Brutaler Tritt gegen Stuttgarts Ulreich Guerrero winkt Acht-Spiele-Sperre
05.03.2012, 15:17 Uhr
Ball gespielt? Paolo Guerrero sagte hinterher, das hätte er gar nicht vorgehabt.
(Foto: dpa)
Mit Anlauf tritt Stürmer Paolo Guerrero dem Stuttgarter Torwart Sven Ulreich bei der Hamburger 0:4-Heimklatsche in die Kniekehle. Der VfB-Keeper bleibt zwar unverletzt. Die Empörung ist dennoch groß, auch bei HSV-Idol Uwe Seeler. Der DFB will es nicht bei einer normalen Rot-Sperre belassen. Reue zeigt Guerrero nicht.
Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat eine Sperre von acht Spielen für Paolo Guerrero vom Fußball-Bundesligisten Hamburger SV gefordert. Der 28 Jahre alte Peruaner hatte am Samstag im Bundesliga-Spiel (0:4) gegen den VfB Stuttgart Torhüter Sven Ulreich brutal gefoult. Der HSV hatte bis 14.00 Uhr am Montag Zeit für eine Stellungnahme. Der HSV-Vorstandsvorsitzende Carl-Edgar Jarchow bestätigte den Kontrollausschuss-Antrag. Der Verein prüfe nun, ob er eine schriftliche Stellungnahme abgebe, sagte Jarchow dem NDR-Rundfunk.
Der Tritt des Stürmers mit Anlauf in die Kniekehle von Ulreich hatte in der Bundesliga für einen Aufschrei der Entrüstung gesorgt, zumal Guerrero anschließend keine Reue zeigte. "Ich kann nicht behaupten, dass ich den Ball spielen wollte", sagte der Peruaner, "in diesem Moment habe ich nicht nachgedacht. Ich war frustriert. Aber solche Sachen passieren nicht nur mir. Und ehrlich gesagt, kann ich die ganze Aufregung jetzt nicht so ganz verstehen. Der Torwart ist doch aufgestanden und konnte weiterspielen, er hat sich nicht verletzt."
HSV-Idol Uwe Seeler verurteilte den brutalen Tritt hingegen hart. "Das ist ein Kurzschluss gewesen, dafür gibt es keine Entschuldigung", sagte der 75-Jährige der dpa. "Irgendwann muss er ja mal dazulernen." Es sei an der Zeit, dass der HSV ihm sehr deutlich klarmache, dass "er sich so etwas nicht mehr erlauben darf. Paolo hätte ihm ein Bein brechen können. Wenn ich 50 Meter anlaufe, das geht gar nicht", sagte der ehemalige Nationalstürmer. Guerrero sei gut beraten, sich "mehr als zu entschuldigen". Er schade in der derzeitigen Situation vor allem der Mannschaft des Bundesliga-13.
Aussprache mit Coach Fink
Trainer Thorsten Fink zitierte Guerrero zur Aussprache. "Natürlich werden wir Paolo bestrafen. Wenn einer eine Rote Karte bekommt, wird er immer bestraft. Aber es war seine erste und er hat nicht nachgetreten und nicht nachgeschlagen", sagte der Coach. "Wir wollen ihn nicht in Schutz nehmen, aber er ist kein Wiederholungstäter. Wir wollen nichts verharmlosen, aber wir wollen es auch nicht schlimmer machen, als es ist", führte Fink aus.
Guerrero war bereits im April 2010 nach seinem Wurf mit einer Plastikflasche auf einen Zuschauer für fünf Spiele gesperrt worden. Damals sollen sich die Strafen von Verein, Verband und Gericht auf etwa 180.000 Euro belaufen haben. Bei einer Acht-Spiele-Sperre könnte der mit mehr als vier Millionen Euro bestverdienende HSV-Profi seinem Team nur in den letzten beiden Saisonpartien gegen Mainz und beim FC Augsburg wieder zur Verfügung stehen.
Ginge es nach Ex-Nationalspieler Dietmar Hamann, ist die Spielzeit für Guerrero beendet. "Den muss man aus dem Verkehr ziehen. Es ist angebracht, dass man ihn in dieser Saison gar nicht mehr sieht", sagte er bei Sky90. DFB-Sportdirektor Matthias Sammer übte in derselben Sendung ebenfalls harsche Kritik: "Er hat einen unverzeihlichen Fehler gemacht. Wenn das passiert ist, sollte man mit Abstand die Größe aufbringen zu argumentieren, dass die Dinge einem leid tun. Deshalb ist es unverzeihlich!"
Quelle: ntv.de