Verrückter Coupe de France Fußballklub reist 14.000 Kilometer für 0:12-Niederlage
07.01.2024, 17:20 Uhr
Die Fahne der Goldenen Löwen war natürlich auch dabei.
(Foto: IMAGO/PanoramiC)
Dass der Pokal seine eigenen Gesetze hat, ist eine hinlänglich bekannte urbane Legende in Deutschland. Dass der Pokal wirklich seine eigenen Gesetze hat, beweist der Coupe de France im Nachbarland Frankreich. Dort gibt es immer wieder die verrücktesten Konstellationen.
Jahr für Jahr schreibt der französische Pokal die schönsten Reise-Geschichten. Sie handeln immer von den Übersee-Teams, die ebenfalls um den Coupe de France spielen. Denn in Frankreich hat der Pokal wirklich seine eigenen Gesetze: Seit 1961 dürfen die Klubs aus den Übersee-Departements, den "Territoires d'outre-mer", am Coup de France teilnehmen. Mal werden die Vereine besucht, mal reisen sie nach Europa.
Wer aus Frankreich an diesen exklusiven Spielen teilnehmen kann, entscheiden die Amateur-Klubs vor der Saison. Sie melden sich freiwillig und erklären sich bereits vor der Auslosung zu einer möglichen Weltreise bereit. Die Pokalsieger aus Guadeloupe, Réunion, Guayana, Martinique, Mayotte, Neukaledonien und Polynesien qualifizieren sich dabei für die siebte Runde, aus den vier erstgenannten Gebieten kommt seit 2014/2015 noch je ein weiterer Teilnehmer hinzu. Der französische Verband trägt die Reisekosten.
Die Teams aus Übersee sind meist chancenlos, aber freuen sich immer auch über Besuch. So wie im November, als der französische Fünftligist US Thionville nach Neukaledonien reiste. Über 16.315 Kilometer von der Heimat entfernt hatten sie keine Zeit für die weißen Strände, die roten Wüsten und das größte Riff der Welt. Sie mussten ein Spiel gewinnen. Das taten sie dann auch und besiegten Hienghene Sport mit 4:0. Danach flogen sie wieder heim.
Erfahrung gesammelt, Rekord verpasst
Der Golden Lion FC von der Karibik-Insel Martinique überstanden die siebte Runde im Lokalderby gegen AS Samaritaine und auch in der achten Runde schickten sie Anfang Dezember den Fünftligisten FCM Troyes mit 3:2 zurück ins winterliche Europa. In der neunten Runde wurde es jetzt jedoch bitter für sie. Das ist die Runde, in der die Profivereine einsteigen. Die Goldenen Löwen mussten auf das französische Festland reisen. Dort trafen sie auf den ruhmreichen Erstligisten OSC Lille.
Doch nach einer Anreise von fast 7000 Kilometern war es auch bald wieder vorbei. Nach zehn Minuten brach der Widerstand. Der Ligue-1-Klub schickte die Goldenen Löwen mit 12:0 zurück in die Karibik und feierte dabei seinen höchsten Sieg der Vereinsgeschichte. "Auch wenn sie eine schwere, aber nachvollziehbare Niederlage hinnehmen mussten, war es für den Klub wichtig, möglichst viel Erfahrung zu sammeln. Dies ist nun geschehen", schrieb "France Antilles" stolz.
Die Spieler feierten. Obwohl sie damit weiter hinter dem Rekordhalter des Coup de Frances liegen. Im Pandemie-Jahr 2020/2021 erreichte der ebenfalls aus Martinique stammende Klub Franciscain sogar die Runde der letzten 32. Dort endete die Pokalreise mit einem 0:5 gegen den damaligen Erstligisten SCO Angers.
Quelle: ntv.de, sue