Keller-Duell in Bochum Druck auf Soldo wächst
26.11.2009, 16:59 UhrVor dem Keller-Duell in Bochum nimmt der Druck auf Zvonimir Soldo zu, doch von einem Spieleraufstand gegen den Trainer will beim 1. FC Köln niemand etwas wissen. Auch der Fußball-Lehrer selbst nicht.
"Das Verhältnis zur Mannschaft ist intakt. Ich habe nicht den Eindruck, dass die Spieler Politik gegen mich machen", sagte Soldo. Angesichts der sportlichen Talfahrt hat die Partie des Tabellen- 15. beim Bundesliga-Vorletzten an diesem Freitag aber bereits finalen Charakter für Soldo. Auf Gedankenspiele, ob er im Fall eines ähnlich desolaten Auftritts wie beim 0:4 gegen 1899 Hoffenheim mit seiner Entlassung rechnen müsse, ließ sich der 42- Jährige aber nicht ein.
"Ich schaue nach vorn. Vor der Mannschaft erwarte ich in Bochum jetzt hundert Prozent Einsatz und Engagement", betonte Soldo, dessen Position nach der desaströsen Heimpleite aber weiter geschwächt scheint. Darüber hinaus muss er fürchten, dass seine Autorität von einigen Spielern gezielt untergraben wird.
"Ich bin kein Polizist"
Denn einige Dinge, die auf einer internen Mannschaftssitzung am Sonntag besprochen worden waren, drangen über "Maulwürfe" in die Öffentlichkeit. Das brachte Soldo auf die Palme. "Ich bin kein Polizist. Aber in jeder Mannschaft gibt es einen Ehrenkodex. Und das war eine eindeutige Verletzung, so etwas habe ich noch nicht erlebt", sagte Soldo, der im "Kicker"-Interview zudem beklagte: "Mit den Personen, die diese Dinge nach außen tragen, kann man keinen Krieg gewinnen." Namen der Verdächtigen nannte Soldo nicht, doch als Konsequenz wolle er nun "mehr Einzelgespräche" führen.
Bei dem Teamtreffen sollen klare Worte gefallen sein, die Manager Michael Meier im Gegensatz zu Medienberichten ("Spieler-Revolte") als reinigendes Gewitter interpretierte: "Es gab keine Revolte gegen Zvonimir Soldo, sondern wir haben alle offen und konstruktiv darüber nachgedacht, was wir gemeinsam verbessern können." Die Spieler seien "selbstkritisch, offen und fair" miteinander umgegangen. Die Ergebnisse der Aussprache müssten nun jedoch beim Spiel in Bochum auf dem Platz sichtbar werden, fordert Meier: "Wir haben gemeinsam die Richtung vorgegeben, aber nun müssen Taten folgen."
Lukas Podolski ist nicht dabei
Einfach wird das nicht. Zumal - der bisher allerdings nur im Nationaldress überzeugende - Lukas Podolski (Gelbsperre) fehlt und dem formschwachen Soldo-Kritiker Milivoje Novakovic die Bank droht. Der Coach muss möglichst schnell herausfinden, auf welche Profis er sich im Abstiegskampf verlassen kann. Novakovic stünde dabei "unter Beobachtung", sagte Soldo, dessen Geduldsfaden am Donnerstagabend schließlich riss: Soldo entmachtete Novakovic als Kapitän. In Bochum wird der Portugiese Petit die Kapitänsbinde tragen.
Anders als beim FC zeigt die Formkurve der Bochumer nach oben. Mit dem 1:0 beim Hamburger SV feierte der VfL den ersten Sieg unter Heiko Herrlich und tankte neues Selbstvertrauen. Gleichwohl sei angesichts der prekären Lage längst keine Entspannung angesagt, meinte Herrlich, der auf Anthar Yahia, Mimoun Azaouagh und Philipp Bönig (alle verletzt) sowie Zlatko Dedic (Schweinegrippe) verzichten muss. "Der Druck ist der gleiche geblieben", sagte Herrlich. Das Theater in Köln interessiert ihn nicht: "Davon lassen wir uns nicht beeinflussen. Wir konzentrieren uns nur auf unser Spiel. Und das will ich gewinnen."
Voraussichtliche Aufstellungen
VfL Bochum: Heerwagen - Concha, Maltritz, Mavraj, Fuchs - Pfertzel (Imhof), Dabrowski - Sestak, Epalle, Grote - Klimowicz
1. FC Köln: Mondragon - Schorch, Geromel, Mohamad, Wome - Maniche, Petit, Pezzoni, Ehret - Freis, Ishiaku (Novakovic)
Schiedsrichter: Aytekin (Oberasbach)
Quelle: ntv.de, dpa