Fußball

Schwächephase oder Luft ganz raus? Gladbach sucht die Leidenschaft

Gladbachs Juan Arango, Tony Jantschke, Martin Stranzl, Havard Nordtveit, Roman Neustaedter und Dante gehen nach dem enttäuschenden 0:0 gegen Hertha vom Platz.

Gladbachs Juan Arango, Tony Jantschke, Martin Stranzl, Havard Nordtveit, Roman Neustaedter und Dante gehen nach dem enttäuschenden 0:0 gegen Hertha vom Platz.

(Foto: dpa)

Im Endspurt der Saison scheint Borussia Mönchengladbach die Luft auszugehen. Vom lange Zeit so berauschenden Fußball ist wenig übrig geblieben - die Mannschaft könnte sich damit um den Lohn der eigenen Arbeit bringen.

Für Max Eberl liegt die Erklärung auf der Hand. "Wir sind Menschen, keine Roboter", sagte der Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach nach der erneut enttäuschenden Leistung beim 0:0 seiner Mannschaft gegen Abstiegskandidat Hertha BSC Berlin. "Es ist doch nicht überraschend, dass mal eine Phase kommt, in der es nicht läuft wie geschnitten Brot."

In einer solchen Phase nun hat die Borussia nur eines ihrer letzten sieben Bundesligaspiele gewonnen. Dennoch weigert sich auch Mike Hanke, etwas Außergewöhnliches in der Formkrise zu sehen. "Eine Zeit lang war hier ja alles rosarot", sagte der Stürmer: "Dass eine Schwächephase kommen würde, war allen Beteiligten klar." Alles ganz normal also am Niederrhein? In der Tat ist die Borussia im April 2012 ein ziemlich gewöhnlicher Bundesligist. Noch in der Hinrunde hatten Leidenschaft und Leichtigkeit das Überraschungsteam zur Attraktion der Liga, ja sogar zum Geheimfavoriten auf die Meisterschaft gemacht. Jetzt, im Saisonendspurt, ist davon wenig übrig geblieben. Die verschwundene Zielstrebigkeit im Offensivspiel ist augenscheinlich und sorgt für Gesprächsbedarf. Bloß, so richtig darüber reden möchte kaum jemand bei den Gladbachern.

Hertha "schwer zu knacken"

Nach dem Spiel gegen Berlin, das zuvor in der laufenden Saison auswärts nie ohne Gegentor geblieben war, sprachen Spieler und Verantwortliche vor allem über die Stärke des Gegners. So lobte Torhüter Marc-André ter Stegen die "sehr disziplinierte" Hertha, die "einfach schwer zu knacken war". Auch Trainer Lucien Favre war am Ende froh, gegen die "schnellen Berliner Angreifer" immerhin kein Tor kassiert zu haben.

Seltsam mutlos wirkte seine Mannschaft in einem der langweiligsten Spiele der laufenden Saison, erlaubte sich dabei ungewöhnlich viele technische Fehler. Defensiv eingestellte Gegner wie die Hertha rauben der Borussia derzeit zudem die stärkste Waffe: Das schnelle Spiel mit wenigen Kontakten war gegen die tief stehenden Berliner wirkungslos, auch und gerade nach dem frühen, verletzungsbedingten Ausfall von Topscorer Marco Reus - durchaus ein Vorgriff auf die neue Saison, wenn der Stürmer für Borussia Dortmund auflaufen wird.

"Kein Interesse an Raffael, gar keins"

Wer diese Lücke in Zukunft schließen soll, ist weiter ungewiss. Dafür stellte Favre klar, wer es nicht sein wird. "Wir haben kein Interesse an Raffael, gar keins", sagte der Trainer zu den Spekulationen über einen möglichen Wechsel von Berlins Brasilianer. "Er ist ein sehr guter Spieler, aber wir können das nicht machen." Höhere Dringlichkeit hat ohnehin die Endphase der aktuellen Spielzeit. Im Schlussspurt scheint der Borussia die Puste auszugehen, damit könnte sich die Mannschaft um den Lohn für eine lange Zeit großartige Saison bringen. Immerhin ist die direkte Champions-League-Qualifikation nach wie vor zumindest in Reichweite - sportlich wie finanziell wohl eine einmalige Chance. Der Spielplan meint es dabei gut mit Mönchengladbach. In der englischen Woche reist die Favre-Elf am Dienstag (20 Uhr/Sky und Liga total!) zu den kriselnden SV Werder Bremen und empfängt am Sonntag (15.30 Uhr/Sky und Liga total!) den derzeit so instabilen Abstiegskandidaten 1. FC Köln.

Auf dem Papier durchaus lösbare Aufgaben für das Team, dass mit den herausragenden Leistungen in der ersten Saisonhälfte hohe Erwartungen geweckt hat. Diese zu dämpfen, ist jedoch derzeit das Bestreben von Trainer Favre. "Wir dürfen nicht vergessen, wo wir herkommen", sagte der Schweizer mit leicht genervtem Unterton. "Vor nicht einmal einem Jahr waren wir fast in der zweiten Liga. So eine Leistung ist eigentlich unmöglich." Tatsächlich bewegt sich Kritik an der Borussia auf hohem Niveau.

Die Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation ist fast sicher, selbst nach einem unwahrscheinlichen Abrutschen in die Europa-League-Ränge wäre es unter dem Strich eine äußerst erfolgreiche Saison für Mönchengladbach. "Unseren Luxus hätten andere Mannschaften doch gerne", sagt daher der österreichische Verteidiger Martin Stranzl und hofft auf eine Kurskorrektur in der englischen Woche: "Irgendwann fällt die Münze bestimmt wieder auf die andere Seite."

Quelle: ntv.de, Thomas Weitekamp und Thomas Nowag, sid

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