Nur Heynckes hat beheizte Schuhe Fantastische Vier in der Kältekammer
03.02.2012, 13:20 Uhr
Das Blöde ist, dass wir hier die Schuhe nicht sehen. Der Mann auf dem Foto ist aber Jupp Heynckes. Könnte sein, dass er am Samstag eine Mütze trägt.
(Foto: dpa)
Es ist kalt in Deutschland, aber alle freuen sich auf den 20. Spieltag der Bundesliga. Schließlich kickt ein echter Fußballprofi auch bei Minusgraden. Sagt Jupp Heynckes, der Trainer des FC Bayern München. Ausgerechnet. Der hat gut reden. Wir sagen nur: beheizte Schuhe!
Fußball bei Minusgraden? Für Jupp Heynckes ist das kein Problem. Das könnte daran liegen, dass der Trainer des FC Bayern München im Bundesligaspiel beim Hamburger SV nicht selbst Fußball spielen muss. Obwohl Felix Magath, oberster Übungsleiter in Wolfsburg vor der Spiel gegen Borussia Mönchengladbach ja sagt: "Ich beneide meine Spieler. Sie können sich bewegen, ich werde frieren." Müsste er nicht, wenn er das wüsste, was der Kollege Heynckes weiß. Nämlich wie man sich auch auf der Bank am Spielfeldrand vor Kälte schützt.
So wie Anfang Dezember 2010, als er mit Bayer Leverkusen in der Europaliga bei Rosenborg Trondheim in Norwegen antreten musste. Bei 16 Grad unter null. Die Lösung: beheizte Schuhe. Per Akku aufgeheizte Einlegesohlen brachten wohlige Wärme. Heynckes musste nur noch reinschlüpfen. Ansonsten gilt, wie immer, was der DFB sagt: Der Unparteiische entscheidet, ob er das Spiel anpfeift, eine verbindliche Regel gibt es nicht. Und, ganz wichtig: "Bei starker Kälte muss der Schiedsrichter auf die angemessene Bekleidung der Beteiligten achten." Da muss sich Heynckes also keine Gedanken machen.
Kein Verfolger in Sicht
Aber außer um Kälte geht es ja auch noch um Sport, und hier vor allem um den Titelkampf. Der ist nach wie vor spannend wie selten zuvor, daran hat sich seit dem bisher letzten Wochenende nichts geändert, was eng damit zusammenhängt, dass unter der Woche keine Spiele stattfanden, weil keine angesetzt waren. Am vergangenen Spieltag jedenfalls haben sich die Fantastischen Vier - vielleicht war's zu kalt - keine Blöße gegeben, der FC Bayern München schlug den VfL Wolfsburg, Borussia Dortmund die TSG Hoffenheim, der FC Schalke 04 siegte in Köln und Borussia Mönchengladbach in Stuttgart. Und da Werder Bremen und Bayer Leverkusen sich beim Unentschieden gegenseitig die Punkte wegnahmen, dürfen die sich noch nicht einmal mehr als Verfolger des Spitzenquartetts bezeichnen.

"Man kann es nicht planen, aber ich gehe davon aus, dass wir keinen Leistungseinbruch erleiden werden.": Lucien Favre.
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Das steht an diesem 20. Spieltag vor, wie es in der Sportsprache heißt, lösbaren Aufgaben. Wie er erwähnt sind die Gladbacher am Samstag ab 15.30 Uhr in Bestbesetzung zu Gast in Wolfsburg und sorgen dafür, dass das Stadion am Mittellandkanal tatsächlich ausverkauft ist, was ungefähr so oft vorkommt wie ein Trainer mit beheizten Schuhen. Und die Borussen kommen, um zu siegen. Trainer Lucien Favre kündigte an: "Man kann es nicht planen, aber ich gehe davon aus, dass wir keinen Leistungseinbruch erleiden werden." Die Bilanz der Gladbacher in Wolfsburg ist jedoch erschreckend schwach. Neun der vergangenen elf Spiele verlor der Tabellenvierte dort.
Stevens droht der Konkurrenz
Auf Schalke erzählt Huub Stevens derweil das, was der Trainer des Tabellendritten stets erzählt. "Wir haben noch immer Schwankungen und nicht die Konstanz, die ich mir vorstelle." Das darf die Konkurrenz durchaus als Drohung verstehen. Denn wenn die Schalker in ihrer Inkonstanz schon so konstant gut sind, was erwartet die Liga dann, wenn sie erst einmal das zeigen, was Stevens für Konstanz hält? Am Samstag nun, ebenfalls um 15.30 Uhr, läuft der FSV Mainz in Gelsenkirchen auf. Und gewinnen die Schalker, bei denen Kapitän Benedikt Höwedes und Señor Raúl sich wieder fit gemeldet haben, auch diese Begegnung, wäre das der sechste Sieg in Folge. Vereinsrekord! Da räumt selbst Stevens ein: "Wir sind auf einem ganz, ganz, ganz guten Weg."
Das ist der FC Bayern vor der Partie ab 18.30 Uhr beim HSV als Tabellenführer auch, nur Mittelfelddiva Franck Ribéry ist ein wenig unzufrieden. Zum einen glaubt er, "es ist ein großes Problem für uns, wenn zwei oder drei Spieler verletzt sind. Wir haben keine richtig gute zweite Mannschaft." Und zum anderen ist ihm kalt. "Es ist brutal. Das Aufwärmen ist schwer bei dieser Kälte.” Zwei Paar Handschuhe ziehe er immer übereinander, aber die Finger seien immer noch kalt. Die Vorhersage für Samstagabend: bewölkt bei minus zehn Grad. Gewinnen wollen die Münchner trotzdem. Der Mann mit den beheizten Schuhen jedenfalls lässt ausrichten: Der "sibirischen Kälte" müsse man trotzen nach dem Motto, "Augen zu und durch. Wir sind ja Männer".
"Der BVB ist das Maß aller Dinge"
Den Anfang aber macht heute Abend der deutsche Meister aus Dortmund mit seinem Gastspiel beim 1. FC Nürnberg. BVB-Trainer Jürgen Klopp sagt: "Gegen die Kälte haben wir Handschuhe und Funktionsunterwäsche, das Spiel wird aber kein Selbstläufer." Auch sein Kollege Dieter Hecking legt Wert darauf, den Eindruck zu vermitteln, dass ihm dieses Temperaturding schnuppe ist. "Es ist mir egal, ob es minus zehn, minus zwölf oder minus 14 Grad sein werden."
Seine Spieler seien abgehärtet und hätten mit kurzen Hosen trainiert. So soll das sein im Abstiegskampf. Auch von beheizten Schuhen erwähnte Hecking nichts. Wohl aber davon, wie stark er den Gegner einschätzt. Die Dortmunder seien "das Maß aller Dinge. Sie sind optimal in die Rückrunde gestartet und haben spektakuläre Spiele abgeliefert." Wenn Dortmund gewinne, sei das normal. Allerdings: "Man braucht gegen solche Mannschaften auch mal das nötige Quäntchen Glück, auch Dortmund hat schon schlechtere Spiele gemacht." Das liegt allerdings länger zurück, von den jüngsten 13 Partien in der Bundesliga hat der BVB keins verloren. Und sonst? "Minusgrade gehören wie Regen zum normalen Geschäft." Sagt Klopp. Da sind sie sich ja einig.
Quelle: ntv.de