So läuft der Bundesligaauftakt Guardiola warnt, Klopp lacht Immobile froh
22.08.2014, 12:47 Uhr
"Laufen. Und einfach spielen. Und laufen, laufen": Münchens Trainer Josep Guardiola und David Alaba.
(Foto: imago/Ulmer)
Geht es nach Josep Guardiola, steht sein FC Bayern kurz vor dem Abstieg aus der Fußball-Bundesliga. Zu viele Verletzte, und überhaupt sind nach der WM alle müde. Dennoch spricht viel dafür, dass die Münchner wieder Meister werden. Oder?
Wie hoch gewinnt der FC Bayern?
Ob's wohl spannend wird? Heute beginnt die 52. Saison der Fußball-Bundesliga, und wieder lautet die erste Frage vor jedem Spieltag: Wie hoch gewinnt der FC Bayern? Trainer Josep Guardiola hat zwar in den vergangenen Wochen viel dafür getan, die Erwartungen zu dämpfen. "Wir sind nicht in der idealen Situation. Also müssen wir versuchen, eine andere Lösung zu finden. Die Lösung heißt laufen. Und einfach spielen. Und laufen, laufen." Sagen wir es so: Vor dem Spiel gegen den VfL Wolfsburg steht noch alles auf null. Aber auch wenn einige Spieler verletzt sind: Seine Münchner sind mit ihrem Luxuskader der große Favorit. Wieder einmal. In den vergangenen beiden Jahren demütigten sie die Konkurrenz und gewannen die Meisterschaft mit 25 und 19 Punkten Vorsprung.
Es kann gut sein, dass der Abstand in dieser Saison etwas geringer ausfällt. Aber Meister werden nur die Bayern, es wird der dritte Titel in Folge, die 25. Meisterschaft insgesamt. Was nicht heißt, dass die Liga langweilig wird, in Dortm und jedenfalls hoffen sie nach dem folkloristisch angehauchten Verbalscharmützel vor dem Start auf einen ernsthaften Zweikampf auch auf dem Rasen. Schließlich geht es ja für den Rest der Bande noch um zwei weitere Plätze in der Champions League, um die Europaliga und gegen den Abstieg. Irgendwas passiert immer, keine Sorge. Und es gibt immer noch die Hoffnung, dass wir uns irren und der Titelkampf total spannend wird. Das ist ja das Schöne: Keiner weiß, wie es ausgeht. Deswegen gehen alle hin.
Wie weltmeisterlich sind die Verhältnisse?

Hat zwar in Brasilien keine Minute gespielt, ist aber dennoch Weltmeister: Kevin Großkreutz.
(Foto: imago/Moritz Müller)
Rio de Janeiro, 13. Juli: Nach dem Sieg in der Verlängerung gegen Argentinien ist die deutsche Nationalmannschaft erstmals seit 1990 wieder Weltmeister. Und die Bundesliga darf sich nun höchst inoffiziell Weltmeisterliga nennen. Das klingt gut und ist auch gut fürs Geschäft. 23 Weltmeister gibt es. Mit Per Mertesacker, Miroslav Klose, Shkodran Mustafi, Sami Khedira, Toni Kroos, Mesut Özil, Lukas Podolski und André Schürrle spielen allerdings acht Profis im Ausland. Bleiben der Bundesliga also 15 Spieler, die mit der deutschen Nationalmannschaft in Brasilien den Titel gewonnen haben. Der Münchner Bastian Schweinsteiger ist verletzt, sein Kollege Jérôme Boateng ist gesperrt, Dortmunds Mats Hummels darf sich noch ausruhen, vielleicht verzichtet Trainer Jürgen Klopp auch auf Torhüter Roman Weidenfeller. Kurzum: Zumindest elf Weltmeister werden beim Saisonstart auf dem Platz stehen. Vier davon in Reihen des FC Bayern: Torhüter Manuel Neuer, Philipp Lahm, Mario Götze und Thomas Müller. Hinzu kommen Erik Durm, Kevin Großkreutz und Zugang Matthias Ginter vom BVB, die Schalker Benedikt Höwedes und Julian Draxler, Hannovers Torwart Ron-Robert Zieler sowie der Mönchengladbacher Christoph Kramer.
Was passiert sonst noch?
