Minusrekord und Schießbude der Liga HSV-Krise verschärft sich gegen Hertha
08.02.2014, 20:43 Uhr
Dieses war Ramos' erster Streich, und der zweite folgte sogleich.
(Foto: imago/Eibner)
Bundesliga-Dino Hamburger SV taumelt Richtung Abstieg. Auch im Heimspiel gegen Hertha BSC kann der Nordclub den Abwärtstrend nicht stoppen. Schon zur Pause ist ein neuer Negativrekord besiegelt. Nach dem Spiel lassen die Fans ihre Wut an den Profis aus.
Der Hamburger SV trudelt immer weiter Richtung Abstieg aus der Fußball-Bundesliga und hat einen traurigen Vereinsrekord aufgestellt. Die Hanseaten verloren ihr Heimspiel gegen Hertha BSC mit 0:3 (0:3) und liegen nach historischen sechs Pleiten in Serie damit weiter auf dem vorletzten Tabellenplatz. Noch nie in seiner 51-Jährigen Bundesliga-Geschichte hat der HSV zuvor sechs Spiele nacheinander verloren.

Verzweiflung pur: HSV-Keeper Rene Adler spielt in einem Verein ohne Abwehr.
(Foto: imago/Michael Schwarz)
Zweimal Torjäger Adrian Ramos (23., 38 Minute) und Sami Allagui (16.) erzielten vor 48.593 Zuschauern in der Arena im Volkspark die Treffer für die Gäste, die damit 2014 ihren ersten Sieg verbuchten. Die Berliner können nach verpatztem Rückrundenauftakt mit zwei Niederlagen aufatmen. Sie rangieren im Mittelfeld der Eliteliga und richten den Blick sogar wieder zu den internationalen Startplätzen.
Delikate Job-Garantie
Beim Krisen-HSV verschärft sich die desaströse Situation dagegen weiter. Hält sich aber der HSV-Vorstand an seine Worte der vergangenen Tage, muss Trainer Bert van Marwijk auch nach dem nächsten schwachen Auftritt nicht um seinen Posten fürchten. Einen Rücktritt schloss van Marwijk nach dem Hertha-Spiel aus. "Ich bleibe Trainer, ich resigniere nicht und gebe nicht auf. Ich bin verantwortlich, aber stehe auch vor der Truppe", sagte der 61 Jahre alte Niederländer.
Mit Einzel- und Teamgesprächen sowie Sonderschichten im Training hatte er die Hamburger auf das wichtige Duell im Kampf um den Klassenverbleib vorbereitet. Nach einem Mannschaftsabend schwor Kapitän Rafael van der Vaart: "Wir steigen 100-prozentig nicht ab!" Trainer van Marwijk hatte seine Profis aufgefordert, nicht mehr "zu lieb zueinander" zu sein.
Die erhofften Trotzreaktion des HSV war nur in den ersten Minuten zu sehen. Da zeigten die Profis Leidenschaft und Kampfgeist, ohne allerdings gefährlich zu werden. Selbst aus dem verletzungsbedingten Fehlen von Hertha-Kapitän und Abwehrchef Fabian Lustenberger konnten die Gastgeber keinen Nutzen ziehen.
Adler hält, die Abwehr patzt
Eigentlich hätte eine Aktion von HSV-Torhüter René Adler, der nach überstandener Sprunggelenksverletzung wieder ins Team zurückgekehrt war, das Signal zum Aufbäumen sein können. Er parierte in der 15. Minute einen von Heiko Westermann verschuldeten Foulelfmeter von Ramos. Doch wenige Sekunden später patzte die HSV-Abwehr wie so oft in letzter Zeit, und Allagui beförderte den Ball zum 1:0 für Hertha ins Tor.
Danach wurden die Gastgeber gegen die keineswegs brillierenden Gäste immer nervöser. Sie wollten zwar, aber sie konnten nicht. Verunsichert gingen die Profis in die Zweikämpfe, verloren diese zumeist und leisteten sich reihenweise technische Fehler. Die Torgefahr tendierte gegen null. Vor allem Jacques Zoua verstolperte den Ball ein ums andere Mal. Er traute sich erst gar nicht, aufs Tor zu schießen. Hertha-Leihgabe Pierre-Michel Lasogga, der mit neun Toren gefährlichste HSV-Stürmer, saß nach auskuriertem Muskelfaserriss nur auf der Bank.
Fans werfen Bierbecher
Als Innenverteidiger Johan Djourou, der den Platz des nervlich angeschlagenen 17-jährigen Jonathan Tah in der Startelf eingenommen hatte, Hertha-Torjäger Ramos zum 2:0 einköpfen ließ, war es endgültig um die Hamburger geschehen. Die Berliner zogen fortan ihr Kombinationsspiel auf, der HSV lief hinterher. Schließlich ließ Ramos seinen Gegenspieler Djourou erneut stehen und schoss zum 3:0 ein.
Nach dem Spiel ließen frustrierte Fans ihre Wut an der Mannschaft aus. Hunderte Anhänger blockierten am Stadion die Ausfahrt des Spielerparkplatzes, die Polizei musste zur Sicherheit aufmarschieren. Besonders Kapitän Rafael van der Vaart bekam den Zorn der Fans zu spüren, der Niederländer wurde beschimpft und mit Gegenständen beworfen. Feuerzeuge und Bierbecher flogen ihm entgegen.
Erst nach 20-minütiger Diskussion beruhigte sich die Lage. Auch der Hertha-Bus, sicherheitshalber innerhalb der Arena verblieben, fuhr um 22.00 Uhr schließlich Richtung Berlin ab. "Das muss man offensiv angehen. Dass uns die Fans nicht um den Hals fallen, war klar", sagte HSV-Vorstandschef Carl Jarchow, der sich den Fans ebenfalls gestellt hatte.
Quelle: ntv.de, cwo/dpa