So läuft der 27. Bundesliga-Spieltag Guardiola flüchtet, Kehl erwartet Schlacht
25.03.2014, 09:34 Uhr
Bier im Glas, ja. Bier über den Kopf - nein! Josep Guardiola, Katalane in München.
(Foto: imago sportfotodienst)
Der FC Bayern wird heute Deutscher Fußballmeister, dit is doch dufte. Trainer Josep Guardiola fürchtet nur die Bierdusche. In Dortmund rüsten sie sich für's Derby gegen Schalke, der Rest ist Kampf gegen den Abstieg aus der Bundesliga.
Wie hoch gewinnen die Bayern?
Das ist völlig wumpe, wie sie in Berlin sagen. Der Punkt ist: Gewinnen die Bayern heute ihre Partie im mit seinen 74.244 Plätzen ausverkauften Olympiastadion bei der Hertha, dann sind sie deutscher Fußballmeister. Und das am 27. Spieltag der Bundesliga. Da kann da Motto nur lauten: "Nu aba ran an de Buletten." Auch wenn die Frikadelle auf Bayrisch Fleischpflanzerl und auf Katalanisch mandonguilla heißt. All das dürfte Josep Guardiola herzlich egal sein, schließlich hat er in seinen neun Monaten als Trainer des FC Bayern das Münchner "Mia san mia" zur Genüge verinnerlicht. "Det Kind wer'n wa schon schaukeln." Er fürchtet nur die obligatorische Weißbierdusche und hat sich bereits einen perfiden Plan ausgedacht: "Ich bleibe nicht auf dem Platz, ich gehe in die Kabine." Der Form halber noch kurz zu Hertha BSC. Gibt es irgendein Anzeichen, dass die seit vier Spielen sieglosen Berliner ernsthaft daran denken, Widerstand zu leisten? Trainer Jos Luhukay klingt jedenfalls nicht gerade angriffslustig: "Ob in einer guten oder weniger guten Phase: Wenn Bayern München kommt, hat man vielleicht eine Zehn-Prozent-Chance, zu gewinnen. Wir müssen versuchen, unser Spiel umzusetzen und den Fans etwas zu bieten." Na, dit is doch dufte.
Wie spanisch sind die Verhältnisse?
Karl-Heinz Rummenigge hat jüngst wieder davor gewarnt. Es dürfe im deutschen Fußball nicht so zugehen wie in Spanien. Überhaupt nicht gut fand er, dass der Trainer des BVB jüngst den Münchner Sportdirektor Matthias Sammer kritisiert hatte. Der solle, hatte Jürgen Klopp gegiftet, "jeden Tag Gott danken, dass mich irgendjemand dazugenommen hat" beim FC Bayern. "Erst war ich über den Satz erschrocken, dann entsetzt", sagte Rummenigge. Schließlich "war Matthias mit Borussia Dortmund als Spieler Champions-League-Sieger und als Trainer Meister". Der Vorstandschef des FC Bayern wünscht sich mehr Normalität im Umgang miteinander: "Dieses Niveau erinnert mich an die Verhältnisse zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid. Wir sollten das Ganze wieder auf eine vernünftige Basis stellen."

"Wenn es nicht Schalke wäre, würde es sogar Spaß machen": Jürgen Klopp.