Es treffen sich am Samstag zwei selbsternannte Jäger des FC Bayern im Westfalenstadion. Und meinen es die Dortmunder ernst mit dem Zweikampf um die Tabellenspitze, wäre ein Sieg gegen Bayer Leverkusen hilfreich. Es ist eine Partie zweier ambitionierter Teams, die in dieser Saison das erste Erfolgserlebnis bereits hinter sich haben. Der BVB und ihr Trainer Jürgen Klopp gewannen gegen die Bayern den nationalen Supercup, die Leverkusener mit Erstliga-Neuling Roger Schmidt haben am Dienstag das Hinspiel um einen Platz in der Champions League beim FC Kopenhagen mit 3:2 gewonnen. Schmidt freut sich auf seine Bundesligapremiere und sagt: "Es gibt fast nichts Schöneres, als in Dortmund zu spielen." Das findet auch Ciro Immobile, Dortmunds neuer Angreifer und damit Nachfolger des nach München gewechselten Robert Lewandowski. "Ich habe mich sehr gut eingelebt, ich lebe in einer kleinen Villa in Unna", sagte er der italienischen Zeitung "La Repubblica". Klingt überragend, es kommt aber noch besser: "Hier ist der Fußball noch zuallererst ein Vergnügen." Dafür sorge Jürgen Klopp. "Er ist ein sehr charismatischer und herzlicher Trainer, er sucht den Kontakt mit den Spielern. Er hat ein unglaubliches Lachen, ansteckend." Fröhlicher ist lange keine Mannschaft mehr in eine Saison gestartet, das zumindest haben die Dortmunder den Bayern voraus.
Welche Mannschaft überrascht?
Der SC Paderborn. Mit dem FSV Mainz kommt am Sonntag eine Mannschaft zum Aufsteiger nach Ostwestfalen, der bereits eine Krise nachgesagt wird, obwohl die Saison noch gar nicht richtig begonnen hat. In der Qualifikation zur Europaliga ist das Team des neuen Trainers Kasper Hjulmand gegen die Griechen von Asteras Tripolis ausgeschieden, im DFB-Pokal setzte es eine epische Niederlage im Elfmeterschießen beim Drittligisten in Chemnitz. Hjulmand hat die Zeichen der Zeit erkannt: "Das Wichtigste ist jetzt, dass wir in der Bundesliga punkten. Ich werde meiner Philosophie treu bleiben und weiter hart arbeiten." Und Paderborn? Nach dem Pokalaus bei RB Leipzig können auch sie sich auf ihre erste Saison in Deutschlands höchster Spielklasse konzentrieren. Das ist ein Ereignis, deshalb hat Trainer André Breitenreiter auch keine Lust, sich die Freude über die Bundesliga verderben zu lassen. "Wir haben überhaupt nicht enttäuscht und es gibt keinen Grund, jetzt die Köpfe hängen zu lassen." Sich selbst bezeichnen die Paderborner als "krasseste Außenseiter der Geschichte". Gemessen daran ist jeder gewonnene Punkt eine Überraschung.
Für welchen Trainer wird es eng?
Thomas Tuchel darf mit Fug und Recht schon vor dem ersten Spieltag als das Gespenst der Saison bezeichnet werden. Nach seinem etwas unrühmlichen Abgang in Mainz geistert er immer dann als Kandidat durch die Liga, wenn es irgendwo nicht läuft. Ob er nun gleich wieder beim FC Schalke im Gespräch ist? Die Gelsenkirchener sind ja in dieser Woche beim Drittligisten Dynamo Dresden aus dem DFB-Pokal ausgeschieden. Am Samstag nun steht die Partie bei Hannover 96 an. Jede Wette: Verliert der S04, beginnt gleich wieder die Diskussion um Trainer Jens Keller und irgendjemand bringt den Namen Tuchel ins Spiel. Oder wie es Jens Keller in gewohnt fatalistischer Manier formulierte: "Es ist spannend, was jetzt passiert. Und es ist spannend zu sehen, dass nach so einem Spiel direkt alles umgeworfen wird. Ich habe hier auf Schalke die meisten Punkte in einer Rückrunde geholt."
Wo wird es brisant?
Wenn sich am Samstag in Müngersdorf der Aufsteiger 1. FC Köln und der Fast-Absteiger Hamburger SV treffen, dann trifft Tradition auf Tradition. Was beide eint, ist die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. "Die Zeit seit dem Aufstieg war unglaublich lang. Wir sind froh, dass es jetzt endlich losgeht", sagte Kölns österreichischer Trainer Peter Stöger vor seinem ersten Spiel als Bundesliga-Trainer. "Wenn man aus dem Ausland nach Deutschland kommt und ein Jahr hier gearbeitet hat, ist der HSV eine ganz große Nummer." Hatten wir erwähnt, dass der Effzeh nach dem souveränen Aufstieg dieses Mal ganz bestimmt seriös weiterarbeiten will und es in dieser Saison nur gegen den Abstieg geht? Alles wie immer also in Köln. Und der HSV? Hat mit Dietmar Beiersdorfer einen neuen Chef, der seriös arbeiten und mutmaßlich mit dem Abstieg nichts zu tun haben will. Nur festlegen will er sich nicht: "Das wahre Leistungsvermögen können wir alle noch gar nicht richtig einschätzen. Da blicken wir im Winter sicher besser durch"
Wer spielt das schönste Phrasenschach?
"Es ist eine neue Situation, als Weltmeister in eine Saison zu gehen." Sagt Philipp Lahm, der Kapitän des FC Bayern und nun Ex-Nationalspieler. Er war wohl 1990 und 1974 noch nicht dabei.
Quelle: ntv.de