Fußball

So läuft der 3. Bundesligaspieltag Guardiola lobhudelt Bayer, Tuchel ist im Flow

Josep Guardiola beim Coaching von Mittelfeldspieler Thiago.

Josep Guardiola beim Coaching von Mittelfeldspieler Thiago.

(Foto: imago/Lackovic)

Nach dem Sturz von der Spitze will der FC Bayern Platz 1 gegen einen Gegner zurückerobern, der Josep Guardiola schwärmen lässt. BVB-Coach Tuchel schwärmt auch: vom Flow seines BVB. Bremen fürchtet einen "unechten" Tabellenletzten.

Was macht Guardiolas FC Bayern?

Kühne Vermutung: Die Münchner planen die Rückeroberung der Tabellenführung. Dazu bedarf es für die Meister von Josep Guardiola am 3. Spieltag sehr wahrscheinlich eines Heimsiegs im Topspiel gegen Bayer Leverkusen, was aber rein statistisch im Bereich des Möglichen liegen sollte. Die Werkself hat mit dem starken 3:0 im Playoff-Rückspiel gegen Lazio Rom zwar sogar den Reservekanister randvoll mit Selbstvertrauen betankt. Von den letzten 25 Gastspielen in München gewannen die Leverkusener aber exakt: eins. Kleiner n-tv.de Erinnerungsservice: Das war am 28. Oktober 2012.

Andererseits: Von seinen letzten sechs Topspielen, also an Samstagen um 18.30 Uhr angepfiffenen Partien, verlor Bayer in der vergangenen Saison ebenfalls nur eins. Letztes Jahr, in München. Nungut. Bayern-Coach Guardiola hat im Team von Roger Schmidt dennoch eine "einzigartige Spielweise" entdeckt, bei dem sie viel Druck auf den Gegner ausübe. Beunruhigender dürfte aus Bayern-Sicht der Abwehr-Engpass sein, der sich durch die Verletzung von Medhi Benatia und die umstrittene Sperre von Jerome Boateng ergeben hat. "Das ist bitter. Das wird nicht einfach", bedauerte Boateng seinen Ausfall angemessen betrübt: "Jetzt haben wir nur noch Dante."

Und der würde am liebsten schon gar nicht mehr in München spielen, sondern lieber ins hübsche Wolfsburg wechseln. Auch deshalb dürfte Guardiola von einem "großem Problem" gesprochen haben. Schon fix und fertig transferiert wurden Heung-Min Son und Kevin Kampl. Der eine verließ Leverkusen für 30 Millionen Euro Richtung Tottenham Hotspur, der andere kam für 10 Millionen Euro aus Dortmund und könnte womöglich schon am Samstag für Bayer debütieren. Bei seinem ersten Debüt in München, dem furiosen Elfmeterfehlschuss-Pokal-Halbfinale, vollbrachte Kampl auf Anhieb Bemerkenswertes: Er kam, sah, - und flog.

Wie sind die Verfolgerchen aufgestellt?

Verfolgerchen, allein das Wort schon! In Dortmund werden sie darüber nur selig lächeln. Erstmals seit 2013 führt der BVB die Bundesliga-Tabelle wieder an, als einziges Team der Liga sind die Borussen noch ohne Gegentreffer und dabei wettbewerbsübergreifend erstaunlich frühformstabil. Sieben Siege in den ersten sieben Pflichtspielen einer Saison, das glückte den Dortmunder nicht einmal in den glänzendsten Glanzzeiten unter Rekordtrainer Jürgen Klopp. "Die Jungs sind im Moment sehr wach, frisch und strahlen eine große Lust aus", hat BVB-Coach Thomas Tuchel nach der 7:2-Gala gegen Odds BK festgestellt und als seine Hauptaufgabe vor dem Heimspiel gegen Hertha BSC ausgemacht, den "Flow der Spieler" nicht zu unterbrechen. Die Berliner sind wie der BVB noch ungeschlagen, haben anders als die Dortmunder aber ein Offensivproblem. In den letzten neun Ligaspielen gelang wenn überhaupt maximal ein Treffer. Das könnte knapp werden im Westfalenstadion.

Keine Verfolgerchen, sondern echte Verfolger sind der FC Schalke und Pokalsieger VfL Wolfsburg. Dem VfL kommen zwar die Offensivstars abhanden, sowohl Kevin de Bruyne als auch Ivan Perisic gehören beim Heimspiel (ab 20.30 Uhr im n-tv.de Liveticker) nicht mehr zum Kader. Coach Dieter Hecking habe das Gefühl bekommen, dass die Spieler jeweils nicht hundertprozentig konzentriert seien, teilte der Verein mit. Rein tabellarisch sind die "Wölfe" mit zwei Punkten Abstand aber so nah dran am FC Bayern wie seit Monaten nicht mehr. Auch Schalke

HSV: Lachnummer oder Auferstehung?

HSV-Coach Bruno Labbadia ist unglücklich darüber, dass die Hamburger von dem vielen Fußballmillionen derzeit nicht profitieren.

HSV-Coach Bruno Labbadia ist unglücklich darüber, dass die Hamburger von dem vielen Fußballmillionen derzeit nicht profitieren.