(Foto: imago sportfotodienst)
In Dortmund dürften sie etwas ganz anderes im Sinn haben. Schließlich steht an diesem Dienstag im natürlich ausverkauften Westfalenstadion das Derby gegen den FC Schalke 04 an. Dort geht es, abseits jeglicher Rivalität, um den zweiten Platz in der Tabelle. Aber was heißt schon abseits der Rivalität? Die Spieler jedenfalls greifen tief in die Derbyphrasenkiste. Schalkes Klaas-Jan Huntelaar verspürt "ein Kribbbeln", Dortmunds Sebastian Kehl erwartet "eine heiße Schlacht" und Trainer Klopp schickt den Nachbarn aus Gelsenkirchen ein leicht vergiftetes Lob: "Die Burschen, die sie in der Startelf haben, sind Riesentalente. Wenn es nicht Schalke wäre, würde es sogar Spaß machen, da zuzugucken." Ansonsten gelte: "Ich bin im sechsten Jahr hier - bisher habe ich noch keinen Spieler erlebt, der sich von der Intensität dieses Spiels freimachen konnte." Und die Fans? Nachdem einige Dortmunder beim Hinspiel auf Schalke randaliert haben, gilt die Lage als angespannt. Die Polizei trägt dem Rechnung und schickt 3000 Beamte nach Dortmund, der BVB setzt 1000 Ordner ein - in der Hoffnung, dass alle friedlich bleiben. Zumindest die eigene Mannschaft haben die Dortmunder Anhänger wieder lieb. Nachdem es in der Champions League gegen St. Petersburg einigen Unmut gab, feierten die Spieler nach dem Sieg in Hannover am Samstag ungewöhnlich lange vor der Kurve. Zum Schluss noch eins: Das Derby ist ein Derby. Kein "Ruhrpott-Clásico". Wer immer diesen Begriff geprägt hat - er möge im Schalker Trikot auf der Südtribüne schmoren.
Was passiert sonst noch?
Da sie sich in Niedersachsen, insbesondere in Braunschweig und Hannover, vehement weigern, ein Fußballspiel gegen den VfL Wolfsburg als Derby zu bezeichnen, schenken wir dem Werksklub vom Mittellandkanal eins und deklarieren die Begegnung beim SV Werder in der Freien Hansestadt Bremen als Nord-Derby. Zur Einstimmung verkündete Wolfsburgs Manager Klaus Allofs, dass sein ehemaliger Klub es ganz bestimmt schafft: "Ich glaube nicht, dass Werder absteigt." Deshalb, so eine exklusive Schlussfolgerung, bräuchten die Bremer "die Punkte nicht so dringend, wir brauchen sie dringender". Beim VfL träumen sie auch nach vier Spielen ohne Sieg noch von der Champions League. Definitiv überhaupt kein Derby ist die Partie der Frankfurter Eintracht gegen die Borussia aus Mönchengladbach. Oder? Main-Niederrhein-Clásico vielleicht? Gott bewahre!
Welche Mannschaft überrascht?
Die TSG Hoffenheim hat es in bisher 26 Spielen geschafft, 57 Tore zu schießen. Das ist nach dem FC Bayern und der Borussia aus Dortmund der drittbeste Wert der Liga. Die TSG Hoffenheim hat in dieser Zeit allerdings auch 58 Treffer kassiert. Das ist der schlechteste Wert der Liga. Was die TSG Hoffenheim in dieser Saison noch nicht gelungen ist, einfach mal zwei Spiele hintereinander zu gewinnen. Nach dem 3:2-Sieg in Leverkusen am Sonntag könnte nun also am Mittwoch in Sinsheim Großes geschehen - wenn nämlich die TSG Hoffenheim und ihr Trainer Markus Gisdol gegen Hannover 96 gewinnen würde. Ärgerlich für die Hoffenheimer ist nur, dass Tayfun Korkut seit der Winterpause die Gäste trainiert. Unter seinem Vorgänger Mirko Slomka verloren die Hannoveraner in der Hinrunde alle acht Auswärtspartien. Slomka hat ja mittlerweile beim Hamburger SV angeheuert - und mit seiner neuen Mannschaft in Stuttgart und Bremen ebenfalls nichts geholt.
Für welchen Trainer wird es eng?
