Fußball

Wittmann am Ziel ihrer Träume Erste Cheftrainerin im deutschen Männerfußball beißt sich fest

Sabrina Wittmann gewann mit Ingolstadt zum ersten Mal den Landespokal.

Sabrina Wittmann gewann mit Ingolstadt zum ersten Mal den Landespokal.

(Foto: picture alliance/dpa)

Sabrina Wittmann schreibt Geschichte: Sie ist die erste Frau, die als Cheftrainerin eines deutschen Männer-Profiteams im Fußball angestellt ist. Weil ihr Interimsjob erfolgreich verläuft, hält der FC Ingolstadt an ihr fest. Damit kommt aber auch eine herausfordernde Doppelbelastung auf sie zu.

Das Foto zum Meilenstein zeigt eine stolze Frau am Ziel ihrer Träume. Mit Kapuzenpulli und verschränkten Armen ließ sich Sabrina Wittmann voller Tatendrang ablichten - und jeder einzelne Gesichtszug verrät die große Genugtuung über den neuen Titel, den die 32-Jährige ab sofort trägt: Cheftrainerin des FC Ingolstadt.

Sie ist damit die erste Frau auf diesem Posten im deutschen Profifußball - zumindest in vorderster Front: Beim Bundesligisten Union Berlin hatte Marie-Louise Eta zu Jahresbeginn als Co-Trainerin gemeinsam mit Danijel Jumic den gesperrten Chefcoach Nenad Bjelica an der Seitenlinie vertreten. Inka Grings (SV Straelen) und Imke Wübbenhorst (Sportfreunde Lotte) hatten zuvor schon einmal Männer-Viertligisten trainiert.

"Als ich im Mai die erste Mannschaft interimsmäßig übernommen habe, hatte ich für mich gehofft, dass es nicht bloß ein kurzes Abenteuer bleibt", kommentierte Wittmann ihre Beförderung beim Drittligisten: "Mit jedem Moment, den ich anschließend mit der Mannschaft verbracht habe, wurde dieser Wunsch, langfristig in dieser Position bleiben zu dürfen, stärker."

Und die Verantwortlichen um Geschäftsführer Dietmar Beiersdorfer entsprachen dem Wunsch der gebürtigen Ingolstädterin, die seit 19 Jahren im Verein ist. "Sabrina Wittmann hat in ihrer bisherigen Zeit auf der Schanz eindrucksvoll bewiesen, dass sie nicht nur die Fähigkeit besitzt, junge Spieler zu fördern, sondern auch Mannschaften nachhaltig zu entwickeln, deren volles Potenzial auszuschöpfen und zum Erfolg zu führen", sagte Beiersdorfer: "Dies hat sie über Jahre hinweg sowohl im Nachwuchs wie auch zuletzt bei den Profis eindrucksvoll unter Beweis gestellt."

Wittmanns Start ist Erfolgsgeschichte

Tatsächlich sprechen die Resultate unter der Regie Wittmanns, die im Mai von der U19 zu den Profis aufgerückt war und zunächst interimsweise die Nachfolge von Michael Köllner angetreten hatte, für sich. In den vier Partien mit der Trainerin an der Seitenlinie blieben die Oberbayern ungeschlagen, fuhren gegen den VfB Lübeck den höchsten Saisonsieg ein (6:1) und feierten zudem den ersten Landespokal-Triumph in der Vereinsgeschichte.

"Jeder hier weiß, wie sehr mir Ingolstadt am Herzen liegt. Hier hat alles angefangen und hier bin ich groß geworden. Ich durfte mir über viele Jahre ein stabiles Fundament aufbauen, auf das ich zurückgreifen kann und werde", sagte Wittmann: "Wir werden den Weg, den wir im Mai eingeschlagen haben, mit absoluter Begeisterung, hoher Konsequenz und maximaler Intensität fortsetzen."

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Intensiv dürfte es für Wittmann in jedem Fall werden. Schließlich fehlt ihr noch die eigentlich notwendige Pro-Lizenz der Europäischen Fußball-Union (UEFA). Ihre Nicht-Berücksichtigung bei einer entsprechenden Ausbildung des DFB hatte für großen Ärger gesorgt. Laut einem Bericht von "Sport Inside" des WDR fehlten Wittmann "fünf Monate relevante Trainertätigkeit", wie es vom DFB geheißen habe. Allerdings ist der Trainer der SpVgg Unterhaching, Marc Unterberger, bei dem Projekt dabei - obwohl ihm eineinhalb Jahre der "relevanten Trainertätigkeit" fehlen. Bei Wittmann und Ingolstadt herrschte Frust, zumal sich die Trainerin nicht für das Pilotprojekt bewerben konnte, weil die Klubs laut Beiersdorfer und "Sport Inside" nichts davon wussten. Eine nachträgliche Bewerbung erzeugte lediglich eine Absage. Dabei bedauerte DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig, dass es keine Bewerbung von Frauen gegeben habe. Bei "Sport Inside" schränkte er dann an, dass es keine Frau gegeben habe, die die Zulassungsvoraussetzungen erfüllt habe.

Der nächste Lehrgang beginnt im Januar des kommenden Jahres, die Doppelbelastung wird sicher eine Herkulesaufgabe für die Vorreiterin. Doch für Wittmann ist erst einmal der Weg das Ziel: "Ich bin unheimlich stolz und dankbar, dass diese Reise, die wir begonnen haben, nun fortgesetzt wird."

Quelle: ntv.de, ara/sid

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