Fußball-Zeitreise, 18.1.1977 Falsche Worte lassen Fußballprofi sterben
18.01.2020, 08:39 Uhr
Die Lazio-Fans haben Luciano Re Cecconi nicht vergessen.
(Foto: imago/Insidefoto)
Zwei Geschichten, eine Gemeinsamkeit. Am 18. Januar 1977 muss in Italien ein beliebter Fußballer von Lazio Rom sterben, weil er zur falschen Zeit am falschen Ort seinen Mund nicht halten kann. 32 Jahre später erschießt in Kolumbien ein Profi einen Fan, weil dieser verbal über ihn herzieht.
Manchmal sollte man lieber den Mund halten. Diese Erfahrung mussten zwei Fußballer aus zwei sehr unterschiedlichen Gründen machen. Doch beide Fälle verbindet etwas: Sie endeten tödlich. Bis heute ist nie ganz aufgeklärt worden, was sich genau am 18. Januar 1977 im Geschäft des Juweliers Bruno Tabocchini in Rom abgespielt hat. Vieles spricht jedoch dafür, dass der beliebte Profi von Lazio Rom, Luciano Re Cecconi, seine kleine Verrücktheiten, für die er allseits bekannt war, etwas zu weit getrieben hat. Die Medien berichteten, dass Re Cecconi mit seinem Mannschaftskollegen Pietro Ghedin und einem Freund das Geschäft des Juweliers betrat und "Das ist ein Überfall!" geschrien habe.

Pietro Ghedin arbeitete von 1992 bis 1995 und von 2012 bis 2017 als maltesischer Nationaltrainer.
(Foto: imago sportfotodienst)
Das hört sich völlig gaga an und war es auch. Aber es gibt eine waghalsige Erklärung dafür, warum sich die drei diesen üblen Scherz erlaubten. Tabocchini war in diesen Tagen ein Bekannter des Trios - und zudem kurz zuvor zweimal tatsächlich Opfer eines Raubüberfalls geworden. Re Cecconi, Ghedin und ihr Freund müssen sich gedacht haben, dass es eine lustige Aktion sei, vermummt in das Geschäft zu laufen und einen Überfall vorzutäuschen. Was sie nicht ahnten und auf gar keinen Fall wussten: Ihr Bekannter hatte sich mittlerweile bewaffnet.
Das Tragische: Ghedin soll bereits beim Anblick der Waffe geistesgewärtig die Arme in die Luft gerissen haben, während Re Cecconi - offensichtlich weil er hoffte, dass ihr Bekannter, der Juwelier, ihn erkannt hatte - die Nummer weiter durchzog. Tabocchini schoss und der beliebte Star von Lazio Rom starb kurz darauf auf dem Weg ins Krankenhaus. Der Scherz des blonden Nationalspielers, seines Freundes und seines Kollegen Ghedin war komplett nach hinten losgegangen. Dem Ruhm von Re Cecconi tat das posthum allerdings keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil. Die Lazio-Fans haben ihr Idol nie vergessen. Im Jahr 2003 wurde in Rom sogar eine Straße nach Luciano Re Cecconi benannt.
Fußballprofi erschießt seinen Nachbarn
Ghedin spielte nach der Tat noch einige Jahre Fußball und arbeitete dann als Trainer. Unter anderem betreute er die Nationalmannschaft von Malta. Rund um die Geschehnisse dieses 18. Januar 1977 ranken sich inzwischen die wildesten Geschichten. Dabei hatte schon beim Gerichtsprozess die Justiz große Mühe gegeben, die wahren Umstände aufzuklären. Der Prozess endete mit einem Freispruch des Juweliers. Sein Anwalt hatte auf Notwehr plädiert.
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Im Juli 2009 kam es in Kolumbien zu einem ganz anders gearteten tödlichen Zwischenfall, als der Fußballprofi Javier Antonio Flórez Valoyes seinen Nachbarn ermordete. Das angebliche Tatmotiv: Der 33 Jahre alte Kfz-Mechaniker soll zuvor den Spieler von Atlético Junior stundenlang beleidigt und mit Schmährufen bedacht haben. Der Grund für die Demütigungen: Flórez habe bei einer verlorenen Meisterschaftspartie schlecht gespielt. Was sich unglaublich anhört, wurde von einem anderen Nachbarn bestätigt, der die stundenlangen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Streithähnen verfolgte: "Die Leute haben ihn immer wieder beschimpft!"
Nach Augenzeugenberichten soll der alkoholisierte Flórez den Mann erst angeschossen, dann verfolgt und schließlich mit einem weiteren Schuss getötet haben. Doch der Anwalt des Profis widersprach dieser Darstellung und erklärte, Flórez habe aus Notwehr gehandelt. Er habe in seinem Fahrzeug gesessen, sei mit Steinen beworfen worden und habe sich bedroht gefühlt. Nachdem sich Antonio Flórez Valoyes dazu verpflichtete, der Familie des Opfers eine hohe Schadenersatzsumme zu bezahlen, wurde er aus dem Gefängnis entlassen. Der Kolumbianer setzte seine Karriere fort. Aller Voraussicht nach werden sich die Fans seiner Vereine danach allerdings wohl jedes überflüssige Wort gegenüber Valoyes gespart haben. Auch wenn es nicht immer so tragisch ausgeht, wie im Leben dieser beiden Fußballprofis - manchmal sollte man eben lieber den Mund halten.
Quelle: ntv.de