Wir wollen es ja nicht beschreien, aber für Sami Hyppiä und Bayer Leverkusen läuft es wirklich alles andere als rund. Mittlerweile droht der Verein in der Tabelle immer weiter abzurutschen, selbst die Qualifikation für die Europaliga ist in Gefahr. Da ist es kein Geschenk, dass die Mannschaft nun, man muss es so sagen, beim FC Augsburg antreten muss. Auch wenn Nationalspieler Lars Bender trotzig zu Protokoll gab: "Wir spielen um die Champions League, auf Europa League habe ich keinen Bock." Eine erneute Niederlage dürfte die Nibelungentreue der Leverkusener Verantwortlichen auf eine harte Probe stellen. Zumal diese Art der Loyalität stets auch von einer Prise gefährlicher Kurzsichtigkeit geprägt ist. Sportchef Rudi Völler räumte zumindest ein: "Der Trainer ist jetzt angeschlagen." Aber: "Das wäre bei jedem anderen Verein auch so. Wir müssen versuchen, mit ihm gemeinsam aus der Misere herauszukommen." Dem Vernehmen nach machte am Sonntagabend nach der Niederlage gegen Hoffenheim der Name Thomas Schaaf in der BayArena bereits die Runde. Aber auch das wäre wahrscheinlich bei jedem anderen Verein so, schließlich ist der ehemalige Trainer des SV Werder ein begehrter Mann. Hyppiä hat verständlicherweise auf diese Diskussion keinen Bock, um in der Leverkusener Diktion zu bleiben. "Wenn mir vom Verein keiner sagt, dass ich zu Hause bleiben soll, dann komme ich pünktlich zum Training."
Wo wird es brisant?
Damit sind wir wieder bei Mirko Slomka, der sich darüber freuen dürfte, dass er nach der Niederlage im mutmaßlich niveaulosesten Spiel der Saison in Stuttgart mit seinem HSV ein Heimspiel hat. Der SC Freiburg ist am Mittwoch zu Gast in Stellingen, das heißt, der Tabellen-16. spielt gegen den 14., der allerdings bisweilen eine Auswärtspartie gewinnt, jüngst mit 4:1 in Frankfurt. Auch deshalb haben die Freiburger zwei Punkte mehr auf dem Konto. Mit einem Sieg könnte sich die Mannschaft von Trainer Christian Streich etwas absetzen; andersherum könnten die Hamburger mit einem Erfolg an den Freiburgern vorbeiziehen. Wenn das nicht brisant ist. Die Hoffnung des HSV heißt Pierre-Michel Lasogga. Der Stürmer und Fast-Nationalspieler ist nach überstandener Muskelverletzung im Oberschenkel wieder fit. "Wir freuen uns wahnsinnig, weil Pierre eine echte Waffe ist", sagte Slomka. Beim Gegner gibt sein Kollege Streich trotz zweier Siege in Folge den Mahner: "Uns steht das Wasser weiter bis zum Hals. Wir haben noch nichts, gar nichts erreicht."
Das gilt auch für den 1. FC Nürnberg, der am Sonntag beim 2:5 gegen Frankfurt, so sagte es Trainer Gertjan Verbeek, wie ein Absteiger spielte. Nun hat der Club, der bis 1987 deutscher Fußball-Rekordmeister war, den VfB Stuttgart zu Besuch. Das heißt, der Tabellenvorletzte spielt gegen den Viertletzten. Brisant! Verbeek nimmt das Versagen der Mannschaft auf seine Kappe. Es habe da eine "gewisse Idee gegeben, wie wir spielen wollten", das Vertrauen der Spieler in diese, seine taktischen Maßnahmen, sei aber nicht da gewesen: "Das war nicht gut, und das ist meine Verantwortung." Sein Plan: "Wir müssen nach Antworten suchen, damit das im nächsten Spiel nicht wieder passiert." Er legt seinen Akteuren ans Herz: "Die Spieler müssen sich fragen: Wollen sie in Angst leben oder wollen sie in Liebe leben, für den Club und das Spiel?" Puh. Und was sagen sie in Stuttgart? Dort geht Trainer Huub Stevens den Abstiegskampf etwas weniger philosophisch an: "Wir haben jetzt noch acht Endspiele."
Was sagt das Orakel?
"Wir müssen laufen, bis der Arzt kommt. Es hilft alles nichts, wir brauchen den Dreier." Nach der Gulasch-Taktik gegen Schalke hat Braunschweigs Trainer Torsten Lieberknecht vor der Partie gegen Mainz die Strategie modifiziert.
Quelle: ntv.de