Fußball

Zweite Liga: Wenn Neururer spricht wie Donald Duck Fans fiebern, Rennen um Aufstieg beginnt

Geht los: Der FC St. Pauli erwartet heute ein ausverkauftes Millerntor.

Geht los: Der FC St. Pauli erwartet heute ein ausverkauftes Millerntor.

(Foto: picture alliance / dpa)

Bochums Peter Neururer will im Erfolgsfall quaken, Berlins Trainer Uwe Neuhaus findet das Gerede vom Aufstieg unverschämt, Kaiserslautern, Köln und Düsseldorf wollen es auf jeden Fall packen: Seit Freitag rollt der Ball wieder in der zweiten Fußball-Liga - und viele schauen zu.

Das haben sich die Planer prima ausgedacht. Wenn heute nach exakt zwei Monaten Pause die zweite Fußball-Bundesliga in die Saison startet, stehen ab 18.30 Uhr gleich zwei Partien auf dem Programm, die die Welt bewegen: SV Sandhausen gegen den VfR Aalen. Und FC Ingolstadt gegen Erzgebirge Aue. Da weiß der geneigte Zuschauer doch gleich, warum die Verantwortlichen der DFL gerne von der "stärksten zweiten Liga der Welt" sprechen.

Andererseits: Attraktiv ist sie allemal, zumindest für die, die es mit der Tradition halten. Und das sind viele. Der FC St. Pauli setzt für die Partie heute ab 20 Uhr gegen den TSV 1860 München auf ein mit 29.063 Zuschauern ausverkauftes Millerntor, das Spiel der SG Dynamo Dresden gegen den 1. FC Köln werden am Samstag 32.066 Menschen sehen, auch der 1. FC Union Berlin erwartet für Sonntag beim Spiel gegen den VfL Bochum eine mit 21.410 Fans voll besetzte Alte Försterei. Wenn am Montag zum Abschluss des ersten Spieltags Fortuna Düsseldorf gegen Energie Cottbus spielt, werden mindestens 23.500 Anhänger im Stadion sein. So viele haben sich eine Dauerkarte gekauft. Mehr als bei manchem Erstligisten. Und wenn die Fortuna am zweiten Spieltag in Köln gastiert, werden 50.000 Menschen zuschauen.

In Europas Spitzengruppe

Was die Zuschauer betrifft, ist die zweite Bundesliga also tatsächlich in der Spitzengruppe, zumindest in der europäischen. 16.902 waren es im Schnitt pro Partie in der vergangenen Saison. Nur in England kamen mit 17.496 ein paar Fans mehr in die Stadien. Zum Vergleich: In Frankreichs Ligue 2 waren es 6985, in der spanischen Segunda Divison 6736 und in Italiens Serie B 4832 Fans. Und es könnte gut sein, dass das deutsche Unterhaus in dieser Saison noch einmal zulegt, sind doch mit den Aufsteigern Arminia Bielefeld und Karlsruher SC zwei Vereine zurück, die viele Fans mitbringen.

Aber genug der Zahlen. Worum geht's eigentlich in dieser Zweitligasaison? Richtig, gegen den Abstieg und um den Aufstieg. Wer macht das Rennen? Wissen wir nicht. Es gibt aber einige Favoriten. Zum Beispiel den 1. FC Kaiserslautern. In der vergangenen Saison hatte es zwar für Platz drei gereicht, in den Relegationsspielen aber war die TSG Hoffenheim besser. Nun also auf ein Neues, Trainer Franco Foda jedenfalls hat nicht nur ein gutes, sondern ein "sehr gutes Gefühl was unseren Kader und unsere Ziele angeht. Ich bin überzeugt davon, dass wir wieder ganz vorne mitspielen können". Das Problem beim Aufstiegsrennen aber ist traditionell, dass es mehr Interessenten als die maximal drei Plätze gibt. Ebenso traditionell gehören die Erstliga-Absteiger zum Kreis derer, die es schaffen wollen.

Die Düsseldorfer gehen die Sache forsch an, Torwart Michael Rensing verkündet: "Unser Anspruch muss sein, sofort in die erste Liga zurückzukehren." Der neue Trainer Mike Büskens weiß, wie Aufstieg geht. Und gibt sich deshalb zurückhaltender: "Wir haben den Anspruch, oben mitzuspielen, aber dafür gibt es keine Garantien." Büskens war in der vorletzten Spielzeit mit der SpVgg Greuther Fürth in die Bundesliga aufgestiegen - und Ende Februar dieses Jahres entlassen worden. Geholfen hat es den Fürthern wenig, sie sind wieder in Liga zwei. Auch, weil sie in der gesamten Saison kein einziges Heimspiel gewannen. Zur Sicherheit stapelt Übungsleiter Frank Kramer tief: "Dass wir ambitioniert sind, ist keine Frage, aber wir können nicht vorhersehen, wie schnell bei uns ein Rädchen ins andere greift."

Apropos Tradition: Wenn der 1. FC Köln in der zweiten Liga spielt, will er natürlich aufsteigen. Zuletzt hatte das als Tabellenfünfter nicht ganz geklappt. Trainer Peter Stöger, Österreicher und neu am Rhein, weiß, worum es geht: "Das Umfeld und die Infrastruktur sind absolut bundesligatauglich, damit müssen wir sportlich Schritt halten." Und sonst? Hofft auch der TSV 1860 München auf einen Platz in der Verlosung. Zuletzt hat sich im Verein Erstaunliches getan. Nahezu einmütig wählten die Mitglieder einen neuen Präsidenten, zudem fand der Klub neuen Hauptsponsor - so viele positive Nachrichten lange nicht mehr. "Ich glaube an den Aufstieg dieses Jahr", sagt Gerhard Mayrhofer.

Eine Saisonvorschau wäre keine Saisonvorschau ohne einen Geheimfavoriten. Wir wissen zwar nicht, ob ein Favorit noch geheim ist, wenn es überall nachzulesen ist. Aber es gibt Menschen, die sagen, dass es der 1. FC Union Berlin schaffen könnte. Schließlich hat sich der Klub aus Köpenick in den vergangenen zwei Jahren in der oberen Tabellenhälfte etabliert. Nur Trainer Uwe Neuhaus darf das nicht hören. "Es ist eine Unverschämtheit, uns bei jeder Gelegenheit das Wort Aufstieg unterzujubeln", sagte er der "Süddeutschen Zeitung". Einer, der da weniger Berührungsängste hat, ist Peter Neururer. Der trainiert den VfL Bochum. Und hat versprochen, bei der Mannschaftssitzung vor dem letzten Spieltag wie Donald Duck zu sprechen, wenn der Aufstieg vorzeitig perfekt sein sollte. Das würde die Welt dann wirklich bewegen.

Quelle: ntv.de, mit dpa

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