(Foto: imago/Michael Schwarz)

Gar nicht zum Lachen zumute war HSV-Coach Bruno Labbadia unter der Woche. Der Grund: Die Transfermillionen, mit denen in England fröhlich jongliert wird und von denen rund 80 Milliönchen (+/- 5) bald auf einem Konto in Wolfsburg landen dürften. "Wenn De Bruyne für 80 Millionen nach England geht, wird sich Wolfsburg auch irgendwo bedienen. Das trifft vor allem die Vereine schwer, die gerade nicht an den Fleischtöpfen sind", führte Labbadia aus: "Das bedeutet, dass der Abstand innerhalb der Liga immer größer wird." Hinzu kommt, dass sich der HSV bekanntermaßen seit Jahren auch noch selber abhängt. Zum Beispiel, indem er Spieler wie Artjoms Rudnevs mit Verträgen ausstattet, die angeblich 2 Millionen Euro im Jahr wert sind. Ob er seine Hamburger noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv werden lässt, will Labbadia erst nach dem Auswärtsspiel in Köln entscheiden. Ein Gegner, der dem HSV-Coach durchaus Respekt einflößt: "Köln ist  eine gute Mannschaft, die sich in diesem Jahr noch weiter verbessert  hat und sehr stabil ist."

Brisanz oder Langeweile - was passiert sonst noch?

Nach zwei Spielen noch ungeschlagen, diese Bilanz kann Aufsteiger SV Darmstadt durchaus selbstbewusst präsentieren. Nächster Gegner ist 1899 Hoffenheim, das sich am 2. Spieltag gegen den FC Bayern bekanntlich selbst besiegt hatte (Stichwort: verschossener Elfmeter in Überzahl). Nun sollen sie sich trotz Neuerwerbung Eduardo Vargas bitteschön auch von Darmstadt besiegen lassen, findet "Lilien"-Trainer Dirk Schuster: "Hoffenheims Stärke ist, dass sie blitzschnell umschalten.  Wir wollen den Punkt aus Schalke aber vergolden."

Reizvoll wird es in Stuttgart, wo Ex-Coach Armin Veh vorbeischaut. Mit jenem Klub, den er vor der Vorsaison für den VfB verlassen und zudem er nach seinem freiwilligen Rücktritt im Ländle vor dieser Saison zurückgekehrt war. Dort klingt sein Nach-Nachfolger Alexander Zorniger ein wenig so wie Veh selbst vor seinem Rücktritt. Angesichts des Fehlstarts mit null Punkten und 3:6-Toren bat er um Geduld: "Es ist wichtig  zu bedenken, dass wir in einem Entwicklungsprozess sind. Die  Leistung bisher stimmt, das Ergebnis noch nicht."

Frisch geerdet reist der FC Ingolstadt zum Bayern-Duell nach Augsburg, dem euphorisierenden 1:0-Auftaktsieg in Mainz folgte ein ernüchterndes 0:4 gegen den BVB. Trotzdem haben die Ingolstädter im Moment noch dreimal mehr Punkte als Augsburg, was  FCA-Coach Markus Weinzierl durchaus wurmt: "Wir wollen und  müssen das Spiel gewinnen, um Ingolstadt in der Tabelle zu  überholen. Das ist eine wichtige Partie und kann vor den englischen Wochen für uns richtungweisend sein."

Für welchen Trainer wird es eng?

Hannovers Coach Michael Frontzeck galt vor der Saison als Wackelkandidat Nr. 1. Nach einem Punkt aus zwei Spielen wackelt er immer noch, das Hannoveraner Umfeld murrt schon wieder - und Frontzeck murrt zurück: "Hier herrschen eine Grundstimmung und Erwartungshaltung, die ich nicht nachvollziehen kann!" Gegenüber dem RedaktionsNetzwerk zeigte sich Frontzeck auch kritisch gegenüber der Schnelllebigkeit im Trainergeschäft. Früher hätten Trainer fünf Jahre Zeit bekommen, etwas aufzubauen - heute seien es nur noch fünf Monate. "Und das ist schädlich für den Fußball. Denn dieselben Leute, die einem fünf Monate Zeit geben, reden gleichzeitig von Entwicklung und Philosophie. Wie soll das in fünf Monaten gehen?" Nächster Gegner der Hannoveraner ist übrigens Mainz, das am 2. Spieltag Borussia Mönchengladbach ans Tabellenende der Liga gestürzt hatte.

Von Tabellenplätzen lässt sich Bremens Trainer Viktor Skripnik aber nicht blenden: "Gladbach ist Gladbach und kein typischer Tabellenletzter. Sie spielen in der Champions League und haben einen breiten Kader", analysierte der Ukrainer fußballphilosophisch vor dem Heimspiel gegen die Gladbacher. Die wollen endlich Zähler, kündigte Kapitän Tony Jantschke an und appellierte an seine Teamkollegen: "In Bremen müssen wir dringend anfangen zu  punkten. Jeder, der gedacht hätte, dass es von alleine so weiterläuft wie in der Vorsaison, muss jetzt erkennen, dass es nicht so ist." Allerdings: Auch 2008 starteten die Gladbacher mit zwei Niederlagen, erst dann gab es Punkte: gegen Bremen.

Wer spielt das beste Phrasenschach?

"Was soll ich mich um 14 Uhr über BATE Borissow, Karabach, über Dnjepr Dnjepropetrowsk und über Florenz äußern, wenn wir morgen gegen Ingolstadt spielen?" Augsburgs Trainer Markus Weinzierl ist tipptipp fokussiert.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen