Fußball

Vom Maurersohn zum stillen Startrainer Guardiola gibt Bundesliga Pep

Der FC Barcelona feiert seinen Trainer Guardiola: Ab der kommenden Saison wollen die Bayern mit dem Katalanen Erfolge bejubeln.

Der FC Barcelona feiert seinen Trainer Guardiola: Ab der kommenden Saison wollen die Bayern mit dem Katalanen Erfolge bejubeln.

(Foto: REUTERS)

Als eher ruhiger Vertreter der Fußballtrainerzunft scheint Josep Guardiola nicht zum großkopferten FC Bayern zu passen. Aber ab Sommer sitzt er auf der Trainerbank des deutschen Rekordmeisters. Der erhofft sich mit dem Katalanen die ganz großen Vereinstitel.

Kurz vor 17.00 Uhr war der bajuwarische Super-Deal mit Josep "Pep" Guardiola plötzlich perfekt: Der langjährige  Erfolgstrainer des FC Barcelona übernimmt ab Sommer als Nachfolger von Jupp Heynckes den deutschen Fußball-Rekordmeister Bayern München. Seit über einem halben Jahr gab es immer wieder Gerüchte, über Guardiola und die Bayern. Jüngst hatte der Fernsehsender Sky Italia von Gesprächen zwischen der Bayern-Führung und dem Erfolgscoach in New York berichtet und damit die Spekulationen noch einmal angeheizt. Nun kann sich die Bundesliga über ein weiteres sportliches Aushängeschild freuen. Die Reaktionen fallen entsprechend aus. Aber wer ist Pep Guardiola?

Guardiola wird als der Vater des Kurzpassspiels des FC Barcelona bezeichnet. Aber das stimmt nur zum Teil. Die Spielweise Barças, die die Fußballwelt zuweilen in Verzückung versetzt und Spanien zum Gewinn der Welt- und Europameisterschaft verhalf, hat ihre Ursprünge in der Zeit, als Johan Cruyff der Trainer der Katalanen war. Guardiola, der an diesem Freitag 42 Jahre alt wird, gehörte damals Anfang der 90er Jahre als Regisseur dem "Dream Team" des Niederländers an.

Elegante Ballbehandlung, feine Ironie

"Pep", wie er in Spanien genannt wird, war ein Fußballer mit einer auffallend eleganten Ballbehandlung und einem Auge für frei stehende Mitspieler. Als Trainer trieb der Schüler von Cruyff und Louis van Gaal das Kurzpassspiel zur Perfektion. Dabei kam sein Erfolg eigentlich ziemlich überraschend. Als er 2008 bei Barça die Nachfolge von Frank Rijkaard antrat, war er als Trainer fast ohne Erfahrung; denn er hatte bis dahin nur die B-Elf betreut und dieser zum Aufstieg in die 3. Liga verholfen.

Dafür kannte er seinen Heimatclub wie kein Zweiter. Der Maurersohn hatte dereinst bei Barça als Balljunge angefangen und wusste um die Qualitäten des Nachwuchses. Binnen vier Jahren sammelte er mit dem FC Barcelona als Trainer 14 Titel, darunter zwei Champions-League-Siege und drei spanische Meisterschaften.

Unter Guardiola reiften Stars wie Lionel Messi, Xavi und Andres Iniesta zu absoluten Weltstars, der Fußball der Katalanen war stilgebend für ganz Europa. Barca spielte schön, erfolgreich - und trug die Handschrift Guardiolas.

Als Trainer war er in Spanien zwei Jahre lang nicht nur der Rivale von José Mourinho gewesen, sondern auch in menschlicher Hinsicht ein Gegenspieler des Portugiesen. Während der Coach von Real Madrid sich in der Rolle des Provokateurs und Rüpels zu gefallen scheint, tritt Guardiola eher zurückhaltend und bescheiden auf. Er beherrscht die Kunst der feinen Ironie und gilt als ein Feingeist, der abseits des Fußballplatzes den Kontakt zu Kulturschaffenden sucht. Er gibt grundsätzlich keine Interviews, weil er Journalisten kleinerer Medien nicht benachteiligen will.

So ungewöhnlich Guardiolas Arbeit als Trainer war, so ungewöhnlich war auch sein Schritt in die Auszeit. Nach vier Jahren trat er im Sommer 2012 als Trainer zurück und zog mit seiner Familie nach New York. Der Philosoph wollte seinen Horizont erweitern und neue Energie tanken. Ohne finanzielle Sorgen gönnte er sich ein Apartment für 30.000 Dollar Monatsmiete und Kurse an der Columbia-Universität. Nun kehrt auf die große Fußball-Bühne zurück. In der Bundesliga - die Reaktionen fallen entsprechend eurphorisch aus.

Lob von allen Seiten

"Er ist einer der besten Trainer der Welt, hat erfolgreich gearbeitet und passt zur Mentalität der Bayern", sagte etwa der Ex-Bayern-Trainer und jetzige TV-Kommentator Ottmar Hitzfeld. Guardiola sei ein Trainer, der auch Zurückhaltung zeige. Er sei sehr kommunikativ innerhalb des Vereins.  "Er ist jung und hat jetzt ein halbes Jahr Zeit, die deutsche Sprache zu lernen. Das passt optimal", unterstrich Hitzfeld mit dem Hinweis, dass die Bayern eigentlich nur einen deutschsprachigen Coach verpflichten wollten.

DFL-Geschäftsführer  Andreas Rettig sagte der "Bild"-Zeitung: "Man kann dem FC Bayern zu der Verpflichtung von Pep Guardiola nur gratulieren. Das zeigt einmal mehr den großen internationalen Stellenwert der Fußball-Bundesliga. Und mit Guardiola wird das internationale  nteresse an der Bundesliga sicher weiter steigen."

Beckenbauer euphorisch

Ähnlich bewertete die Verpflichtung auch Hannovers Präsident Martin Kind: "Bayern München hat schon mit dem Transfer von Martinez ein deutliches Zeichen gesetzt, finanziell und sportlich. Dieses Zeichen haben sie nun noch einmal getoppt", sagte er dem TV-Sender Sky Deutschland.

Bayern-Ehrenpräsent Franz Beckenbauer sprach den Münchner Vereinschefs ein ausdrückliches Lob aus. "Da muss man sagen: Hut ab!", so der einstige Vereinspräsident zu Sky. "Matthias Sammer und Guardiola - ich weiß nicht, wo es ein besseres Gespann geben könnte." Der Transfer beweise zudem den steigenden Stellenwert des FC Bayern in der Fußballwelt.

Quelle: ntv.de, bad/dpa/sid

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