Fußball

Unfall beim Zweitligaspiel in Aachen Fan in künstlichem Koma

Tief bedrückt sind die Spieler des FC St. Pauli vom 5:0-Kantersieg bei Alemannia Aachen zurückgekehrt. Der Unfall eines Fans überschattete am Montagabend die Eröffnung im neuen Tivoli-Stadion.

Hinter einer Reihe von Ordnern kümmern sich Helfer im neuen Tivoli-Stadion in Aachen um einen Fan des FC St. Pauli, der von einer Brüstung abgestürzt war.

Hinter einer Reihe von Ordnern kümmern sich Helfer im neuen Tivoli-Stadion in Aachen um einen Fan des FC St. Pauli, der von einer Brüstung abgestürzt war.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

"Da wird Fußball zweitrangig, das ist nur ein Spiel. Wir geben die Tabellenführung sofort für die Gesundheit des Menschen her", sagte ein erschütterter Pauli-Trainer Holger Stanislawski. Der 38 Jahre alte verunglückte Mann liegt nach Angaben des Klubs im künstlichen Koma, sei aber in einem stabilen Zustand. Wie die Polizei in Aachen mitteilte, schwebt er aber weiter in Lebensgefahr.

Der St. Pauli-Anhänger war über eine Brüstung rund sechs Meter in die Tiefe gestürzt und mit Kopfverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert worden. "Wir waren tierisch geschockt. Aber als wir die Meldung gehört haben, dass er stabil ist, konnten wir uns wenigstens etwas über den Sieg freuen", sagte Teammanager Christian Bönig. Der Verunglückte hatte sich laut St. Pauli bei dem Sturz beide Unterarme gebrochen und Hämatome im Gesicht zugezogen. Es bestehe zudem der Verdacht auf Brüche im Brustwirbel-Bereich.

Spieler mit Tränen in den Augen

In Jubelstimmung waren die Spieler zuvor zu ihren Fans in die Gästekurve gelaufen, doch mit Tränen in den Augen kehrten viele von ihnen in den Kabinengang zurück. "Auch wenn wir 5:0 gewonnen haben, ist das jetzt scheiße. Unsere Freude hält sich in Grenzen", sagte Florian Bruns. Bei der Jubelfeier hatte unter anderem Verteidiger Davidson Drobo-Ampem mitansehen müssen, wie der Zuschauer, der auf der Balustrade gestanden haben soll, von der Tribüne durch ein Stoffbanner auf den Beton gefallen war.

Die Polizei geht von einem Unfall aus. "Es gibt weder Anhaltspunkte auf eine Fremdeinwirkung noch auf Mängel in der Bausubstanz oder in der Bauausführung am neuen Tivoli", erklärte Polizei-Sprecher Paul Kemen in einer Pressemitteilung. Etwa 25 Fans sind seelsorgerisch betreut worden. Die Alemannia kündigte eine Reaktion auf den Unfall an. Der Club überlege, eine Scheibe oder eine höhere Brüstung vor den Gäste-Block zu setzen, teilte Sprecher Thorsten Pracht auf dpa-Anfrage mit. Eine Begehung des Unglücksortes im 50 Millionen Euro teuren Stadion, das mit 32 960 Zuschauern ausverkauft war, wurde angekündigt. "Von allen Seiten ist uns bestätigt worden, dass das Stadion absolut konform mit den geltenden Sicherheitsstandards ist", sagte Pracht.

Auch für Alemannia-Coach Jürgen Seeberger wurde das höchste Aachener Heimdebakel der Zweitliga-Geschichte zur Randnotiz. "Das ist eine Katastrophe. Bei allem Ärger über die Niederlage und den Frust, den wir heute alle schieben - das lässt alles in den Hintergrund rücken. Wir drücken dem jungen Mann die Daumen, dass ihm im Krankenhaus geholfen werden kann", sagte der Schweizer.

Quelle: ntv.de, von Florian Lütticke, dpa

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