Fußball

Kritik an OK-Chef der WM Gefängnis wegen Einsatz für Katars Arbeiter?

Der Umgang Katars mit den vielen Gastarbeitern wird seit Jahren kritisiert.

Der Umgang Katars mit den vielen Gastarbeitern wird seit Jahren kritisiert.

(Foto: picture alliance / Andreas Gebert/dpa)

Der ehemalige Kommunikationsdirektor der WM in Katar wird zu fünf Jahren Haft verurteilt. Weil er sich für streikende Arbeiter einsetzte und den OK-Chef des Turniers kritisierte? Heute entscheidet ein Berufungsgericht über die Strafe. Es gibt noch immer viele ungeklärte Fragen.

Abdullah Ibhais hatte einen guten Job, der Jordanier war Kommunikationsdirektor für das Organisationskomitee der Fußball-WM 2022 in Katar. Doch vor einem halben Jahr wurde er zu fünf Jahren Haft verurteilt. Weil er Bestechungsgelder angenommen habe, so die Anklage. Weil er sich für streikende Arbeiter einsetzte, glaubt er selbst. Nun soll ein Berufungsgericht über seine Strafe entscheiden.

Der Fall Abdullah Ibhais ist so spannend, weil er auch ein Fall Hassan Al-Thawadi ist. Der WM-Organisationschef, so legen es Protokolle eines Whatsapp-Chats nahe, die der "Sportschau" und dem norwegischen Fußballmagazin "Josimar" vorliegen, wollte im August 2019 eine kritische Berichterstattung über die Katar-WM verhindern. Damals gingen Bilder von streikenden Arbeitern um die Welt.

Erzwungenes Geständnis?

Das Magazin "Josimar" hat die Chats auf seine Homepage gestellt. Darin lässt sich nachlesen, wie in einer Gruppe namens "Krisenkommunikation" eine Diskussion darüber entsteht, wie das WM-OK auf die Streiks reagieren soll. Die entscheidende Frage: Waren unter den Streikenden, die in erster Linie ausbleibende Löhne einforderten, auch Arbeiter auf WM-Baustellen - oder nicht?

Kommunikationsdirektor Abdullah Ibhais stellt sich in der Diskussion gegen OK-Chef Al-Thawadi. "Wir können nicht behaupten, dass keine WM-Arbeiter unter den Streikenden waren", schreibt Ibhais an einer Stelle deutlich. Ein Satz mit Folgen? Im Oktober 2019 wurde eine interne Untersuchung gegen Ibhais eingeleitet, im November wurde er festgenommen. Sein Geständnis sei mit Drohungen erzwungen worden, sagt er. Das WM-OK schließt nach "Sportschau"-Angaben nachdrücklich aus, dass es Rache nehmen wolle.

Human Rights Watch und Fairsquare protestierten allerdings schon gegen das erste Urteil. Nach Ansicht der Menschenrechtsorganisationen hat Abdullah Ibhais kein faires Verfahren erhalten. Sollte er tatsächlich eine Haftstrafe antreten müssen, kündigte er gegenüber der "Sportschau" einen Hungerstreik an.

Quelle: ntv.de, dbe/sid

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