Im DFB-Pokal nach Hoffenheim Gladbachs Charaktertest
21.12.2010, 12:47 UhrBundesliga-Schlusslicht Borussia Mönchengladbach sucht heute im Achtelfinale des DFB-Pokals den Ausweg aus der Krise. Bei der TSG Hoffenheim soll ein Sieg neuen Mut für den Kampf um den Klassenerhalt machen. Da können sie gleich in den Wald gehen und pfeifen.
Die Atmosphäre bei Borussia Mönchengladbach ist derzeit so frostig wie das Klima am Niederrhein. Die Fans sind stocksauer, die Klub-Verantwortlichen aber angeblich voller Hoffnung für den bevorstehenden Kampf des Bundesliga-Schlusslichts um den Klassenerhalt. Im DFB-Pokal soll zum Jahresabschluss nun ein Signal gesetzt werden, deshalb wird das Achtelfinale heute ab 20.30 Uhr bei der TSG Hoffenheim zum Charaktertest ausgerufen.
Nicht bestanden hat ihn schon vor dem Anpfiff Stürmer Mohamadou Idrissou. Trainer Michael Frontzeck warf den Kameruner für das Pokalspiel wegen dessen kritischer Äußerungen in der "Bild"-Zeitung aus dem Kader. Der 30-Jährige hatte sich beklagt, dass er zuletzt öfters auf der Bank gesessen hatte. "Ich habe die Abrechnung mit dem Klub gelesen", erklärte Frontzeck und richtete deutliche Worte an Idrissou: "Sobald hier jemand meint, er müsste sein Ego über die Mannschaft stellen, hat der hier keine Chance mehr."
Schießbude der Liga
Neue Turbulenzen also in Gladbach vor einem wichtigen Auftritt. "Es ist für uns die große Chance, zumindest mit einem guten Gefühl in die Winterpause zu gehen. Wir wollen weiterhin im Pokal dabeibleiben", sagte Kapitän Filip Daems. Nach einer Bundesliga-Hinrunde ohne Heimsieg soll nun auswärts der Knoten platzen. Und dies ausgerechnet in Hoffenheim, gegen das noch kein Sieg gelang. Mitte Oktober hatte die Borussia dort nach einer 1: 0-Führung zur Halbzeit noch 2:3 verloren.
Inzwischen hat sich der fünfmalige Meister mit 47 Gegentoren zur Schießbude der Liga entwickelt, ist Frontzeck immer mehr in die Kritik geraten. Doch das demonstrative Votum für den Trainer von Sportdirektor Max Eberl und Vizepräsident Rainer Bonhof ist gemessen an den normalen Mechanismen des Geschäfts bemerkenswert. "Dass ein Trainer bei zehn Punkten von außen in Frage gestellt wird, ist durchaus normal. Bei uns gibt es allerdings überhaupt keine Probleme. Ich denke, jeder hat gesehen, dass er uns gegen Hamburg gut eingestellt hat", sagte Mitelfeldspieler Thorben Marx und setzt nach dem 1:2 gegen den HSV auf die neue Motivation im Pokal: "Es fängt wieder bei null an. Wir wollen weiterkommen."
"Es gibt keinen Grund aufzugeben"
Auch Frontzeck glaubt an die Chance seiner Mannschaft. "Wir haben noch nie gegen Hoffenheim gewonnen, warum nicht jetzt?", fragte der Ex-Nationalspieler. Doch seine Aussagen klingen bereits wie Durchhalteparolen, denn die Lage in der Bundesliga ist äußerst prekär. Auch dort spricht die Statistik gegen die Borussia. Schließlich konnte sich seit Einführung der Drei-Punkte-Regel noch kein Klub retten, der nur mit zehn Punkten in die Rückrunde gestartet war. "Die Situation ist schwierig, keine Frage. Aber ich bin sicher, wir haben die Qualität, um es zu schaffen", sagte Eberl. Fest steht auch: Gleich nach dem Pokalspiel sollen Verstärkungen für die Rückrunde unter Dach und Fach gebracht werden. Die lange Verletztenliste, sicherlich einer der Gründe für die katastrophale Hinrunde, hat besonders die Abwehrreihe von Woche zu Woche getroffen.
Deshalb sucht Gladbach Defensivstrategen. In dem Ex-Nürnberger Havard Nordtveit (20) vom FC Arsenal sind sie offensichtlich bereits fündig geworden. Auf der Liste stehen noch Martin Stranzl (30 Jahre/Spartak Moskau) und auch Andreas Granqvist (25/FC Groningen). Zudem hofft Frontzeck auf die Rückkehr einiger Spieler, vorzugsweise auf Roel Brouwers (Teilriss des Innenbandes im Knie) und den Brasilianer Dante (Muskelfaserriss). Beide werden zum Rückrundenstart beim 1. FC Nürnberg (15. Januar) wieder zur Verfügung stehen. "Der Club ist vergangene Saison mit zwölf Punkten in die Rückrunde gegangen und hat sich noch gerettet. Es gibt also keinen Grund aufzugeben", sagte Daems.
TSG Hoffenheim - Borussia Mönchengladbach,
ab 20.30 Uhr im n-tv.de-Liveticker
Hoffenheim: Haas - Beck, Vorsah, Compper, Ibertsberger - Rudy, Salihovic - Vukcevic, Sigurdsson - Mlapa, Ba
Mönchengladbach: Heimeroth - Levels, Callsen-Bracker, Daems, Wissing - Neustädter - Reus, Marx, Bradley (Schachten), Arango - de Camargo
Schiedsrichter: Brych (München)
Quelle: ntv.de, Günter Bork, sid