuschauer jedenfalls honorieren das. Exakt 462.009 Menschen besuchten an diesem Wochenenden die neun Stadien, das sind über 50.000 im Schnitt, die Arenen in Dortmund (80.720), München (69.000) und Stuttgart (60.000) waren ausverkauft. Auch das ist besser als in der vergangenen Saison.
Quelle: ntv.de